Unter Wasser sprechen

Skizze zum Thema Eigene Welt

von  isanghankae

Die Momente
in denen ich Dich am stärksten vermisse,
sind die Zeiten
in denen ich am tiefsten in mir selbst versunken bin.
Da ist dieser See.
So Furcht einflößend wie tief.
So dunkelgrün wie schwarz.
In den ich hinab tauche.
Im Zwielicht,
von Aalen und Algen behütet,
liegen dort am Grund
die Monumente eines vergeudeten Lebens
in klaustrophobischer Stummheit.
Ich würde Dir gerne
von ihrer Entstehung erzählen,
diesen langen Kratzer im Stein,
jenes Marmorfries oder die Hieroglyphen dort auf dem Sockel erklären,
doch auf dem Grund meines Sees
kommen statt Worte
nur Luftblasen über meine Lippen.

Oben an Land tobt ein Sturm.
Rüttelt wütend an der Wasseroberfläche,
wie die Hand eines ungeduldigen Gottes,
der seine Gewalt
durch Donnergrollen artikuliert.

Trotz all der wüsten Raserei,
dem wütenden Heulen an Land,
kann ich nur dort frei atmen,
denn hier unten zu bleiben hieße,
in trotzigem Pathos und mir selbst
zu ertrinken.

Die Momente
in denen ich Dich am stärksten vermisse,
sind die Zeiten
in denen ich am tiefsten in mir selbst versunken bin.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Ginkgoblatt (17.05.12)
Die erste Strophe hätte für mich ausgereicht. Gefällt mir. KG Coline

 isanghankae meinte dazu am 17.05.12:
Ja, Du hast recht. Der erste Teil ist mir schöner gelungen. Er wirkt auch auf mich irgendwie runder und könnte schon in sich abgeschlossen sein, aber der "kantige" zweite Teil gehört definitiv dazu. Nur in der Gegenüberstellung spiegelt es für mich den Grundgedanken dieses Textes wieder. Vielen Dank für Deine Kritik. P.
Gedankenwut (21)
(19.05.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 isanghankae antwortete darauf am 19.05.12:
Tja, ein Stein? Das war ich vielleicht mal. Inzwischen bin ich ein Gebirge von dem nur die Spitze aus dem Wasser ragt Aber mal im Ernst, ich kann kein Stein sein denn ich bin lebendig und ich habe nicht millionen Jahre zeit!
Festil (59)
(15.05.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram