Harte Ausbildungsjahre

Geschichte zum Thema Fantasie

von  ThalayaBlackwing

Vor acht Jahren war das gewesen. Von Thalaya war eine Riesenlast abgefallen. Sie hatte wieder die Aussicht auf eine Heimat, ein zu Hause. Und sie kam aus dem unendlichen Kreislauf von Angst und Vergewaltigung heraus.

Thalaya ging mit dem Mann mit. Er hatte sich ihr noch nicht vorgestellt, aber irgendetwas ließ sie ihm vertrauen. Er hieß sie auch, ihren Dolch wieder aufzuheben und danach führte er sie einige Gassen entlang bis sie in einer dunklen Gasse ankamen. Dort, verlassen wie sie war, überkam Thalaya die Angst. Hatte sie sich doch wieder in Gefahr gebracht? War sie in eine Falle getappst, blindlings, getäuscht von ein paar wohl gewählten Worten? Doch sie glaubte es nicht. Der Gottimperator würde ihr nicht einen Weg aus dem Elend zeigen, um sie dann ins nächste zu schicken. Das war nicht das, was sie vom Imperator wusste. Er testete, aber er belohnte auch. Und der Mann zog kein Messer oder eine andere Waffe hervor, er öffnete einfach nur die Tür, die Thalaya in ihrer Angst gar nicht aufgefallen war. Dahinter war es dunkel, doch eine Treppe war zu erkennen. Eine Treppe, an deren Ende der leichte Schimmer eines entfernten Lichtes brannte. Der Mann drehte sich noch einmal zu Thalaya um.

„Du hast jetzt die Wahl, Thalaya. Wenn du diese Schwelle überschreitest und mit mir die Treppen nach unten gehst, wirst du dein altes Leben ein für alle Mal zurücklassen. Kehre um, wenn du zurück in dein altes Leben willst. Folge mir, und weihe dein Leben dem Gottimperator, und finde ein neues, ein anderes Leben. Eine neue Familie.“

Mit diesen Worten ging er, ohne noch auf eine Erwiderung Thalayas zu warten, ohne sich umzublicken, ob sie ihm folgte. Sie zögerte nur kurz, dann aber eilte sie ihm nach. Und als sie beide das Ende der Treppe erreicht hatten und sie zum ersten Mal die langen Gänge des Tempels sah, war sie eingeschüchtert und blieb stehen, unschlüssig, was sie tun sollte. Meister Madison deutete ihr aber, ihm zu folgen und so ging sie ihm schweigend nach und bald, ja bald erreichten sie den Tempel. Und der Anblick, der sich ihr dort bot, den würde sie nie vergessen. Unzählige dunkle Gestalten standen dort in Reih' und Glied und bildeten einen Trichter, dessen dünnstes Ende genau auf die Statue des Gottimperators zulief. Während Meister Madison einfach weiterschritt, sank Thalaya auf die Knie und verharrte dort. Sie hörte die Stimme des Meisters:

„Brüder und Schwestern, frohlocket! Die Verheißung ist Wahrheit geworden. Am heutigen Tage, wie prophezeit, ist eine neue Schwester zu uns gekommen. Sie hat Schreckliches erlebt, meine Brüder und Schwestern, aber sie hat bereits bewiesen, dass sie das Zeug hat, uns zu unterstützen. Heißt sie willkommen als eure Schwester, schenkt ihr die Liebe und Geborgenheit einer Familie. Willkommen, Thalaya Schattenklinge!“

Mit diesen Worten brach ein Jubelschrei aus. Hände kamen, und halfen ihr auf, führten sie nach vorn zu Meister Madison, der ihr feierlich die Robe einer Novizin überreichte.

„Einem jeden Novizen, der diesem Tempel beitritt, wird ein Mentor zur Seite gestellt. Es ist nicht üblich, dass die Rolle von einem Mitglied des anderen Geschlechts übernommen wird, doch es ist auch nicht verboten. Ich, Madison von Falkenstein, Meister dieses Tempels, übernehme die Verantwortung für deine Fortschritte und Ausbildung, und gebe dir den Namen, den du fortan führen wirst. Thalaya Schattenklinge.“

Thalaya standen die Tränen in den Augen. Sicher, sie war von ihren Eltern geliebt worden, vergöttert fast, aber sie war doch irgendwie nur ein Verhandlungsobjekt, gut ausgebildet, vielleicht eines Tages einmal hübsch, aber eben doch nur eine Frau. Und hier, hier war sie gleichberechtigt mit den Männern. Hier würde sie alles genau so lernen, wie auch die Jungs. Und sie konnte aus diesem verdreckten Nachtkleid hinaus. Sie gähnte herzhaft, was schließlich das Zeichen für Meister Madision war, sie ins Bett zu schicken. Er teilte ihr eine junge Frau zu, die sich um sie kümmern sollte, ihr alles zeigen sollte. Und Thalaya duschte, lange, ausgiebig, und die Frau, die sich ihr als Siora vorstellte, half ihr, die langen Haare zu waschen. Danach zeigte Siora Thalaya noch, wo sie schlafen konnte und brachte ihr noch etwas zu essen, was die Kleine gierig verschlang. Sie wünschte Thalaya dann noch eine gute Nacht und versprach ihr, sie morgen zu wecken und zum Frühstück mitzunehmen.

Die erste Woche, die Thalaya im Tempel verbrachte, war für ihre Erholung gedacht. Sie schlief viel, aß und kam wieder zu Kräften. Doch bereits in der zweiten Woche begann das Training. Meister Madison verlangte alles von ihr. Es gab kein Pardon und keinen Tag, an dem nicht neue blaue Flecke entstanden. Aber Thalaya, die in den Moritat-Assassinen und den Novizen eine neue Familie gefunden hatte, die sie auch akzeptierte, wenn sie völlig fertig zum Essen kam, die sie auch liebten und mit einbezogen, wenn neue blaue Flecke ihr Gesicht zierten, tat alles, um hier bleiben zu dürfen, für immer. Sie klagte nie und lernte schnell. Immer häufiger schaffte sie es, eine Attacke auch einmal abzuwehren. Ob Meister Madison mit ihr zufrieden war, das zeigte er nicht. Aber es interessierte Thalaya auch nicht, sie arbeitete konzentriert, gab immer alles. Denn eine Angst hatte sie befallen. Sie fürchtete, wenn sie nicht gut genug war, dann würde man sie womöglich wieder fortschicken.

Wenn Thalaya nicht trainierte, und auch keinen Unterricht hatte, dann war sie fast immer in der Kathedrale anzutreffen, in tiefem Gebet versunken. Es war eine Ernsthaftigkeit, die zu einem so jungen Kind nicht passte. Aber, und das hatten die anderen recht schnell festgestellt, vieles am Verhalten Thalayas passte nicht zu ihrem Alter. Denn statt mit den anderen Novizen zusammen zu spielen, wenn der Unterricht und das Training vorbei waren, ging sie lieber in die Kathedrale oder in den Garten. Die Ruhe an beiden Orten, die Rückzugsorte für alle Mitglieder des Moritats waren, zog Thalaya magisch an. Sie fühlte sich in diesen Oasen nicht mehr so sehr als Außenseiterin, denn auch wenn man sie überall mit einbezog, Thalaya fühlte sich nicht wohl. Sie wollte mitlachen, aber ihr Lachen erstarb immer schon sehr schnell und der viel zu ernste Ausdruck kehrte in die Augen und das Gesicht zurück. Denn wenn sie sich öffnete für das Lachen, die Freude, kam auch immer kurz darauf der Schmerz zurück. Der Schmerz, ihre Eltern verloren zu haben und der Schmerz, so gedemütigt und missbraucht worden zu sein. Sicher, sie hatte eine neue Familie, aber sie war anders, und konnte ihre Eltern nicht ersetzen. So blieb Thalaya lieber für sich und schloss die Gefühle tief in sich ein. Freude empfand sie nur noch im Kampf oder im Gebet. Und man ermutigte sie auch, ihre Gefühle weiter und weiter zu verschließen.

'Gefühle behindern dich nur im Kampf gegen die Feinde des Gottimperators.' und 'Deine Gefühle sind deine Schwäche. Wenn du überleben willst, dann halte sie vor deinen Feinden verborgen', aber auch 'Gefühle, die du nach außen zeigst, sind deine Maske, um deine Rolle in der Welt zu spielen. Es ist egal, ob du innerlich weinst, wenn die Person, die du vorgibst zu sein, lacht, dann lache!'

Thalaya lernte den ersten Schritt schnell. Sie zeigte nicht mehr, was sie empfand. Man konnte nicht einmal mehr sagen, ob sie überhaupt noch etwas fühlte. Nur manchmal, wenn man ihre alte, tiefe, nie verheilte Wunde erwischte, dann zeigte sich, dass sie nicht so gefühlskalt war, wie sie es gern nach außen zu sein vorgab.

Und so verging das erste Jahr im Tempel. Bisher hatte sie nur den waffenlosen Kampf gelernt. Und nach einer Anfangszeit, in der sie Meister Madison persönlich unterwiesen hatte und sie die Grundlagen lernte, trainierte sie nun zusammen mit anderen Novizen. Und schnell hatte sie zu deren Wissens- und Fähigkeitsstand aufgeholt. Sie musste sich nicht mehr hinter den anderen verstecken und bewundernd zu den Kampffähigkeiten der anderen Novizen aufsehen.

Am Ende des ersten Jahres gab es eine Prüfung. Der Lernfortschritt sollte überprüft werden, und dann sollten die Novizen entsprechend ihren Fähigkeiten in neue Gruppen eingeteilt werden, um mit Novizen des gleichen Lernstandes zu trainieren. Thalaya hatte Talent, das hatte Meister Madison ja bereits festgestellt, als Thalaya noch in der Welt draußen um ihr Überleben kämpfte. Und als ihr Mentor beschloss er, dass sie in eine geübtere Klasse aufsteigen sollte. Dort, so meinte er, würde sie wieder gefordert und gefördert werden. Aber er prophezeite auch, dass es nicht leicht werden würde, dass Thalaya viel Zeit und Kraft zusätzlich investieren müsse, wenn sie mit den anderen in der neuen Klasse mithalten wollte, doch Thalaya war ehrgeizig und sie sagte, sie vertraue auf das Urteil Meister Madisons und wolle es versuchen.

Wieder begann eine Zeit, mit neuen blauen Flecken an jedem Tag, denn die neue Gruppe Novizen hatte bereits ein Jahr Stockkampf hinter sich und Thalaya musste alles noch lernen. Aber sie wusste mittlerweile auch, was die Rolle eines Mentors war. Er überwachte nicht nur, er war auch dafür da, ihr zu helfen, wenn sie um Hilfe bat und so geschah es, dass Thalaya nach einer besonders harten Übungsstunde Meister Madison fragte, ob er ihr nicht zusätzlichen Unterricht geben könne, damit sie den Rückstand zu den anderen Novizen aufholen könne. Meister Madison sah lange zu Thalaya. Die blauen Flecken, die geschwollene Lippe, den blutigen Riss am Oberarm, aber auch der entschlossene Blick, das Feuer, mehr und schneller zu lernen. Schließlich nickte er langsam und willigte ein.

„Ich werde dir helfen, Thalaya, aber du musst auch an dich denken. Wir werden nur zweimal die Woche ein zusätzliches Training machen. Hast du mich verstanden?“

Thalaya erwiderte darauf ein klares Ja und bedankte sich. Doch bevor sie den Raum verlassen konnte, sagte Meister Madison noch:

„Wir fangen morgen mit deinem zusätzlichen Unterricht an. Pünktlich um 7 Uhr“

Thalaya verneigte sich, zeigte somit ohne Worte, dass sie verstanden hatte und ging dann in den Speisesaal. Sie war am verhungern und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass dieser dunkel und verlassen war. Sie sah auch ein Schild. Es lautete:

Zu Ehren des Heiligen Martinus und seines 5. Regiments, das auf dem Weg zum entscheidenden Gefecht im Kampf um den Planeten Truranis III sieben Tage ohne Wasser und Nahrung marschierte, ist ein Tag des Fastens ausgerufen worden. Das Fasten beginnt heute um 7 Uhr und endet am morgigen Tage um 7 Uhr.

Angegeben war noch das Datum des heutigen Tages. Und Thalaya, die mit einem Blick auf die Uhr feststellte, dass es 7:10 Uhr war, stöhnte auf. Hatte Meister Madison das gewusst? Hatte er das Training deswegen auf 7 Uhr gelegt? Sollte Thalaya ihn bitten, eine halbe Stunde später zu beginnen? Doch dann wurde ihr klar, dass es eine Prüfung war. Wenn ein ganzes Regiment sieben Tage aushielt und marschierte, und schließlich eine Schlacht schlug und gewann, dann würde es Thalaya doch wohl mal einen Tag schaffen und auch trainieren können. Sie würde nicht klein beigeben. So leicht wollte sie es Meister Madison nicht machen, ihr ihre Schwächen aufzuzeigen. Sie biss die Zähne zusammen und statt in ihr Zimmer zu gehen, machte sie sich schnurstracks auf zur Kathedrale. Sie wollte beten. So hungrig wie sie war, würde sie ja doch nicht schlafen können. Und da lenkte sie sich lieber im Gebet ab, als eine Nacht wach im Dunkeln zu liegen und ihrem Magen beim Knurren zuzuhören.

Thalaya merkte im Gebet nicht, dass sie beobachtet wurde, aber Meister Madison war zufrieden. Er lächelte und dankte selbst dem Gottimperator dafür, dass Er ihm dieses Kind geschenkt hatte.

„Sie ist stark, stärker selbst, als ich gedacht habe und talentiert“,

dachte Madison bei sich und ließ dann Thalaya im Gebet zurück.

Der folgende Tag wurde zu einem der härtesten für Thalaya. Sie hatte nicht geschlafen, und weil sie die ganze Nacht im Gebet verbracht hatte, schmerzte ihr ganzer Körper, die Knie, der Rücken. Und sie war müde. So geschah es, dass sie im Unterricht unaufmerksam war und eine Rüge des Lehrers erhielt. Aber schlimmer als der schmerzende Körper oder die Müdigkeit war der Hunger. Aber da ging es ja allen ähnlich. Es fehlte die Kraft im Training und man versuchte, so viele Pausen zu erschleichen wie möglich. Nur Thalaya hielt durch, biss die Zähne zusammen. Auch ihre Aktionen waren weniger kraftvoll, auch langsamer, aber Thalaya nutzte dies, um die Bewegungsabläufe sauberer zu üben. Und als sie schließlich um 7 Uhr bei Meister Madison stand, lag der unbändige Wille in ihrem Blick. Sie wollte weiterkommen, das hatte sie nicht einfach so gesagt. Sie hatte jetzt auch für sich herausgefunden, dass sie sich nicht von äußeren Umständen und Widrigkeiten abhalten lassen wollte. Der Wille war alles, was zählte. Und Meister Madison ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er keine Rücksicht darauf nehmen würde, ob sie nun in Topverfassung war oder nicht. Und Thalaya hielt dagegen.

Als sie zwei Stunden später das Training beendeten, sah Thalaya zum ersten Mal im Blick ihres Mentors so etwas wie Stolz und Zufriedenheit. Sie bekam kein Lob aus Worten, aber dieser Blick war mehr wert als ein paar gemurmelte Worte. Hungrig eilte sie in den Speisesaal und als der schlimmste Hunger gestillt war, wäre Thalaya beinahe beim Essen eingeschlafen. Eine der Assassinen schickte Thalaya direkt ins Bett, und wie um sicher zu gehen, dass sie wirklich direkt ins Bett verschwand und nicht noch beten ging oder mit den anderen Novizen den Abend verbrachte, begleitete sie Thalaya zum Zimmer. Doch es wäre gar nicht nötig gewesen, denn Thalaya sank einfach ins Bett, ohne zu duschen, ohne sich die Mühe zu machen, sich umzuziehen. Und den nächsten Morgen verschlief sie. Als sie erwachte und durch die stillen Korridore eilte, wunderte sie sich, denn normalerweise wurde sie morgens von einer Novizin geweckt, die kurz vor der Weihe stand. Warum hatte man das heute nicht gemacht? Aber unterwegs begegnete ihr niemand und sie wagte es auch nicht, in den Unterricht zu gehen. Sie wollte bis zum Trainingsbeginn warten und jetzt lieber bei ihrem Mentor um Entschuldigung bitten.

Die Studierstube kannte sie mittlerweile wirklich gut. Sie war öfter hier und auch diesmal schien Meister Madison die Novizin bereits zu erwarten.

„Ah! Guten Morgen, Thalaya. Du bist schon wach?“

Es klang kein missbilligender Unterton mit und Thalaya, immer noch nervös, erwiderte:

„Guten Morgen, Sir. Ich ... ich kann mir nicht erklären, warum ich verschlafen habe, aber ich möchte um Entschuldigung bitten.“

Mit einer schnellen Handbewegung wischte er ihre Entschuldigung vom Tisch. Es schien ihn nicht weiter zu stören, dass sie den Anfang des Tages und damit den Unterricht verschlafen hatte.

„Es war auf mein Geheiß. Man sollte dich schlafen lassen. Dieses Recht steht jedem Novizen und jeder Novizin zu, die eine Prüfung erfolgreich absolviert hat."

Thalaya nahm die Worte auf, aber erst verstand sie deren Bedeutung nicht. Doch als sie wirklich realisierte, was er da soeben gesagt hatte, riss sie die Augen auf.

„Eine Prüfung, Sir? Ich ...“

Hier brach sie ab. Sie hatte ja so etwas vermutet gehabt, als sie das Schild im Speisesaal gesehen hatte und auch den Termin mit dem Sondertraining mit Meister Madison im Kopf hatte. Aber das hatte sie längst wieder verdrängt. Es war der Grund, warum sie überhaupt durchgehalten hatte. Sie wollte nicht aufgeben.

„Ja, eine Prüfung. Durchhaltevermögen, die Stärke des Willens. Die meisten scheitern in den ersten Jahren daran. Sie sind schwach, fühlen sich sicher. Aber du, du bist gerade einmal ein Jahr bei uns, und du hast bewiesen, dass in dir alles steckt, was es braucht, eine Assassine des Moritats zu sein. Du hast mir gezeigt, dass ich meine Entscheidung, dein Mentor zu werden, nicht bereuen muss. Und jetzt geh, du hast den heutigen Tag frei zu deiner Verfügung.“

Thalaya war völlig perplex. Das hatte sie nicht erwartet. Sie verneigte sich und verließ den Raum, aber schon direkt auf dem Flur wusste sie nicht mehr, wohin sie gehen sollte, was sie mit der vielen freien Zeit anfangen sollte. Die endlosen Gänge entlanggehend, die, wie es typisch war auf allen fortgeschrittenen Welten des Imperiums, vollständig aus Metall bestanden und schmucklos waren, ließ sie ihren Füßen die Wahl des Weges. Vorbei an immer gleichen Türen, die sich nur durch die Nummerierung unterschieden. Es waren die Schlafräume der Novizen und auch der Assassinen, die im Tempel wohnten. Es waren auch zum Teil die Unterrichts- und Trainingsräume.

Als sich Thalaya bewusste wurde, wo ihre Füße sie hintrugen, musste sie beinahe lachen. Etwas ganz Besonderes lag hinter der nächsten Wegbiegung. Ein wunderschöner Garten. Unterirdisch, und doch prachtvoll und konnte mit jedem der Gärten in der obersten Ebene mithalten. Es war ein Ort der Ruhe, ein Quell des Friedens. Er war immer recht leer, denn die meisten wussten die Ruhe nicht zu schätzen, aber jetzt war er verlassen. So ging Thalaya direkt auf den kleinen Teich in der Mitte zu und setzte sich dort an den Rand. Das künstliche Licht, welches man für diesen Bereich installiert hatte, erweckte das Gefühl, man sei wirklich draußen und wandle im Sonnenschein. Es war warm. Und es war der einzige Ort, an dem Thalaya vergessen konnte, wer sie war, was sie war und warum sie hier war. Sie genoss die Zeit hier, denn sie war rar.

* * *
Die Zeit verging, ein Tag war kaum noch von Bedeutung. Thalaya wuchs heran, wurde größer, wurde kräftiger und geschickter. Sie lernte schnell und war schon bald soweit, die Weiheprüfung abzulegen. Die blauen Flecke vom Anfang und auch die Verletzungen aus der Anfangszeit im Kampf mit scharfen Waffen, sie waren längst verheilt. Und Thalaya galt als mögliche Nachfolgerin im Amt des Meisters des Tempels. Vergessen waren die Flüche, die Verzweiflung. Das Training forderte Thalaya noch immer, aber sie war hinterher nicht mehr so am Ende, dass sie außer Essen und Schlaf nichts mehr machen konnte.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.12.20)
zu Hause -> Zuhause (in diesem Kontext, als Substantiv)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram