Sallys Haus (8)

Erzählung zum Thema Geister

von  Prinky

Man war gerade im Begriff die Treppe hochzusteigen, als sie plötzlich ein lautes Geschrei, welches aus der Küche kam, daran hinderte.
"Indira...Jule, was ist denn hier los," sagte Karen, als sie mit ihrem Mann die Küche betrat.
"Nichts Oma," sagte Indira mit errötetem Kopf.
"Aber klar doch Oma," entgegenete Jule wütend.
"Indira ist stinksauer, weil ich hier immer noch ausziehen will."
"Moment," meinte Myles, als er irritiert zu den zweien blickte. "Ich wußte gar nicht, daß ihr Zwistigkeiten habt. Ich und Oma waren schon der Meinung, daß ihr euch alle freut, hier wohnen zu dürfen...
Dem scheint aber nicht so."
Jule warf das Trockentuch mit ihrer rechten Hand auf das Spülbecken. "Scheisse...hier habe ich keine Freunde, nur meine scheiß Family, super..."
Indira nahm Oma`s Hand, und schmiegte sich eng an sie. Es schien so zu sein, als wären Sam und Indira die einzigen, die sich eine gewisse Normalität erhalten hatten. Jule blickte mit leichter Abscheu nach Indira. "Ja, heul dich aus, sagte sie wütend.
"Am besten nehmen die dich gleich mit, und auch, wenn ich gerne weg wollte...nein, ich fahre nicht mit! Lieber gehe ich hier als alte Jungfer ein, als mich so wie Indira zu geben. Bäh..."
Jule verließ die Küche, und ließ sich auch von Pater Francis nicht aufhalten, der regungslos im Türrahmen verharrte. Plötzlich huschte ein Schatten durch die Küche. Sekundenschnell, und dann war es auch schon wieder vorbei. Alle sahen sich an, und Indira gab dem Schweigen ihre entspannte Ruhe. "Das war wohl Sally! Sie wohnt hier, seit wann?" Sie hatte die Frage gehört.
"Ich weiß nicht, seit Jahrhunderten? Ich weiß nicht, aber sie ist harmlos. Glaube ich zumindest."
"Ich denke, sie sollte zur Ruhe kommen," meinte der Pfarrer seltsam entspannt.
"Meint ihr nicht, das sie das Haus der Lebenden verlassen sollte? Das sie nach Hause sollte, dorthin, wo ihre Familie, ihre Lieben jetzt sind?"
"Das wäre wohl das vernünftigste," warf Myles in den Raum, und Karen nickte mit ihrem Kopf.
"Sie ist es nicht alleine, die hier rumspukt," meinte Indira plötzlich. "Da ist noch etwas in unserem Haus. Ich weiß nicht genau, aber dieses Gespenst ist nicht so harmlos wie Sally. Nein, viel böser, aber was und wer es ist, ich weiß es nicht!

"Richard Hanson...na klar," meinte Myles plötzlich.
"Er muss der böse Geist sein."
"Richard wer," klagte Indira, die immer noch unter Oma`s Arm Schutz suchte.
"Richard Hanson war der Vater von Sally," sagte Myles in ruhigem Ton. "Er war es, der sich hier im Haus tötete, nachdem seine Frau, und auch Sally gestorben waren. Und ich glaube, das er einfach nur wütend ist. Wütend, das seine Familie nach einer Verkettung unglücklicher Umstände starb. Und er gönnt den Lebenden einfach kein Leben in Frieden."
Pater Francis nickte.
"Erst dann, wenn Richard seinen Frieden findet, wird auch Sally ihr Spuken aufgeben. Sag mal Indira, hast du auch mal einen weiblichen Geist gesehen, der die Mutter von Sally sein könnte?
Indira verneinte.
Und Pater Francis sah nach Myles und Karen, und man las in seinem Blick die eigenartige Frage nach der stillen Mutter.
"Komisch," meinte er, "aber warum geistert die Mutter hier weniger, sprich`überhaupt nicht herum? Sie gehörte doch auch zu dieser Tragödie?"
Doch eine Antwort konnte ihm niemand geben. Es lag eine merkwürdige Ruhe über ihnen und um sie herum. Myles kniete sich vor Indira, und hielt ihre ruhigen Hände ganz feste in seinen.
"Wir werden mithilfe des Paters all den Spuk und auch das seltsame Verhalten der anderen hier verändern Indira. Schätzchen, du wirst sehen! Wir werden Ma und Pa und Jule wieder auf normales Level runterfahren, und Sam wird es verkraften, nicht mehr mit Sally spielen zu können"
Indira sah ihren Opa lange an.
Dann löste sie sich aus seinem Griff, und meinte mit ruhigem Ton:
"Auf jetzt, dann wird es jetzt Zeit!"

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