Den Schöpfer des Himmels und der Erde

Text zum Thema Glaube

von  Rudolf

Angenommen Glaubensbekenntnisse sind so gemacht, dass kein noch so kleines Wörtchen weggelassen werden darf. Nicht ein i-Tüpfelchen darf fehlen, da sonst der Sinn verfälscht wäre. Wozu die Zeile „Schöpfer des Himmels und der Erde“, wenn ich schon Vaterschaft und Allmacht anerkannt habe? Sind die ersten drei Zeilen in Wirklichkeit zwei?

1. Ich glaube
2. an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Ist es eine Ansammlung von Titeln wie „Römischer Kaiser und König deutscher Nation, Österreichs und Ungarns, Herzog von Lothringen, Großherzog der Toskana“?

„Schöpfer des Himmels und der Erde“ klingt nach Vater und Allmächtiger entspannend. Die Schöpfung ist schön, groß und umfassend. Üppige Wälder, bunt blühende Wiesen, blauer Himmel, unter dem sich saubere Flüsse dem türkisfarbenen Meer entgegenschlängeln. Lachende Menschen in der wärmenden Sonne, zufriedene Kühe auf grünenden Almen, die glückliche ihre Milch für köstliche, erquickende Schokolade geben. Schöpfung! Irgendeine, muss es ja gewesen sein, die alles so toll hergerichtet hat. Gängige deutsche Denkweise verlangt nach einem Verantwortlichen, einem Schuldigen. Warum nicht Gott persönlich?

Das „Himmel und Erde“ erscheint antiquiert. Im Zeitalter der Raumfahrt sind wir zu einem Teil des Universums geworden. Himmel und Erde zu unterscheiden, macht keinen Sinn. Es wird offenbar, dass die Erfinder des Glaubensbekenntnisses ein anderes Weltbild hatten. Sie benutzten eine Sprache, die heute nicht mehr passt. Himmel und Erde sind für uns nicht getrennt.

Gleichwohl kennen wir den erforschten und den unerforschten Teil der Welt, die Welt des Materiellen und des Ideellen, Vergangenheit und Zukunft. Himmel und Erde erinnern an die göttliche Universalität im krassen Gegensatz zu meiner kleinlichen Beschränktheit. Der Schöpfer hat alles gemacht – das, was ich verstehe, und das, was ich nicht verstehe, das, was mir gefällt und das, was mir nicht gefällt.

Alles.

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