Auf der Lauer

Kurzprosa zum Thema Freundschaft

von  RainerMScholz

Ich habe das aufgeklebte Zellophan vom Feuerzeug gekratzt. Darunter ist es schwarz, unscheinbar und nichtssagend. Es funktioniert noch, obwohl an seinem Boden auf der einen Seite eine Scharte ausgebrochen ist. Nun sammelt sich feiner Staub auf der Oberfläche an, weil die klebrige Kautschuksurrogatbeschichtung an der Plastikummantelung haftet. Wenn ich eine Zigarette anzünden möchte, bleiben die Rückstände an meiner Handfläche  kleben. Das Zellophan, dessen Aufdruck auf eine Supermarktkette hinweist, verkohlt im Aschenbecher. Eine kleine blaue Flamme brennt noch. Aber es ist abzusehen, dass entweder bald das Flüssiggas zu Ende geht oder die winzige Batterie nachgeben wird, die den Zündfunken speist. Dann wird alles zum Abfall geworfen werden, zusammen mit der sich im Innern befindlichen Batterie.
Gestern war einer der wenigen verbliebenen Freunde zu Besuch, und wir sprachen über dies und das, bevor wir das erste Bier öffneten. Dann saßen wir da. Sein kleiner Sohn sprang wie ein kleiner Affe über die Terrasse und meine Tochter spielte in ihrem Zimmer mit ihrem Nintendo. Er ging dann bald. Seine Frau hatte ihn verlassen.
Wolken zogen am Himmel vorüber. Die Vögel schrieen und wir gaben uns zum Abschied die Hand.


© Rainer M. Scholz

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