Abriss

Bild zum Thema Alles und Nichts...

von  mondenkind

Als ich dich traf, musste ich unwillkürlich lächeln. So schlank und gerade und bestechend unperfekt mit dem blättrigen Rot auf deinen Fingernägeln rauchtest du mir entgegen. Fast stach es mir ins Herz. Stachst du, mit deiner Zigarette in der Hand. Und ich musste den Gedanken zuende denken, dass meine Tarnung auffliegen würde, wenn ein Brandloch meine Brust freilegte. Etwas Sentimentales rutschte mir unbemerkt hinters Auge und wir gingen zum Flussufer. Wie wir es meistens taten und wie immer schwiegst du. Und wie immer verloren die Menschen um dich ihre Konturen. Ich schuldete dir das. Dir, der feinen, geraden Linie deines Mundes, den Mottenflügeln um deine Augen, ihrem Flattern, wenn du an der Zigarette zogst, deiner Missachtung.

ich spürte ich fühlte dein nichtspüren verlief mich in unbedachten momenten in einen freigelegten winkel deiner haut in weher stummer ungreifbarkeit verlor mich hing strauchelnd an deinen wimpern fest wenn du wegsahst wie du immer wegsahst wie du mich so fesselnd so bindend unbemerktest meine göttin unberührbare du

Im Wasser trieben bunte Särge. Ab und zu sah man jemanden seinen Hut und die Schuhe ordentlich ans Ufer legen und hineinspringen. Manche waren auch nur dort, um Blumen hineinzuwerfen. Wenn der Wind auffrischte, wehten uns weiße Lilien ins Gesicht. Du warfst deine Kippe. Ich folgte hungrig ihrem Flug und sah dich weggehen. Eine Weile lagst du noch in der Luft und ich roch dich zuende. Dann ging auch ich.


Anmerkung von mondenkind:

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (31.07.12)
Erinnert mich im letzten Teil an die Bestattungsriten in Indien.
Ein wunderbares Bild. Auch wenn es abgerissen wurde.

 mondenkind meinte dazu am 01.08.12:
danke dir!
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