Eigentlich ist es seltsam.

Text zum Thema Abschied

von  tulpenrot

Ich bin immer noch hier.
Dabei wollte ich schon längst weg sein, weit weg.

Erinnerst du dich wie du lachen musstest bei unserem ersten Spaziergang?
Meine Knie knackten beim Laufen.
Das taten sie früher immer.
Ich hatte knackende Knie.
Und du hattest einen dunklen Fleck am Ellenbogen.
Da warst du einmal hingefallen als Kind.
Und der Dreck war eingewachsen.
Jeder von uns hatte eine kleine Macke.
Die bekommt man
einfach so
vom Leben.
So kleine Erinnerungen an kleine Schmerzen.

Ich bin immer noch hier.
Eigentlich wollte ich längst weg sein, weit weg.
Du solltest es nicht merken, ich wollte heimlich gehen,
Ohne ein Wort zu sagen.
Du solltest keinen Schmerz empfinden,
Nicht so wie ich.

Mein Seele weint, aber sie weint so oder so,
Ob ich bleibe oder nicht.

Wie oft haben wir gelacht.
Einmal lief eine Eidechse vorbei.
Es begegnen mir selten Eidechsen in meinem Leben.
Auch eine furchtbar grüne Schlange gab es.
Ich ängstigte mich, obwohl nicht alle grünen Schlangen giftig oder gefährlich sind.
Aber was weiß ein Stadtmensch schon von Schlangen?

Du hattest keine Furcht,
nicht vor den Eidechsen oder Schlangen,
nicht vor dem Wind, der in die Segel griff,
nicht vor den Wellen, die unser Boot hoben und senkten,
vorm Ausreiten auf dem Boot auch nicht.
Der Mast legte sich zur Seite.
Ich vertraute deinem Können und wir glitten über das Wasser.

Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du Gefallen an mir hattest,
dass du mich nehmen konntest, wie es dir gefiel:
Deine Hände, dein Atem, für wenige Stunden in unserem Dasein mir so nah.
Jahrelang spielte danach mein Leben mit dem Wind. Und ich schwieg.
Noch bin ich da, doch nicht mehr lange.
Danach schweige auch du. Für immer.


Anmerkung von tulpenrot:

nicht autobiografisch!!!

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (22.03.12)
Idee und Aufbau gefallen mir gut. Es müsste, nach meinem Empfinden, ein wenig verdichtet werden.
Herzlichst
Viktor

 tulpenrot meinte dazu am 23.03.12:
Guten Morgen Viktor, schön, dass du hier warst. Ich überlege: Stören dich die Wiederholungen? Oder ist der Text zu weitschweifig? Aber ich wollte eigentlich kein "Gedicht" schreiben. Es ist eher "geformte Prosa", ein "Schweiftext", in dem ich etwas umrunde/umkreise, was nicht ausgesprochen wird, sondern verborgen bleibt/ bleiben soll.
LG
Angelika

 ViktorVanHynthersin antwortete darauf am 23.03.12:
Deine Begründung leuchtet mir ein, daher würde ich die Wiederholungen und die "Weitschweifigkeit" so belassen.
Herzlichst
Viktor

 princess (23.03.12)
Hallo Angelika,

manchmal möchte man bleiben und gehen. Davon erzählt mir dein Text. Mit diesen Gedanken, die fast assoziativ über etwas gleiten, das mal war und irgendwie immer bleiben wird. Auch wenn da ein ewiges Schweigen im Raum steht.

Nachhaltig.

Liebe Grüße, Ira

 tulpenrot schrieb daraufhin am 23.03.12:
Guten Morgen Ira, danke für deinen Kommentar. Du weißt, cih schreibe gerne solche Schweiftexte. Deine Einschätzung trifft den Nagel auf den Kopf. Danke.
Liebe Grüße
Angelika
Miss_May_B. (45)
(22.08.12)
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 tulpenrot äußerte darauf am 23.08.12:
Danke für deinen Kommentar und die Sternchen! Ich freu mich darüber, wieder von dir zu lesen!
LG
Angelika
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