Mit Gesichtszügen durch Jerusalem.

Tagebuch zum Thema Betrug

von  SunnySchwanbeck

Du sagtest einmal, vergilbtes Papier brenne gut. Dabei verkrochst du dich hinter einer brünetten Wand mit zu vielen Locken, die dein Gesicht irgendwie schon immer puppenhaft wirken ließen. Ich saß neben dir, an diesem Abend. Kerzen und Gitarren und der modrige Geruch von Gras in meinem und in deinem Haar. Wir zogen Spuren durch den Matsch um dieses Haus im Wald und du hobst dein Kleidchen an, während sich dunkelrote Ballerinas ihre Wege bahnten. Ich saß neben dir, an diesem Abend und deine Kinderhände zitterten als du meine Zigaretten rauchtest, es war glaub ich diese Stimme, die ich um mein Herz band und dessen Faden immer dünner wurde mit den Jahren. An diesem Abend legte ein anderer seine Hände auf dein Herz, streichelte es und genoß dabei das Lächeln, dass du ihm ab und zu hinwarfst wie ein Stückchen Brot einer Taube. Du strichst dir die Falten aus deinem Kleid, legtest deine kleinen Hände artig in deinen Schoß und ließt Blicke zu mir kullern, die eigentlich nie mir galten. An diesem einen Abend saßen wir bei uns, wir hielten uns an den abgegriffenen Händen und ich trank Guinness während du Sekt trankst und es war uns egal. Wir ließen den bläulichen Rauch aus unseren Kippen gen himmel schweben und stellten uns vor, wie einfach alles wäre, könne man fliegen. Ich erzählte dir von meinen Träumen und wir webten uns die Zeit, zogen immer mal wieder an einem besonders schönen Faden und ich legte sie dir um die nackten Schultern, weil seine Jacke nicht mehr da war, und wir das beide wussten. Wir wickelten uns ein, bevor es die anderen taten.
An diesem Abend, lag dein Kopf auf meiner bebenden Schultern, ich wusste damals nichts zu sagen, denn ich dachte mir, um dein Herz lagen so viele bunte Bänder von interessanten Leuten mit breiten Schultern und langen Haaren und himmelaugen und schönen Zähnen. Ich suchte so lange nach meinem Platz in deinem Leben, bis jeder Indietyp dein Herz belagerte und ich nur so da stand mit Fäusten anstatt Blumen und darauf wartete, bis die Musik erklingt und die nächste Runde mein sein würde.

Heute noch, blicke ich an mein Handgelenk und sehe die feinen, weißen Abdrücke der Bänder die du mir zwischen fahrenden Zügen über meine zitternde Hand schobst. Heute noch, lasse ich deinen Ring meine Fingerglieder entlangwandern und versuche, Gefühle zu fassen, die ich dir schicken könnte, schwungvoll geschrieben auf vergilbten Papier.
Es gelingt mir nicht. Ich streiche deinen Namen sorgfältig durch, auf jeder Seite meines Tagebuches. Lasse das Rauschen der zerrissenen Briefe meine Gehörgänge spülen um jedes einzelne deiner klebrigen, rosafarbenen Worte los zu werden.

Du merktest nie, dass dein Herz nur Sitzsack war, für all jene, die sich draufstürzten um sich in Sicherheit zu wiegen, sobald die nächste Melodie erklingt.


Anmerkung von SunnySchwanbeck:

is to the ma.

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Kommentare zu diesem Text


 NenntMichIsmael (25.09.12)
du bist purer zucker, liebstes goldmädchen.
AchterZwerg (65)
(26.09.12)
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