Traumreise - die Erste

Brief zum Thema Liebe, vergangene

von  Pingui

Kennst du das Gefühl, wenn auf einmal alles in deinem Leben einen Sinn ergibt? Verstehst du, was ich meine, wenn dir alles klar und deutlich erscheint? Lange, lange habe ich gebraucht, bis ich verstanden habe, was gut und was schlecht ist – was ich wirklich will – und was ich tun muss. Träume bleiben oft unantastbar. Was würde ich nur dafür geben, um einmal durch die Zeit zu reisen, und das, was mir immer das Liebste und Teuerste war, zu realisieren. Nun denn, in diesem Brief möchte ich einmal gedanklich in die Vergangenheit reisen und in den schönsten Erinnerungen kreisen.

Eine meiner wohl kuriosesten, aber trotzdem schönsten Geschichte, begann vor vielen Jahren. Ich war Schüler und stand kurz vor meiner ersten Klassenfahrt. Vorerst hatte ich gedacht, so toll wird´s wohl nicht werden, aber was mich dort erwarten sollte, entpuppte sich, wie der wohl schönste Traum meines ach so kurzen Lebens. „I had the time of my Life“, wie man es mit einem Lied ausdrücken würde.
In der Jugendherberge angekommen, nahm ich vorerst gar nicht wahr, was ich dort alles machen konnte und welche Freizeitaktivitäten angeboten wurden. Es war ein wundervoller Ort. Die warmen Sonnenstrahlen versüßten mir die Tage. Und plötzlich sah ich sie. Das Mädchen meiner Träume. Sie war voller Anmut und strahlte vor Schönheit. Ihre weiße Haut blendete meine Augen. Wir kannten uns schon länger und waren wahrscheinlich die besten Freunde. In ihrer Gegenwart spürte ich immer ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. So kurios, wie es klingen mag, wir hatten solch eine innige und warmherzige Beziehung zueinander, dass ich sogar täglich vor ihr niederkniete und ihr als tapferer und liebender Hund zur Seite stand. Tja, als kleiner Junge macht man solch verrückte Sachen.
Ich weinte oft wegen ihr, weil ich selber nicht wusste, ob es mehr ist, als nur Freundschaft. Ich lag oft enttäuscht und einfach nur tottraurig in meinem Bett. Am selben Abend spürte ich ein Gefühl von tiefer Trauer und undendlicher Sehnsucht. Ich konnte keine Sekunde mehr ohne sie ertragen. Sie war der Segen und das Glück meines Lebens.
Der nächste Morgen brachte wieder Sonne in mein schon fast totgeglaubtes Leben. Und hier kommt das kuriose an der Geschichte. Ich lag auf meinem Bett und schaute einfach nur durch den Raum, bis plötzlich die Zimmertür rasant aufgerissen wurde. Eine Klassenkameradin, mit der ich eher weniger zu tun hatte, stand in der Tür, und meinte, ich solle unbedingt mitkommen, es sei dringend. Erschrocken dachte ich, es sei etwas passierte, jemand sei verletzt oder ähnliches. Wo wir jedoch hingingen, verschlug mir die Sprache und ich wusste nichts, mit der Situation anzufangen. Sie schleppte mich auf die Mädchentoilette. Ich wehrte mich, so wie das nun mal alle Jungs in meinem Alter taten. Niemand wurde gerne aufs Mädchen Klo geschleppt, weil wir dort meist festgehalten und geschminkt wurden, sodass wir danach aussahen, wie Clowns, die gerade aus der Waschmaschine kamen. Doch wer sich hinter der Tür befand, hätte ich wahrscheinlich nie erraten…
Es war das Mädchen meiner Träume. So schüchtern, wie sie da stand, hatte ich sie noch nie gesehen.
Eine ganze Weile lang schauten wir uns nur an, keinen Mucks brachten wir heraus. Es war totenstill, aber eine schöne Totenstille.
Sie fasste sich ein Herz und trat immer näher zu mir. Vorsichtig und ganz zart nahm sie meine Hand. Sie war weicher, als alles, was ich jemals gefühlt hatte.

Wir schauten uns ganz tief in die Augen. Es war ein inniger Moment, so wie ich ihn zuvor noch nie erlebt hatte. Sie schloss ihre Augen und ich schloss meine. Unsere Köpfe rückten immer näher aneinander. Unsere Lippen berührten sich. Sie war so zärtlich und lieb zu mir. Das war mein erster und wahrscheinlich schönster Kuss in meinem Leben. Die Romantik war unbeschreiblich. Zwischen uns knisterte es immer mehr. Fast so wie Puffreis, den man nach macht. Sie war die wohl zarteste Versuchung der Erde. Meine Liebe zu ihr wurde täglich stärker und stärker. Ich war völlig elektrisiert…

Die restlichen Tage, waren wohl auch die schönsten meines Lebens. Jede Sekunde schaute ich um mich und meine Augen suchten immer nur sie. Ich hatte Angst, dass ihr etwas passieren könnte. Große Angst sogar. Zum Abschluss de Fahrt schenkte ich ihr eine Kette. Ob sie sie noch hat, weiß ich nicht. Ich hoffe es einfach nur, die Kette war einfach ein Geschenk des Herzens. Leider habe ich nichts anderes als Fotos von ihr. Aber das ist egal, denn leider hab ich sie durch Missachtung verloren. Ich erkannte nicht, wie sehr sie für mich sorgte. Welch eine Ironie…

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