Weininger Pastîche

Pastiche zum Thema Materialismus

von  toltec-head

Mann und Frau sind überindividuelle Wesenheiten. Hiervon zu unterscheiden sind die einzelnen Menschen. Ein Mann kann mehr Frau als Mann sein, eine Frau mehr Mann als Frau. Ein Mann kann sein Mannsein verlieren, eine Frau ihr Frausein. Deshalb betont Jesus in den gnostischen Evangelien, die in Nag Hammadi gefunden wurden und die Weininger noch nicht kennen konnte, dass auch Frauen das Himmelreich erlangen können.

"Maria soll uns verlassen; denn Frauen verdienen das Leben nicht." Jesus aber sprach: „Seht ... Denn jede Frau, wenn sie sich männlich macht, geht ins Himmelreich ein."

Jesus meint damit nicht, dass auch Frauen auf der archontischen Karriereleiter heraufklettern  und wichtige Funktionen (Bürojobs) in Staat und Kirche übernehmen sollen.

Sondern:

Die Frau ist Materie, der Mann Form. Mater lateinisch Mutter. Materie, die Mutter aller Dinge. Der Mann ist in die Materie nur eingeschifft. Als Mann geboren werden, ist ein gutes Zeichen. Der vorgeburtliche Wille, über die Materie hinaus zu gehen, war offenbar vorhanden. Viele werden indes als Mann geboren, in ihrem Todeszeitpunkt sind sie aber nur noch Materie.

"Live is an experience few survive."

Die Materie nagt an der Form bis am Ende wieder nur Materie vorhanden ist.

Weil die Startbedingungen der Frau schlechter sind, weil sie sich auf ihr Mannsein nicht verlassen kann, ist der Arbeitsanreiz für sie größer. Der Nachteil kann zum Vorteil werden. Die Frau kann sich durch ihre Arbeit eine Form geben. Und so in das Himmelreich, das die meisten Männer verfehlen, eingehen.

Weil Frau = Materie, sind alle Geschlechtsteile weiblich. Das Geschlecht ist etwas zu überwindendes. Es ist nicht wie Butler und die Postmodernen meinen ein Spielfeld für subversive Identitätsbildungen.

Das Zölibat ist etwas heiliges.

Aber: Weil der Mann in die Materie nun einmal eingeschifft ist, darf das Zölibat nicht am Anfang stehen. Man darf nicht gleich am Anfang schon so tun als hätte man die Sexualität bereits überwunden.

Man muß mit der Sexualität arbeiten.

Und arbeiten heißt nicht unterdrücken.

Was tun?

Zum Beispiel an den Schwanz Toter zu denken vor allen Dingen!

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Kommentare zu diesem Text

Rajnesh (49)
(28.09.12)
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Mühle (63)
(28.09.12)
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parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 02.10.12:
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 toltec-head antwortete darauf am 02.10.12:
Man mag Weininger für Humbug halten. Aus einer bestimmten Perspektive (der der Welt) ist er es sogar (so wie auch das Himmelreich). Man sollte dann aber auch alle Hoffnung fahren lassen, solche Publikumslieblinge wie Kafka und Trakl jemals zu verstehen. Weiningers Werk war für beide wie von der germanisitischen Forschung mittlerweile bestens dokumentiert von ganz entscheidender Bedeutung. Die Leute lesen Kafka und Trakl und denken sich dabei schöne Sachen oder gruseliges ("das ist ja kafkaesk!"). Von Weininger wollen sie nichts hören.

Dabei sind Kafka und Trakl nur verschlüsselter Weininger.
parkfüralteprofs (57) schrieb daraufhin am 03.10.12:
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 toltec-head äußerte darauf am 04.10.12:
Übrigens ist es so, dass ausgerechnet die Post-Feministinnen Weininger jetzt für sich entdeckt haben. Weshalb? Nun, sehr einfach. Man muss bei ihm nur an einer Stelle ein wenig drehen und er wirkt auf einmal doch sehr postmodern. Für Weininger sind Mann und Frau überindividuelle Wesenheiten. Aber es steht bei ihm nirgendwo geschrieben, dass diese auf ewig immer gleich sein müssen. Im Gegenteil, sein Konzept der sexuellen Zwischenstufen, also der männlichweiblichen Mischformen, legt es nahe, die Mann/Frau Kategorien zu verflüssigen. Auf diese Weise wirkt er als sexueller Dekonstruktivist. Für Post-Feministinnen ist es deshalb auch ein leichtes, ihn für sich zu vereinnahmen. Seine Kritik am "Weib" kann man nämlich wunderbar auf ein nur bestimmtes Frauenbild beziehen und zwar auf genau dasjenige Frauenbild, das auch Post-Feministinnen ein Dorn im Auge ist.

So gesehen geht es Weininger gar nicht um Männer und Frauen. Es geht ihm um kommende Männer und Frauen, also um ein Anders-Mann und ein Anders-Frau Werden. Das ist nicht Mottenkiste des 19. Jahrhunderts. Das ist hochaktuell!
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