Hinter deinen Augen - Teil 5

Kurzgeschichte zum Thema Leben/Tod

von  MrDurden

Das Wasser scheint den Motorblock erreicht zu haben. Kein Röhren mehr, nur eisiger Fluss, der langsam den Innenraum meines 71er Mustang flutet. Kein Ausweg, keine Möglichkeit an den Geldkoffer zu kommen und Allie das Leben zu retten. Und es scheint wahr, dass wir alle einsam sterben. Egal ob geliebt oder nicht.

Verzweifelt versuche ich, mein Gesicht über der Wasseroberfläche zu halten, die mittlerweile meinen Brustkorb erreicht hat. Vielleicht wird sie nie erfahren, wofür ich gestorben bin. Vielleicht wird sie bis zu ihrem Ende glauben, dass ich sie im Stich gelassen habe. Und das habe ich. Ich hätte bei ihr bleiben sollen, statt all das Geld zu verzocken. Hätte neben ihr einschlafen sollen, statt zu fürchten, sie würde bald nicht mehr wissen wer ich bin. Und ich hätte sie stützen sollen während sie dem unvermeidlichen ins Auge sah. Doch es ist zu spät.

Ein letztes Mal hole ich Luft während das kalte Wasser über meinem Kopf zusammenschlägt. Dunkelheit. Vor und hinter mir tiefe Schwärze, zögerlich durchbrochen vom silbernen Licht des Vollmondes. Keine Schwerkraft, keine Luft zum atmen. Und ich lasse es in meine Lungen. Krämpfe. Todeskampf. Stille. Die Einbildung einer Stimme in der Finsternis, kurz bevor ich das Bewusstsein verliere. Vertrauter Klang. Erlöschte Augen.

Kann nicht hören und nicht sehen. Bin alleine, niemand hier. Ferne Stimme, wer mag das sein. Druck auf meinem Herzen. Fäuste auf meinem Brustkorb. Wasser strömt aus Mund und Nase. Krämpfe, Hustanfall, vertrauter Klang. Langsam komme ich zu mir. Ölverschmierte Hände halten mein Gesicht.

„Verdammt, hast du mir einen Schrecken eingejagt. Was zum Teufel ist passiert? War gerade in Delray um zu hören wie alles gelaufen ist.“

Wie ich bereits sagte, in einer Stadt wie Detroit tut man gut daran jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann, dem man vertrauen kann. Hals und Lunge brennen wie Feuer. Langsam setze ich mich auf und bemerke erst jetzt den Aluminiumkoffer neben mir. An Wills Schulter gestützt und mit 75.000 Dollar im Schlepptau hinke ich nach Hause zu meiner Allie. Und zögerlich durchbricht das silberne Licht des Mondes die Dunkelheit der Nacht.

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Kommentare zu diesem Text

Arebina (19)
(04.05.12)
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 MrDurden meinte dazu am 04.05.12:
Eigentlich bin ich selbst kein Fan von Happy Ends. Aber hier war es nötig. Hätte mir selbst sonst nicht gefallen. Wäre zu böse gewesen
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