Mein Dibbuk

Gedankengedicht zum Thema Psyche

von  ViktorVanHynthersin

Mal sitzt er mir
im Ohr oder auf der Zunge,
stellt mir ein Bein,
führt mir die Hand,
läuft mir über die Stirn
oder reitet meinen Schwanz.

Zaddik, ich flehe dich an,
finde zehn brave Männer.
Sprecht die Gebete,
verbrennt das Räucherwerk,
blast auf dem Schofar
und erlöse mich!


Anmerkung von ViktorVanHynthersin:

Anmerkungen:

Ein Dibbuk (auch Dybuk oder Dybbuk genannt; Pl. Dibbukim; hebräisch דיבוק = „Anhaftung“) ist nach jüdischem Volksglauben ein oft böser Totengeist, der in den Körper eines Lebenden eintritt und bei diesem irrationales Verhalten bewirkt.

Zaddik: hebräisch für „Gerechter“
Schofar: Musikinstrument aus Widder- oder Kuduhorn

Die Erscheinungen, die mit dem Glauben an die Dibbukim und die Geschichten über sie zusammenhängen, werden in der modernen Medizin und Psychologie oft als Fälle von Hysterie und bisweilen als Ausbrüche von Schizophrenie bezeichnet.

Quelle: wiki

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Kommentare zu diesem Text


 irakulani (27.01.12)
Haben wir nicht alle unsere Dibbukim? Die meisten unter uns nennen sie nicht so, leben mit ihnen im Verborgenen – und sind weder hysterisch noch schizophren.

Lasst uns den „bösen Geistern“ ruhig wieder Namen geben. Über einen Dibbuk kann man sich ärgern, mit ihm kann man streiten. Der Umgang mit ihnen, unterstützt mit einem bisschen Humor und Selbstironie, macht uns zu dem was wir sind: Menschen mit Vergangenheit und Zukunft.

Lieber Viktor, dein Gedicht macht mir Mut mich mit den bösen Geistern zu stellen!

L.G.
Ira

 EkkehartMittelberg (27.01.12)
Der Dibbuk gehört zwar zum jüdischen Volksglauben, doch wir kennen diese quälende Anhaftung auch, ohne ein konkretes Bild dafür zu haben. Wenn überhaupt ist der Nachtmahr mit ihm vergleichbar.
Mir war er aus den Erzählungen von Isaac Singer bekannt, wo er gelegentlich erwähnt wird.
Ich finde, du hast die Obsession durch den Dibbuk sehr anschaulich ins Bild gesetzt, Viktor.
Herzlichst
Ekki

 FloravonBistram meinte dazu am 20.02.12:
Oh schön, hier Singer zu begegnen. Ich bekam seine Bücher Verloren in Amerika und Eine Kindheit in Warschau in den 80er Jahren von meiner Tante geschenkt. LG Flo

 princess (27.01.12)
Lieber Viktor,

die Vorstellung, das eigene Verhalten sei durch einen "bösen fremden Geist" gesteuert, ist irgendwie praktisch ... wenn man denn auf Fremdbestimmung steht. Ich meine eher, dass jeder Mensch eine Menge durchaus widersprüchlicher, auch ungeliebter Impulse in sich trägt, deren Integration eine mitunter recht anstrengende Herausforderung ist. Ob Räucherwerk und Schofar zur Erlösung führen? Keine Ahnung!

In jedem Fall: Ein interessanter Gedankenanreger, dein Text!

Liebe Grüße, Ira

P.S. Vorletzte Zeile: *blast* (da ist dir ein s zuviel hineingerutscht)
magenta (65) antwortete darauf am 27.01.12:
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Skandia (43)
(27.01.12)
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 loslosch (27.01.12)
ist der appell denn nicht geschlechtsübergreifend (reitet meinen Schwanz)? oder verwandelt sich die person mental in ein rasendes tier, eine furie?

glatter liest sich:

... Mal sitzt [d]er mir
im Ohr, mal auf der Zunge, ...

nach ... Bein ... sollte komma folgen.

ein böser geist (dibbuk) führte viktors finger! lothar

 ViktorVanHynthersin schrieb daraufhin am 27.01.12:
Vielen Dank für die Hinweise und die Empfehlung, lieber Lothar.
Herzliche Grüße
Dibbu und Viktor
magenta (65)
(27.01.12)
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Gruszka (62) äußerte darauf am 27.01.12:
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 moonlighting (27.01.12)
Ich schicke dir einmal meinen Dibbuk ...den habe ich gezähmt....

LG
Moonlight
(Kommentar korrigiert am 27.01.2012)

 FRP ergänzte dazu am 27.01.12:
Ah, Dibbuk heißt dieser lästige Kerl also,
der mir so altvertraut. Die 10 Gerechten sollen
für mich beten, und bei Gelegenheit an
der Klagemauer fürbitten. Adonai,
bitte erlöse mich vom Dibbuk - oder so.

Gelungen, und gern gelesen.
AronManfeld (43)
(27.01.12)
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SigrunAl-Badri (52)
(27.01.12)
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 Momo (27.01.12)
Der eine hält eine Geisel in seinem Keller gefangen und der andere hat einen Dibbuk. ;)

Dein Gedicht erinnert mich an einen Film, den ich einmal auf Arte sah, eine Tragikkomödie über einen streng gläubigen Juden, den die Verführungen des Geldes und der Liebe in den Wahnsinn trieben. Leider weiß ich den Titel nicht mehr. Sein Moralkodex und die Bedürfnisse und Leidenschaften seines kleinen Menschleins klafften einfach zu weit auseinander, oder war es der Dibbuk …? :)

Liebe Grüße
Momo
baerin (53)
(27.01.12)
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JowennaHolunder (59)
(28.01.12)
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 duluoz (01.02.12)
hallo Viktor, wirklich real beschrieben, dieses unangenehme gefüh,.irgendetwas stört dich... kurz und sehr prägnant...sehr gerne gelesen...BEST...duluoz...

 FloravonBistram (20.02.12)
Der Dibbuk von Salomon Anski...ein Stück, das ich vor Jahren im Theater sah.
Passend für unsere zeitweisen Empfindungen von Dir dargestellt.
LG Flo

 Dieter Wal (03.03.12)
Funktioniert ein jüdischer Exorzismus echt nur mit 10 Männern? Wäre in der Tat ein Vorteil unter Katholiken.

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 03.03.12:
Damit ein jüdischer Gottesdienst (in diesem Fall zum Austreiben des Dibbuks) abgehalten werden kann, benötigt es 10 erwachsene Männer, die mind. 13 Jahre alt sind, d.h. dass sie das Fest Bar Mizwa begangen haben müssen.

 waldmädchen (10.04.12)
duftende rosenblätter auf gepeinigtem blut
silvia
Gedankenwut (21)
(15.05.12)
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