Ich weiß nicht, wie es dort ist, denn ich weiß noch nicht mal, wo es liegt. Manchmal noch sehe ich ihre Gesichter in der Menge wie einen fernen Gruß, und ich will nach ihnen greifen und kann sie nicht fassen. Am liebsten würde ich sie festnageln. Dann wieder höre ich sie rufen und sehe sie nicht. Ich fühle, wie jemand von ihnen mir in den Nacken atmet und doch greife ich nicht zu. Ich gehe auch zu ihnen, zu den Plätzen, wo ich sie vermute und lege ein paar Worte für mich ein, ja , auch für Dich. Und ich ahne, dass es etwas bringen kann, denn manchmal stehen die Zeichen auf Glück oder Liebe oder Vergebung. Manchmal öffnet sich der Himmel und ich sehe sie in diesem Blau. Wenn es gewittert, male ich mir aus, wo sie sich aufhalten könnten, hinter den Wolken, in den Hagelkörnern gespiegelt, oder in ihnen eingeschlossen, sie könnten Geschosse sein, die an mir abprallen oder mich sogar verletzen.Wenn ich zufällig einen Brief von ihnen finde oder eine Postkarte, sehe ich diese als Schnipsel in einem großen Ganzen, einem Plakat, einer Kugel, die ich nur mit allem, was ich von ihnen finde, zukleben muss, um ihre persönliche Landkarte oder ihren Globus zu erhalten. Und ich denke, dann hätte ich auch sie, und ich könnte sie zum Laufen bringen, zum Singen, ja auch zum Lachen, und es wäre ein paar Herzschläge lang wie früher.
Wie Standfiguren stehen sie an den Wegen und weisen mir die Richtung, die ich ihnen voraus gehen soll, doch in ihrem Land werde ich diejenige sein, die ihnen folgen wird. Morgens möchte ich in meinem Land, in meiner Straße aufwachen und mein Tagewerk tun, doch abends möchte ich in ihrem Land versinken, als Strom auf sie zukommen und mit ihnen verschmelzen.
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