Wer ist klüger, Ratten oder Mäuse?

Satire zum Thema Tiere

von  loslosch

Ruinis imminentibus musculi emigrant (unklar ist, ob der Satz von Plinius dem Älteren oder dem Jüngeren stammt; 1. oder 2. Jh. n. Chr.). Bei drohendem Einsturz (von Gebäuden) wandern die Mäuschen aus.

Der Muskel (musculus) heißt übrigens deshalb so, weil er beim Straffen den Römern wie die Gestalt eines Mäuschens erschien. Der Spruch hat große Nähe zum modernen Bild "die Ratten verlassen das sinkende Schiff". Ob die antike Sentenz auf Naturbeobachtung beruht, erscheint mehr als zweifelhaft. Die Mäuse sollen etwa den Neigungswinkel des brüchigen Gemäuers peilen können? Nein, die Übertreibung soll ausdrücken, dass ein baufälliges Anwesen sogar von den Mäusen gemieden wird.

Ginge es beim Vergleich der beiden Sprüche um den Rückschluss auf die Intelligenz von Mäusen und Ratten, würden letztere ganz miserabel abschneiden; denn Ratten haben schon Rümpfe angenagt und Schiffe leckgeschlagen. Dümmer geht´s nimmer.


Anmerkung von loslosch:

Die Wasserratten, ein biologisch ungenauer Begriff, widerlegen die Pointe nicht; denn sie leben, in welcher Abgrenzung auch immer, in ufernahen Milieus.

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (30.04.12)
Aus wiki:
"Nur sehr wenige Nagetiergattungen spielen in der menschlichen Kultur eine Rolle. Auffallend ist jedoch, dass sie im Gegensatz zu ihrem Ruf als Schädlinge häufig positive Rollen einnehmen. Sie werden – vermutlich aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit – oft als klug und gewieft dargestellt, die sich gegen größere, oft dümmere Gegner erfolgreich zur Wehr setzen.

Mäuse und Ratten sind sicher die häufigsten derart dargestellten Nagetiere. In der Chinesischen Astrologie gelten Menschen, die im Jahr der Ratte oder Maus (鼠, shu) geboren sind als angriffslustig, aber auch intelligent und selbstbewusst. Auch in Indien sind Ratten ein Symbol für Intelligenz und Stärke, beispielsweise wird der Gott Ganesha häufig auf einer Ratte oder Maus reitend dargestellt. Im westlichen Kulturkreis sind Ratten deutlich negativer besetzt, sie gelten oft als bösartig. Die weit verbreitete Abscheu oder Angst vor Ratten wird etwa in Die Rättin von Günter Grass oder in 1984 von George Orwell zur Sprache gebracht.

Mäuse hingegen verkörpern eher den „süßen“, gutartigen Charakter. Dementsprechend häufig tauchen positiv besetzte Mäuse insbesondere in Kinderliteratur und Zeichentrick auf, beispielsweise Walt Disneys Micky Maus oder die Figur in der Sendung mit der Maus."

... ich persönlich halte Ratten für klüger... Vielen Dank, lieber Lothar, fürs Anregen der grauen... Zellen ))

Herzlichst
Viktor

 loslosch meinte dazu am 30.04.12:
sie gehören ja alle zu den mäuseartigen. die kameraden findet man schon auf der antarktis!

dass ratten früher hochseetaugliche schiffe versenken konnten, gehört zu einer intellektuellen tragikomik. lo
Dolphilia (48) antwortete darauf am 30.04.12:
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 loslosch schrieb daraufhin am 30.04.12:
bei würdigung des zeithorizonts wären dann wiederum die ratten intelligenter als der homo sapiens. in der tat. lo

 Bergmann (02.05.12)
Als Experte der römischen Welt, in die ich eben noch gereist war (Pompeji, Vesuv, Museo Archeologico Nazionale di Napoli, Landesmuseum Halle), will ich deine essayistischen Bedenken bestätigen und (nur der Vollständigkeit und der Certiefung halber) noch John Steinbecks Roman Von Menschen und Mäusen erwähnen, in dem er sich auf das folgende Gedicht von Robert Burns stützt:


To A Mouse


Wee, sleekit, cowran, tim'rous beastie,
O, what panic's in thy breastie!
Thou need na start awa sae hasty,
Wi' bickering brattle!
I wad be laith to rin an' chase thee,
Wi' murd'ring pattle!

I'm truly sorry Man's dominion
Has broken Nature's social union,
An' justifies that ill opinion,
Which makes thee startle,
At me, thy poor, earth-born companion,
An' fellow-mortal!

I doubt na, whyles, but thou may thieve;
What then? poor beastie, thou maun live!
A daimen-icker in a thrave
'S a sma' request
I'll get a blessin wi' the lave,
An' never miss't!

Thy wee-bit housie, too, in ruin!
It's silly wa's the win's are strewin!
An' naething, now, to big a new ane,
O' foggage green!
An' bleak December's winds ensuin,
Baith snell an' keen!

Thou saw the fields laid bare an' wast,
An' weary Winter comin fast,
An' cozie here, beneath the blast,
Thou thought to dwell,
Till crash! the cruel coulter past
Out thro' thy cell.

That wee-bit heap o' leaves an' stibble,
Has cost thee monie a weary nibble!
Now thou's turn'd out, for a' thy trouble,
But house or hald.
To thole the Winter's sleety dribble,
An' cranreuch cauld!

But Mousie, thou art no thy-lane,
In proving foresight may be vain
The best laid schemes o' Mice an' Men,
Gang aft agley,
An' lea'e us nought but grief an' pain,
For promis'd joy!

Still, thou art blest, compar'd wi' me!
The present only toucheth thee
But Och! I backward cast my e'e,
On prospects drear!
An' forward, tho' I canna see,
I guess an' fear!

 loslosch äußerte darauf am 02.05.12:
leichtes englisch aus dem 18. jh. hier die strophe sechs, von mensch und maschine übersetzt, erst die maschine:

*

Das wee-Bit-Haufen o 'Hinterlässt Einen' Stibble,
Gekostet Hat Dich Monie Ein Müdes Knabbern!
Nonne du da Draußen, Für Ein "Deine Mühe wiederum würde
Aber Haus Oder Hald.
Äh des Winters Wechselhaft, Dribbeln Thole,
Ein ' Cranreuch Cauld!


Das bisschen da aus Blatt und Spreu
Sei Lohn der ganzen Nagerei,
Bei allen Mühen, aller Plage?
Stehst ohne Vorrat nun, ohn’ Haus
In schneeverhangnem Tage,
Zu trotzen Winters Eis und Graus.

*

mir gefällt der maschinen-text sehr, uli! t.t. lo

 Bergmann ergänzte dazu am 02.05.12:
Ja klar, dir gefällt Monies Knabbern ... !-)
ttU

 loslosch meinte dazu am 02.05.12:
dir entgeht auch nichts, uli. t.t. lo
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