Hui

Schwank

von  modedroge

I.

Im Esszimmer; beim Frühstück.
Perta und Urlich.


P: Ich möchte bitte zwei Vögel! Die hol ich mir noch heute Nachmittag mit Gewalt von den Bäumen runter.
U: Und ich hole zwei Katzen, die deine Vögel fressen.
P: Ja was! Ich fress dein Leben!
U: Du hast mein Leben schon gefressen, du Ratte!
P: Hör auf – so viel Hass in einem einzigen Gesicht!
U: Man müsste glatt zwei haben.
P: Das wäre auch dem Teufel nicht zuwider.
U: Was er wohl in unserer Lage tun würde?
P: Bier.
U: Ist das deine neue Antwort auf alles?
P: Nein. Das sieht nur so aus.


II.

Im Auto; auf dem Weg zum Einkaufszentrum.
Dieselben.


U: Ist das dort drüben nicht deine ehemalige Schule?
P: Das sieht nur so aus.
U: Wahrscheinlich ist das irgendeine hässliche Fabrik. Vielleicht ein Schlachthof.
P: Nein. Das wäre dann die Schule.
U: Hast du keine schöne Schulzeit gehabt?
P: Was denn für eine Schulzeit? Ich habe einen dreizehnjährigen Filmriss. Immer, wenn es dämmert, kommt die Hässlichkeitspolizei, streicht alles schwarz und setzt Gehwege in Brand.
U: Da fällt mir ein: Wenn man die Socken verkehrt herum anzieht, ist die schöne, glatte Seite innen, und der Fuß wird nicht durch Nähte gereizt. Warum machen das nicht alle so?
P: Du weißt doch, wie die Leute sind. Außen hui und innen pfui.
U: Ich hab’s lieber innen hui und außen pfui.
P: Wieso kann nicht immer alles hui sein?
U:    Ich weiß nicht.


III.

Auf dem Parkplatz; nach dem Einkauf.
Wieder dieselben.


U: Versuchst du dich an den Tüten?
P: Nein, ich versuche mich am Bier. Hievt einen Kasten hoch, ächzt. Herrgott, warum ist mein Leben so beschissen?
U: Frau, was hebst du auch aus dem Rücken? Benutz doch lieber die Knie!
P: Die sind schon kaputt!
Sie rumpeln und humpeln durch die Wohnungstür.
U: Willst du ein Bier?
P: Ja. Nein.
U: Wie bitte?
P: Kein Bier.
U: Hast du nicht eben noch ja gesagt?
P: Das war nur ein Ja.


IV.

Außer Haus; gesellige Runde.
Urlich, zwei Bekannte.


A: Hast du die Frau gar nicht mitgebracht?
U: Nein.
A: Wieso?
U: Sie hat sich nicht in den Hänger führen lassen. Außerdem spuckt sie, wenn man ihr zu nahe kommt.
A: Das gibt’s doch nicht! Aus der wird nie eine richtige Schlampe.
B: Was macht sie überhaupt?
U: Sie schmiedet Berührungsäxte und züchtet Schnapsschildkröten.
B: Ich sag immer, Hauptsache mit Herzblut.
U: Solange es nicht das eigene ist …
A: Aber dass die Perta einfach nicht aus sich rauskommt!
B: Wahrscheinlich ist der Panzer festgewachsen, haha.


V.

Sonntag Morgen.
Perta, Urlich.


P: Schreib auf: Wir brauchen noch Reismilch, Bananen und zwei Millionen!
U: Du lallst ja!
P: Und du warst saufen. So ist mein Leben.
U: Außerdem riecht es hier nach Gas!
P: Kein Wunder. Ich habe letzte Nacht Marihuana in die Wohnung geschmuggelt. In meinem eigenen Fleisch und Blut. – Oder sagtest du Gas?
U: Ich muss jetzt reagieren, oder was.
P: Nicht unbedingt. Ich habe auch nicht reagiert, als ich vorhin bemerkt habe, dass mir ein Vogel in den Aschenbecher geschissen hat.
U: Solange es nicht der eigene ist …
P: Vielleicht hole ich mir heute noch einen von den Bäumen runter.

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Kommentare zu diesem Text

wupperzeit (58)
(09.12.12)
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 Watsche (14.01.13)
Sehr lustige Assigroteske!
Überaus spaßig zu lesen.
Und ein netter Bonus, wenn man Russisch spricht und sich infantil am Wort "Hui" erfreuen kann.

Warst in meiner Abwesenheit ja sehr fleißig, habe Einiges nachzuholen.
eilika (33)
(05.04.13)
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 modedroge meinte dazu am 05.04.13:
Danke für den Kommentar! Freut mich. :)
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