Das Kind vom ersten Stock

Ballade zum Thema Begegnung

von  Prinky

Er eilte nicht nach Haus zu kommen,
denn dort gab es öfter Streit.
Also ging er ganz in Ruhe,
ausgeglichen und befreit,
durch die Straßen der Gemeinde,
bis er kam zu jenem Haus.
Aus dem Fenster einer Wohnung
schaute doch ein Kind heraus!?

Dieses schaute nicht sehr glücklich,
eher traurig, tendenziös,
irgendwie extrem befangen,
aber überhaupt nicht bös`.
Fast vergessen, ging er weiter,
als es schon am Rande stand.
Wo es sich, im zweiten Stocke,
in Lebensgefahr befand.

"Holla, bitte, halt dich feste,"
rief dem Kind er ängstlich zu.
"So ein Sprung kann tödlich enden,
hörst du mich, hallo...huhu!?
Doch dem Kind schien das nicht wichtig,
und schon sprang es irritiert.
Er begann schon fast zu hetzen,
war von jener Tat gerührt.

Sah, als er zum Boden blickte,
weder Blut, noch jenes Kind.
Rieb sich die genässten Augen,
dachte schon, er wäre blind.
Auch das Fenster war geschlossen,
stand da gerade nicht ein Kind?
Sind doch meistens nur die Alkis,
die am phantasieren sind...

"Dreizehn Jahre sind vergangen,"
sprach ihn der Hausmeister an.
"Dreizehn Jahre ohne Kevin,"
als ihm eine Träne rann.
"Meine Frau war nur am trinken,
und ich selber nie zuhaus.
Kevin konnte so nicht leben,
ging nicht mehr zum Spielen raus.

Also ist er dann gesprungen,
dreizehn Jahre ist das her!"
Er besah sich diese Szene,
wo war nun der Hausmeister?
Eine Nachbarin erzählte
von des Vater Tod danach,
von dem Schicksal der Familie,
das über alle reinbrach.

Nur die Mutter lebt noch immer,
sagte sie ihm, ohne Stolz.
Saufend wär sie am vergessen,
hier, mal dort, im Unterholz,
auf den Bänken an der Metro,
und im Bahnhof, irgendwo!
Ohne Sinn für echte Geister,
aber sicherlich nicht froh.

Dann ist er nach Haus gegangen,
war nun öfter für sie da.
Hat Familie ernst genommen,
die er wieder öfter sah.
Ließ die Arbeit auch mal ruhen,
nahm sich Zeit für Frau und Kind.
Manchmal festigt die Begegnung
Ehen die zerbrechlich sind.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (44)
(22.01.12)
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 Prinky meinte dazu am 22.01.12:
Ey...:-)
Manchmal weiß man erst seine eigene Beziehung zu schätzen, wenn man mal erlebt hat wie es anderswo abgeht, bzw. abging.
Grüß dich...Micha
(Antwort korrigiert am 22.01.2012)

 Didi.Costaire (23.01.12)
Eine bewegende Geschichte, die nahegeht.
Liebe Grüße, Dirk

 Prinky antwortete darauf am 23.01.12:
Geschichte sind etwas wunderbares. Freue mich immer, wenn sie so ankommen, daß das Feedback positiv ankommt.
Danke Dirk---
---Micha

 SapphoSonne (11.08.13)
Beeindruckend. Wünschte manchmal würde so ein Erlebnis ausreichen, um sich zu besinnen ...
LG Sappho

 Prinky schrieb daraufhin am 11.08.13:
Ja, wie gesagt, schreiben und die Wirklichkeit sind zwei Schuhe, die leider nicht passen.
Liebe Sonne, alles Gute!
Und danke für den Klick. Micha
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