Rhythmus.störungen, morgens um zwei Uhr zwölf

Skizze

von  Iv0ry

Friedlich liegt er neben mir. Zusammengerollt wie ein ängstlicher Igel zittert er leicht, als meine Hand über seinen Kopf streicht.
Er wird nicht wach dabei.
Nicht mehr.
Sein Atem ist mir so vertraut, wie jede seiner Lügen.

Ich male bunte Kreise auf seine Haut bevor ich über die Vorteile von Sojamilch diskutiere und meine Morgengedanken in einem Kaffee ertränke.

Ich ertränke gerne Dinge:  Geschirr im Spülbecken, Entchen in der Badewanne, Zuckerwürfel in sahnigem Schwarztee, Papierschiffe in Regenpfützen, traurige Gefühle in hochprozentigem Alkohol und meine Sehnsucht in banalen Worten.

Das Herz ist eine miese Gegend, und meins ist mehrere davon. Es zuckt wenn ich von einer zur anderen wechsel, es stockt wenn ich die Grenzen überschreite.

Und manchmal setzt es aus.
Kurz hinter dem rechten Kuss, zwischen der linken Lüge, bleibt in der Mitte nur Schweigen.

Und ich warte und atme, sende Stromstossgedanken und Fieberträume
durch mein Blut.
Hinab in die Tiefe in mir, in der es schweigt.

Mein stures Herz.

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Kommentare zu diesem Text


 Coschi (24.08.12)
Ich ertränke auch gerne ganz viele Dinge, nur verschwinden sie dadurch nicht; nur der Zucker im Tee, aber wenn man ihn dann auch noch trinkt, sieht man ihn später wieder auf den Hüften. Und das Geschirr türmt sich solange, bis man es doch wieder aus Seenot retten muss. Die Papierschiffe hinterlassen eine Sauerei und die Entchen finden immer wieder an die Oberfläche. Der Alkohol ist da schon erfolgreicher, aber nicht sehr ausdauernd. Und die banalen Worte tragen doch im verborgenen die Gefühle.

Kurz hinter dem rechten Kuss, zwischen der linken Lüge, bleibt in der Mitte nur Schweigen

Eine Banalität, die mich berührt hat.
Coschi
(Kommentar korrigiert am 24.08.2012)

 Iv0ry meinte dazu am 24.08.12:
Danke...das freut mich. Also das Berühren...
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