Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters

Text zum Thema Glaube

von  Rudolf

Das „Allmächtiger Vater“ aus Zeile zwei des Glaubensbekenntnisses wird wiederholt. Wenn die Vorbeter mit wenigen Worten viel sagen wollten, so muss dieser „allmächtige Vater“ enorm wichtig sein. Warum? Ist es wichtig, dass es ein Vater und keine Mutter ist? Was hilft mir seine Allmacht, wenn ich sie nicht gezielt in einem kleinen Gebet abrufen kann? Vielleicht ist es nur ein sinnfreier Titel, ein fest definierter Begriff aus mehreren Worten, mit dem ergebene Lakaien ihren Herrscher schmücken.

Die Götterschar auf dem Olymp lässt grüßen. Zeus, Athene, Hera, Aphrodite und Sohnemann gemütlich dazwischen. Woher wussten die Vorbeter, dass es die Rechte ist? Vielleicht ist Gott eine Linkshänderin. Sitzt der germanische Thor mit Freya und Sunuxal mit am Tisch? „Zur Rechten Gottes“ liest sich, als hätten die frühen Christen ihre gewohnte Götterwelt in den neuen Glauben eingebaut. Vielleicht muss ich dankbar sein, dass durch diese Beugungen und Tricks die Botschaft von Jesus bis zu mir kam, aber ich sehe ein großes Risiko, dass sich die Macher des Glaubensbekenntnisses zu tiefst gegen Jesus versündigt haben. Was auf der kurzen Strecke populistisch Zustimmung brachte, wird auf dem langen Weg bis heute zum Bumerang. Wie ein Thrombosepfropfen verstopft es die Bahnen, in denen Glauben frei fließen sollte, und so mancher Glaube stirbt unnötig am Infarkt.

Das Gebot, sich kein Bildnis zu machen, bittet um Beachtung. Früheste Erfahrungen mit Gott, die dem Juden Jesus wichtig gewesen sein müssen, werden mit Füßen getreten. Besorgt frage ich mich angesichts dieser Machtdemonstration der Unvernunft, was noch alles an Jesus vertauscht, vertuscht, verändert wurde. Ist mein Bild von Jesus authentisch oder ist es ein bruchstückhaftes Zerrbild, voller menschengetriebener Auslassungen und Zufügungen?

Saft- und kraftlos ohne die Fähigkeit, den Fehler korrigieren zu können, muss die Kirche, die Organisation, die diesen Unsinn verantwortet, mit Recht zusehen, wie sich gläubige, gottesfürchtige Menschen von ihr abwenden, zu Recht abwenden, denn sie hat sich auch abgewendet – von ihrem Gründer.

Nein, mein Jesus sitzt nicht zur Rechten Gottes. Jesus lebt! Er ist ständig zwischen uns Menschen unterwegs. Oder nicht? Er warnt die Überheblichen und ermuntert die Schüchternen. Er ist das Zentrum des Lebensstroms. Wer ihn sucht, findet Gott.

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Kommentare zu diesem Text

Mühle (63)
(19.09.12)
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 Dieter Wal (31.01.24, 12:33)
In der Bibel ist an verschiedenen Stellen davon die Rede, dass Jesus zur Rechten Gottes sitzt. So heißt es zum Beispiel im Markus-Evangelium: „Nachdem der Herr Jesus mit ihnen (= den Jüngern) geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.“ Und die Apostelgeschichte berichtet vom Märtyrer Stephanus, dass er, bevor er zur Stadt hinausgetrieben und gesteinigt wurde, zum Himmel hinauf sah und „sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes“.
Der Himmel ist kein Ort, sondern ein Bild für die Gemeinschaft mit Gott. Und der Platz „zur Rechten des Vaters“ ist ein Bild dafür, dass Jesus nach Tod und Auferweckung ganz und gar bei Gott ist und Teil hat an der Herrlichkeit Gottes.
 Quelle
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