Von Schuhen und Männern

Szene zum Thema Frauen/ Männer

von  ZAlfred

»Ich wusste noch gar nicht, dass Schuhe und Männer zu exzessivem Konsum führen können - ich glaube da ist mir glatt etwas entgangen.« Sie sah auf von den großen Tragetaschen in meinen Händen und strahlte mich an. »Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mit einem Mann einkaufen zu gehen.«

***»Jetzt sag' nicht, es hätte dir keinen Spaß gemacht.« Ich schaute ihr in die Augen. Mein prüfender Blick wirkte.

***»Nein, nein«, beeilte sie sich zu sagen, »das auf keinen Fall. Ich hab' es doch ganz anders gemeint. Wenn man schon mal mit seinem Freund in der Stadt unterwegs ist, dann war es doch immer so, dass der nach dem zweiten Paar Schuhe vom anprobieren genug hatte und schnaufend in einen Sessel fiel. Da konnte ich froh sein, wenn er nicht auch gleich noch fragt, wann ich denn endlich fertig bin.«

***»Für mich ein klarer Fall von selber Schuld«, stellte ich fest, »solche Typen verpassen das Beste und merken es noch nicht mal.«

***»Was meinst Du?« Sie war wirklich ratlos. »Wieso verpassen die was? Und was?«

***»Alles was gut ist!« Ich holte tief Luft, genoss die ungeduldige Anspannung, die sich auf ihrem Gesicht ausbreitete und steckte mir umständlich eine Zigarette an. »Wann haben wir Jungs denn schon mal die Gelegenheit«, genüsslich blies ich den tiefen, ersten Zug blauen Dunsts aus meiner Lunge, »wann dürfen wir denn schon mal einer Frau so intensiv auf die Beine starren? Ja, wann ist eine Frau denn nicht nur bereit, ihre Beine unseren Augen zu präsentieren, sich zu drehen und von allen Seiten zu zeigen? Wann will sie denn schon mal, dass wir wirklich genau hinsehen und auch alles zu sehen bekommen? Hm? Wer sich das entgehen lässt – selber Schuld!«

***»So hab' ich das ja noch gar nicht gesehen.« Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Plötzlich hellte sich ihre Miene auf. »Deshalb ließt du mich so viele Minis anprobieren«, sagte sie mit fragendem Augenaufschlag, » du wolltest bloß meine Schenkel anglotzen, du Filou! Es ging gar nicht darum, wie mir die Röcke stehen», ihre Stimme war in eine schrillere Tonlage gekippt, »du hast bloß deinen Spaß gewollt. Was bin ich doch für ein naives Schaf. Da kann ich ja nur hoffen, dass dir gefallen hat, was ich dir so freigiebig gezeigt hab'. « Sie drohte mir spielerisch mit dem Zeigefinger. »Du bist mir ja ein ganz ausgekochtes Schlitzohr.«

***»Nun komm schon«, versuche ich zu beschwichtigen, »wie sehr mir gefiel, was ich zu sehen bekam, darüber brauchen wir uns doch nicht zu unterhalten. Das hast du doch auch so gemerkt.«

***»Ach, hab' ich?«, fragte sie spitz. »Na, ja, spätestens als du mir sagtest, dass meine Unterwäsche unmöglich ist, da zweifelte ich doch.» Sie hielt mich am Arm fest. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Du kannst mich doch nicht einfach aus der Umkleide zerren und in die Dessous-Abteilung schleppen!» Sie holte tief Luft. »Du glaubst ja gar nicht, wie peinlich das für mich war. Aber den Herrn hat das ja nicht gestört, er muss einer Verkäuferin haarklein erzählen, dass wir jetzt einen String und einen BH brauchen. B-Körbchen hast Du lauthals durch den ganzen Laden gerufen. Ich wäre am liebsten im Boden versunken! Ich trage C-Cups, solange ich denken kann.«

***»Ja und? Passt der BH? Die B-Körbchen von Lise Charmel sitzen doch wie maßgeschneidert!«

***»Ja, stimmt!« Sie versucht sofort wieder aufzutrumpfen, »aber ich habe auch noch nie zweihundert Euro für einen BH und einen String ausgegeben.«

***»Ja, und der Unterschied ist klar erkennbar gewesen«, ich deutete vage mit einer schwerbepackten Hand in Richtung ihres Busens. »Abgesehen davon, Riemchenstilettos von Miu Miu – von sechshundert auf hundertfünfzig reduziert – die hast du doch auch noch nie gehabt.«

***Ihr Lächeln strahlte bis in den letzten Augenwinkel, als ich sie an das Superschnäppchen erinnerte. Doch sofort danach verdüstert sich ihr Gesicht.

***»Schade nur, dass ich mit meinen Freund nicht auch so wie mit dir, zum Shoppen gehen kann.« Sie stockt kurz. »Ich darf ihm ja nicht mal davon erzählen, dass ich dich mitgenommen habe.«

***»Wieso?«, fragte ich, »da ist doch nichts dabei. Dafür sind Freunde doch da.«

***»Eine FreundIN! Ja», entgegnete sie, »aber doch kein Kerl! Dafür hätte Thomas gar kein Verständnis. Und schon gar nicht, wenn er mitbekommt, dass wir auch Wäsche anprobiert haben!«

***»Wir?« Ich grinste unverschämt. »Du!«

***»Ach, du! Kerl!« Sie gab mir einen Klapps gegen den Oberarm.

***»Au«

***»Beschwer' dich noch.» Sie sieht sich verschwörerisch um. »Aber ich werde dich meinen Freundinnen empfehlen. Du wirst ab jetzt oft zum Shoppen kommen.«

***Ich ging im Geiste die Reihe ihrer Freundinnen durch: Maja, deren Fesseln, die zierlichsten waren, die ich je gesehen hatte,  Natalia mit der enormen Oberweite,  die erbeerblonde Leonie, deren smaragdfarbene Augen...

***»Ich denk, wir fangen mit Leonie an.« Sie lächelte verschmitzt. »Ich weiß doch, wie du immer strahlst, wenn du sie siehst.«

***An manchen Tagen ist das Leben wirklich gut zu mir.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (03.09.12)
Ty.....pisch Mann! :D
Sehr unterhaltsam! ♥
(Kommentar korrigiert am 03.09.2012)

 ZAlfred meinte dazu am 03.09.12:
Echt? Typisch? Ich hatte eher untypisch antizipiert – zumindest in Teilbereichen. Aber ich mag mich irren, ich bin ja auch bloß ein Mann.

Herzlichen Dank ,Lluviagata, für Deine Einschätzung.
VlG
ZAlfred

 Lluviagata antwortete darauf am 03.09.12:
Ich meinte eher, das kann nur ein Mann geschrieben haben ...
Was aber der Geschichte m.E. die notwendige Glaubwürdigkeit verleiht. ;)
Regentrude (53)
(03.09.12)
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 ZAlfred schrieb daraufhin am 03.09.12:
... und wenn der Braten den Braten riecht? Es soll ja Braten geben, die sich nicht von jedem vernaschen lassen wollen, die sich sogar gegen das Reinbeissen zur Wehr setzen.

Dennoch ein interessanter Gedanke, nach meinem Dafürhalten wird eine Freundschaft durchs reinbeissen belastet. Mir kommt hierzu gerade "Harry und Sally" in Erinnerung: Harryist der Meinung, Männer und Frauen könnten nie miteinander befreundet sein, weil ihnen immer der Sex dazwischen komme. Sally widerspricht dieser Auffassung. Ich stimme beiden zu, Harry insoweit, dass wenn der Sex dazwischen kommt, dann ist die Freundschaft auf immer perdu. Die Beziehung steht dann auf einer anderen Ebene, aber zurück zur Freundschaft, das wird nienicht funktionieren. Und Sally hat auch Recht, denn ich halte es nicht für zwangsläufig der Fall, dass Männern und Frauen der Sex dazwischen kommt. Freunde können auch ohne und bleiben dann auch lange Freunde, möglicherweise ein Leben lang.

Paradiso, siehst Du das anders?

ZAlfred
btw. Danke für Deinen Gedanken anregenden Kommentar
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