Wenn du sterben willst

Innerer Monolog

von  Raggiodisole

Wenn du sterben willst,
dann geh hin und stirb,
aberordne vorher deine Sachen,
bring alles ins Lot.

Kündige,
was zu kündigen ist.

Überschreibe,
was zu überschreiben geht.

Verteile,
was zu verteilen geht.

Ändere,
was zu ändern ist.

Wenn du stirbst,
und du weißt es schon vorher,
dann denk nicht nur an dich.

Denk auch an die,
die zurückbleiben.

Es ist schwer genug ...

...das Wühlen in deinen Sachen
...das Zusammensuchen der nötigen Dokumente
...die gerichtliche Abhandlung deiner Verlassenschaft
...zu sehen, wie das, was du mühsam gespart hast, zum Großteil dem Fiskus bleibt

Wenn du sterben willst,
dann geh hin und stirb.

Aber bring vorher alles in Ordnung,
was du in Ordnung bringen kannst.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (30.09.12)
Ja!!

Llu ♥

 princess (30.09.12)
Liebe Regina,

ich hatte viele mir vorübergehend klug erscheinende Gedanken im Kopf, als ich deinen Text las. Und dann reduzierten sie sich nach und nach zu dem einen Wort, das Llu bereits hinschrieb. Ja. Einfach nur ja.

Liebe Grüße, Ira
ferrum (25)
(30.09.12)
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 Raggiodisole meinte dazu am 01.10.12:
du hast Recht, ferrum ... es ist einseitig ...

es war mein Eindruck, meine persönliche Erfahrung, die ich in Worte zu kleiden versuchte ... auszusprechen, was mich lähmt ...

ich hab nicht weiter darüber nachgedacht ... denn das hätte es nur noch schlimmer gemacht ...

es war auch nicht gedacht als Rat für irgendwen ...

"Was der Text nirgends sagt aber die Autorin meint ist: "Wenn du dich auf der Stelle töten musst, dann mache für allfällige Hinterbliebene nicht mehr Arbeit als notwendig. Und ab!"


meine ich es wirklich so, wie du es formulierst?
(Antwort korrigiert am 01.10.2012)
(Antwort korrigiert am 01.10.2012)
(Antwort korrigiert am 01.10.2012)

 princess antwortete darauf am 02.10.12:
Was der Text nirgends sagt aber die Autorin meint ist: "Wenn du dich auf der Stelle töten musst, dann mache für allfällige Hinterbliebene nicht mehr Arbeit als notwendig. Und ab!"
Ach ja? Mal in Wahrheit übersetzt: Was der Text nirgends sagt aber der Kommentator glaubt, dass die Autorin meint ist (...). Mhh.
Fidibus (53)
(02.10.12)
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 Raggiodisole schrieb daraufhin am 02.10.12:
ich hab fast zwei Stunden sortiert, geordnet, gesucht ...
nicht alles gefunden, was ich dringend bräuchte, um notwendige Ummeldungen vorzunehmen ... und dann ist DAS aus mir herausgebrochen ...

ja, wenn einer weiß, dass er stirbt ... und sich vorher noch die Zeit nimmt für seinen Liebsten und Nächsten ... aber du weißt ja, wie das bei uns war ... und deshalb verstehst du auch ...

danke fürs zweimal lesen!

 Ginkgoblatt (11.11.14)
Ich hätte den Text gekürzt, denn die Aussage, ist schon in den ersten Zeilen ersichtlich. Ändere, was zu ändern gilt. Aber ab da wird klar, aus dem Text spricht auch eine wütende Trauer(nde). Du hast recht und auch wieder nicht. Ich bin bei deinem Text ambivalent. Denn das Leben ist für einen Gehenden auch schwer. Dieser Part wird in deinem Gedicht (leider) vergessen. Ich wünsche dir viel Kraft. Lieben Gruß, Coline

 Raggiodisole äußerte darauf am 11.11.14:
ich danke dir fürs Lesen und deine Worte ...
mittlerweile sind zweieinhalb Jahre vergangen und die Wut auch ...
und du hast Recht, sein Leben war auch nicht einfach für ihn, wahrscheinlich hat er ihm deshalb ein Ende gemacht ...

hab noch einen schönen Abend

Regina

 Ginkgoblatt ergänzte dazu am 12.11.14:
Regina, viel Kraft für Dich - auch weiterhin. Lieben Gruß, Coline

 EkkehartMittelberg (13.02.15)
Ich mag diesen ehrlichen Inneren Monolog. Wenn du auch die andere Seite bedacht hättest, hättest du ihn wahrscheinlich nicht geschrieben. Aber das musste mal in dieser Offenheit gesagt werden.

Liebe Grüße
Ekki
Fabi (50)
(05.10.17)
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 Alazán (12.05.23, 00:25)
Der Text ist nicht lyrisch, sondern schlicht eine Abhandlung der Bürokratie, so wie man es seiner Tochter erzählen würde. Ein Vers macht es doch lyrisch: "dann geh hin und stirb." Und das wirft alles auf Kopf, macht es vom Pseudo-Testament zum Gedicht. Das bedeutet dann auch, dass alles zuvor Gelesene neu gelesen werden muss. Und was bedeutet es dann? : "Mach halt, Du Hu******, stirb nicht, Du Arsc***, verreck halt, Du Wich****. Ich ziehe meinen Hut. Mit lieben Grüßen
Philipp 

 Raggiodisole meinte dazu am 12.05.23 um 21:08:
danke für deine Worte, lieber Philipp
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