Die Nachtseite der Romantik

Sonett zum Thema Lebensbetrachtung

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Sonette auf berühmte Dichter und Philosophen
Du warst ein genialer Tausendsassa,
Romantik-Nacht belebt die Fantasie
mit Dichtung, Bildern, Tönen wie noch nie.
Du machtest dennoch niemals richtig Kassa.

Beim Trunk in Weinlokalen ganz allein
entfesselst du Dämonen aus den Wänden,
und die Visionen wollen gar nicht enden
sich spiegelnd in der Gläser Widerschein.

Beim Morgenlichte hast du sie bezwungen,
hast den Philistern Ärger stets gemacht,
Novellen sind bis Petersburg gedrungen,

Satiren schriebst du, von Berlin belacht,
Erzählungen, von Offenbach besungen:
Du hast Bewusstsein für die Nacht gebracht.

© Ekkehart Mittelberg, Mai 2012

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (17.05.12)
rudi ratlos? ich hab |texte für jacques offenbach| gegoogelt, und schon hatte ich den romantiker am schlafittchen.

bewusstseIn für die nacht. das muss ich heute nacht im schlaf weiters ergründen. t.t. lo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
Danke, Lothar, es hätte mich gewundert, wenn du ihn nicht bald gefunden hättest.
Zur Nachtseite der Romantik: Dämonische Charaktere, im Volksmund Gespenster genannt, sowie Gratwanderungen zwischen Fiktion und Wirklichkeit waren seine Spezialität.

 loslosch antwortete darauf am 17.05.12:
als nichtfachmann hatte ich bisher hoffmanns erzählungen mit gottfried keller konnotiert. peinlich, aber ehrlich.

 tigujo (17.05.12)
Ich lese und lächle, lächle still in mich hinein - danke für die Zeilen, die es so nachtsichtig sagen
lg tigujo

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 17.05.12:
Lieber Gerhard, ich vermute, dass du ihn auch gefunden hast und bin dir dankbar, dass du seine Identität noch nicht verraten hast.
LG
Ekki

 tigujo äußerte darauf am 17.05.12:
Ein wenig rätselhaft soll es ja (immer) bleiben dürfen

Im L.E.O. in Wien, dem  'Letzten Erfreulichen Operntheater' sah ich mal eine wundersame Aufführung, und da bloß drei Schauspieler die Vorführung bestritten, mußte das Publikum miteinbezogen werden - ist im L.E.O. immer so.

So lernten wir alle „Es war einmal am Hof von Eisenack …“, das Lied von Klein Zack.

Klein Zack: Klein Zaches, genannt Zinnober, ist ein Kunstmärchen aus dem Jahre 1819,   meint Wikipedia , und führt eine Verbindung in den real gelebten Realismus an:

"Der russische Komponist Nikolai Karetnikow schließlich hat den Stoff in einem Ballett verarbeitet.

Uwe Tellkamp fühlt sich [1] bei der Frage, was für ein Gemeinwesen die DDR gewesen sei, stark an die Beschreibung des fiktiven Fürstentums in dem Märchen Klein Zaches genannt Zinnober erinnert: „Was war die DDR? [...] Ein [...] Schneckenhaus der ludi magister der [...] Universität Kerepes“. Kurz darauf urteilt Tellkamp: „Vater aller besseren Literatur über das Problem [DDR] ist, meiner Ansicht nach, [ebendieser Autor], bei dem die (Alb-)Träume in die Wirklichkeit wucherten.“"

Nachtseite? Auch diese

lg tigujo

 loslosch ergänzte dazu am 17.05.12:
atemberaubend. uwe tellkamp (der turm) zeigt seine guten lit. kennnisse.

gerhard aber auch.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
Ich habe den Turm gelesen, Gerhard, aber die von dir zitierte Stelle aus "Klein Zaches" überlesen. Eine Schande! Vielen Dank für diese Erinnerung und auch für den Hinweis auf Nikolai Karetnikov.

 Bergmann (17.05.12)
Aus Des Vetters Eckfenster beobachte ich, was er erzählte ...
Eine schöne Hommage!
t. t. U.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
"Des Vetters Eckfenster": Danke Uli, du weißt, dass unser Dichter völlig gelähmt und todkrank war, als er diese schöne Erzählung über die Kunst des Schauens etwa zwei Monate vor seinem Tode diktierte. Sein Lebensmut war bis zum Schluss ungebrochen.
Liebe Grüße
Ekki

 Bergmann meinte dazu am 17.05.12:
Well, ich beziehe mich da lieber auf mein Gefühl (starr vor Staunen) und das Leben, das im Kopf Bild für Bild und Wort für Wort entsteht ... t. t. U.

 AZU20 (17.05.12)
Schön. Da musste ich doch gleich noch mal in den gesammelten Werken blättern. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
Vielen Dank, Armin,
falls du wieder ein wenig darin lesen möchtest, empfehle ich meine Lieblingserzählung "Der Sandmann", die typisch für die Nachtseite der Romantik ist und in den letzten Jahren bei den Interpreten Konjunktur hat.
LG
Ekki

 AZU20 meinte dazu am 17.05.12:
Das ist ja mein Liebling. Woher wusstest Du das? LG

 Lluviagata (17.05.12)
Ich liebe ihn! Nicht nur wegen seines goldenen Topfes, in dem sich meine Heimat spiegelt.
Feine Erinnerung, Ekkehart! Danke dafür!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
Vielen Dank, Andrea, dass du diese zauberhafte Märchennovelle erwähnt hast, die wohl immer noch sein erfolgreichstes Werk ist.
Liebe Grüße
Ekki
Mahisha (69)
(17.05.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
Ja, Mahisha, zusammen mit dem berühmten Charakterdarsteller Ludwig Devrient war E.T. A. Hoffmann der Star einer literarischen Tafelrunde bei Lutter&Wegner. Aber er hat dort auch Nächte allein mit seinen Visionen verbracht, worauf sich das zweite Quartett meines Sonetts bezieht.
Vielen Dank, besonders für diesen Hinweis.
Liebe Grüße
Ekki

 Georg Maria Wilke (17.05.12)
Lieber Ekki - es ginge mit dem Teufel zu, wenn dieser leidende Mensch nicht erkannt würde - eine schlichte, aber schöne Hommage.
Liebe Grüße, Georg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
E. T. A. litt ja nicht nur unter seinen Obsessionen, sondern öfter ganz banal an Hunger, und hätte er nicht einen so selbstlosen Freund wie Hippel gehabt, wäre er in seiner wechselhaften Karriere in den Phasen materiellen Elends zugrunde gegangen.
Vielen Dank, Georg, dass du daran erinnert hast.
Liebe Grüße
Ekki
Caty (71)
(17.05.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
Die Biografie dieses Dichters ist wirklich spannend, aber du wirst sie kennen, Caty?
Gruß
Ekki
magenta (65)
(17.05.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.05.12:
Ich liebe ihn wie du Heidrun, wegen seiner Genialität und wegen seines mutigen Widerstands als Kammergerichtsrat gegen preußische Gesinnungsschnüffelei.
Beachtlich finde ich auch, dass er trotz seiner exzessiven Trinkerei seinen Beruf als Jurist mit Disziplin und großer Sorgfalt ausübte.
Vielen Dank für deine Hinweise.
Ekki
Steyk (61)
(18.05.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.05.12:
"Die Elixiere des Teufels", ein für die Schwarze Romantik repräsentativer Titel, der seine Aktualität durch das Motiv der Persönlichkeitsspaltung behält.
Viielen Dank für diesen Hinweis, Stefan
Liebe Grüße
Ekki

 ViktorVanHynthersin (18.05.12)
Wenn man die Biographie so überfliegt, hatte er ein bewegtes Leben, welches Deine Hommage an Ihnen bild- und lebhaft widerspiegelt. Dazu passend, wie ich meine, fand sich dieses Zitat von Ihm: Mir geht es so wie vielen, die weit besser wissen, wofür sie die Leute halten, als was sie eigentlich sind!
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.05.12:
Fast immer findest du eine besondere Praline, Viktor. Vielen Dank dafür und herzliche Grüße
Ekki
JowennaHolunder (59)
(18.05.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.05.12:
Vielen Dank, Wally, nicht alles, was Hoffmann schrieb, verunsichert seine Leser unde macht sie ratlos. Die faszinierende Kriminalnovelle " Das Fräulein von Scuderi" zum Beispiel hat zwar auch einen dämonischen Hintergrund, der aber durch die starke Persönlichkeit des Fräuleins überwunden wird.
Liebe Grüße
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(18.05.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.05.12:
Besten Dank, Sigrun, du hast einige Punkte der Schwarzen Romantik bei Hoffmann treffend benannt.
Liebe Grüße
Ekki

 FloravonBistram (21.05.12)
„Daß ich sein Freund gewesen, fühle ich seit seinem Tode mehr denn je."
Ich lese mit Wonne Deine Hommage. Als Romatikerin ist er (sein Wirken) mir sehr nah.
LG Flo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.05.12:
Vielen Dank, Flora. Wie schön, dass auch du dich als Freundin dieses vielseitigen Künstlers bekennst.
LG
Ekki

 irakulani (21.05.12)
Lieber Ekki, ich gestehe, ich kenne nur wenig von ihm, aber dein Gedicht zusammen mit den interessanten Kommentaren haben mir richtig Lust gemacht, mich doch einmal ein wenig eingehender mit seinem Werk und Leben zu beschäftigen!

Herzliche Grüße,
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.05.12:
Ich müsste dich schlecht kennen, Ira, wenn ich mit der Vermutung falsch läge, dass er dir sehr gefallen wird.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ekki

 HerrSonnenschein (22.05.12)
Sehr schön verdichtet! Und ich habe ihn auch erkannt! Trotz Hilfsabitur....LG der Jörg P.S. Diese Rätselgedichte sind eine gute Idee...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.05.12:
Das freut mich sehr, Jörg. Ich möchte nur die weniger offensichtlichen Dichterportraits verrätseln.
LG
Ekki

 Dieter Wal (11.06.12)
Die Quartette würd ich metrisch feilen. Dein aktueller Titel, obwohl er nicht von dir stammt und sich nicht ausschließlich auf E. T. A. Hoffmann bezieht, gefällt.

Las mehrfach "Die Elixiere des Teufels". Viele Themen darin kamen mir bekannt vor, weil ich Jahre vorher eine hochinteressante immer wieder hinausgeschobene Begegnung mit dem sogen. Schatten erlebte. Interessanterweise ließ sie sich über Jahre hinausschieben, solange ich noch nicht bereit dazu war. Dazu indirekt angeregt wurde ich wohl durch die Beschäftigung mit Jung'scher Psychologie, dem Schreiben und Mystik.

Dass die Dichter der Romantik in Europa Pioniere waren und Abgründe des Unbewussten lange vorher ausloteten und fantastisch künstlerisch gestalteten, bis sich die Seelenheilkunde mit Freud zu entwickeln begann, finde ich bemerkenswert. Jeder Romantiker sein individuelles U-Boot. Fast alle waren nicht lange den körperlichen und geistigen Strapazen jener Erkundungen gewachsen und starben als rel. junge Männer.

Ein Musiker-Freund spielte mir Teile beeindruckender Hoffmann-Kompositionen vor. Musik und Literatur als auftretende Doppelbegabungen finden sich gelegentlich. Etwa bei Schumann, Wagner, Lenau. Dass einer jedoch in beiden Bereichen ernsthaft komponiert unnd dichtet, ist mir nur von Hoffmann bekannt. Schumann würde ich als ebenso genialen Musik-Journalisten, großartigen Aphoristiker denn Dichter, Wagner als grottenschlechten Librettisten und Lenau als ambitionierten Geiger neben außergewöhnlichem Lyriker bezeichnen.

Welche Hoffmann-Erzählungen und -Romane empfiehlst du?
(Kommentar korrigiert am 11.06.2012)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.06.12:
Ein Kommentar mit viel Substanz, Dieter. Ich danke dir. Besonders gut finde ich, dass du in den Dichtern der Romantik Vorläufer von Freuds Erkundung des Unbewussten siehst.
Durch deinen Vergleich mit anderen Multitalenten wird Hoffmanns Begabung noch einmal nachhaltig gewürdigt.
Die Metrik bedarf keiner Überarbeitung. In dieser Hinsicht bin ich sehr pingelig. Lediglich das i in Visionen, aber es klingt nur leicht an.

Ich empfehle besonders den "Sandmann", weil sich in ihm der verstörende Hoffmann kompromisslos spiegelt und "Das Fräulein von Scuderi" mit der Dämonie des Goldschmieds und deren Überwindung durch die Besonnenheit des Fräuleins.

 Dieter Wal meinte dazu am 11.06.12:
Danke für die Empfehlungen.

Metrisch las ich ungenau. Sorry. Sonette sollten nach meinem Ideal eine durchgängige Gestaltung in der Wortwahl aufweisen.

Haushofers Moabiter Sonette halte ich auch hinsichtlich dessen für beispielhaft.

Würde die V.e 1, 2 u. 4 überarbeiten. Den Reim v. V. 2 find ich gut, sprachlich ist der V. in meinen Augen nicht recht gelungen (zu geschwurbelt), Reime v. V. 1 u. 2 halte ich für an den etwas schrägen Reimen herbeigezogen, die Verse für sich für banal in den Aussagen. Das könnest du deutlich besser wie deine übrigen Verse des Sonetts beweisen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.06.12:
Verzeih, Dieter, ich kann dir diesmal nicht folgen.

 Dieter Wal meinte dazu am 11.06.12:
Ob und wie du Hinweise aufgreifst, bleibt dir überlassen. Kein Grund, dich zu entschuldigen. :)
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