Nordstadt

Gedicht zum Thema Alltag

von  Isaban

Drei kleine krumme Hunde kläffen zornig;
das Frauchen steht begrünt und qualmt und qualmt.
Die Vorjahrsbüsche stehen starr und dornig.
Die Kippe wird gekonnt per Pumps zermalmt.

In Fensterlöchern kleben greise Männer.
Zwei Emigranten sitzen vor dem Haus.
Die welken Gassen wirken tags noch enger.
Die jungen Leute ziehen ein und aus.

Die Luft schmeckt halb verbraucht und halb verdorben.
Ein Bengel wirft den Ball an die Fassaden.
Das Viertel zuckt, doch wirkt es längst verstorben.
In Biotonnen wuseln bleiche Maden.

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Kommentare zu diesem Text


 Irma (14.05.12)
Wieder so ein kleinstädtisches Charakterbild. Made by Isaban. ) Und keinesfalls anheimelnder als die "Siedlung". Könntest bald eine Anthologie zum Thema "Stadtmensch" herausgeben, Sabine. LG BirmchenIrmchen

 Isaban meinte dazu am 14.05.12:
Warum kleinstädtisch, liebes Irmchen?
Aber wir könnten ja mal ein Projekt eröffnen. :)

Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire (14.05.12)
Jeder Vers bildet einen Satz. So entsteht aus vielen Einzelheiten ein Bild, das insgesamt sehr gleichförmig wirkt. Nüchtern geschildert und ernüchternd im Kontext, das passt. Nur in V2/ V3 tendiere ich zu einem zusätzlichen Verb.
Liebe Grüße, Dirk

 Isaban antwortete darauf am 14.05.12:
Klar könnte man da ein anderes Verb nehmen, lieber Dirk, eine Wiederholunjg wäre nicht notwendig. Ich hab dennoch die Verbwiederholung benutzt, weil ich die Verlassenheit zeigen wollte. Keine Gesprächspartner, nur ihre drei krummen Miniköter und ein paar karge, dornige Büsche vom letzten Jahr, sonst steht keiner bei ihr, steht ihr keiner bei. Na ja, vielleicht zu sehr um die Ecke gedacht. Ich lass es noch mal sacken. Danke für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine
Caty (71)
(14.05.12)
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 Isaban schrieb daraufhin am 14.05.12:
Liebe Caty, ein deutliches Süd-Nord-Gefälle gibt es wohl in allen Großstädten und Altbauviertel, die mancherorts sehr an Charme verloren haben ebenfalls. "Slum" ist eine interessante Interpretation. Es geht viel mehr um Fluktation, um Verlagerungen, um das Leerziehen der alten Viertel, die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur. Die einstmals sehr beliebten und belebten Altbauviertel sterben aus. Die Leerstände - insbesondere in den ehemaligen Arbeitervierteln - nehmen zu, die Einsamkeiten. Häuser und Gassen welken und verfallen immer mehr. Nur die ganz Alten (die schon ihr Leben lang dort gewohnt haben) und die Zuwanderer bleiben - und letztere meist auch nur, bis sie was Besseres gefunden haben.

Liebe Grüße,

Sabine

 tigujo (14.05.12)
Ein noch zu be-zeichnendes bild...
lg tigujo

 Isaban äußerte darauf am 24.05.12:
Na, dann mach mal. :)
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