Membran

Erörterung zum Thema Erinnerung

von  Leitmotivation

Ich trage dich wie ein Geheimnis und speie Kaskaden aus du und ich, in stummen Sätzen, immerfort.

So fing es wieder an, mit dieser Frage: Wie sieht sie aus als alte Frau? Ich setze die Zeichen des Alters auf ihr Bild in meinem Kopf - doch es passt nicht. Sie ist jung und jung wird sie bleiben und fast bin ich schon zu alt für sie. Mit ihr will ich sein, nicht mehr fern, nicht mehr weit, mit ihr will ich sein und mich nicht mehr bewegen. Zu groß ist die Gefahr, mich von ihr zu entfernen und wieder nicht mehr zurückzufinden. Ihr, Ihr, Ihr!
Habe ich schon gesagt, dass alle Orte, an denen wir gemeinsam waren, nun Sperrgebiet sind? Dort sind jetzt Labyrinthe, in denen man sich verläuft. Ich darf nicht mehr hinein, habe es mir strikt verboten. Neuer Absatz!
Neuanfang, Schlussstrich, ad acta und tabula rasa. Aber, ach, es gibt doch kein Entkommen. Wenn ich einen Tisch sehe, dann denke ich daran, mit Dir an einem Tisch zu sitzen. Solange wir in der selben Welt leben. Es ist doch eigenartig mit den Entfernungen. Da kann man am anderen Ende der Welt sein oder nur im Raum nebenan. Wenn man getrennt ist, ist man getrennt. Alles dreht sich dann nur um Möglichkeiten. Wenn ich wollte, könnte ich hinübergehen, wenn wir wollten, könnten wir uns sehen, und immer so weiter. Aber getrennt ist getrennt. Trifft das auch auf zeitliche Trennung zu? Was wäre, wenn Du tot wärst und ich noch am Leben? Verzweifeln würde ich und es wäre unendlich schwer, das zu verkraften. Nein, bitte lebe, immer weiter! Auch ohne mich. Ich brauche die Möglichkeit, Dich wiederzusehen und auch, wenn es nie dazu kommt.
Kennt Ihr das? Die Irrwege wachsen und sie ragen aus der alten Zeit hinaus. Sie folgen mir. Im Stillstand spüre ich dann, wie sie mich von unten umranken. Sie sagen "Komm!", und dann denke ich an ihnen entlang, suche den Anfang, wo alles beginnt. Doch alles sinkt zu tief, hinab zu Dir, wo die Wurzeln ihre Nahrung ziehen. Wieder bin ich verloren und ich fühle mich so leer.

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (37)
(02.11.12)
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 Leitmotivation meinte dazu am 02.11.12:
Hallo Heike, ich stimme Dir zu, dass der Text nur wenig Struktur aufweist. Ich wollte darstellen, dass die Erinnerung, um die sich hier alles dreht, unkontrolliert hervorbricht, in Schüben und als Folge von Assoziationen, die in der Gegenwart ihren Anfang nehmen. An die Erinnerungen schließen sich Überlegungen an und das lyrische Ich ist solange in der Lage, zu reflektieren, bis der nächste Schub einsetzt.
Möwe (63)
(02.11.12)
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 Leitmotivation antwortete darauf am 02.11.12:
Danke!
AchterZwerg (65)
(02.11.12)
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 Leitmotivation schrieb daraufhin am 02.11.12:
Danke für Deinen Kommentar, es freut mich, dass Dich der Text anspricht.

 AZU20 (02.11.12)
Sehr interessanter Text, gut geschrieben, nachdenkenswerte Aussagen. LG

 Leitmotivation äußerte darauf am 02.11.12:
Vielen Dank, es freut mich sehr, dass Dir der Text gefällt.

 Dieter_Rotmund (02.11.12)
Ich finde "Permeabel" einfach nur fruchtbar prätentiös...

Sorry!

 Leitmotivation ergänzte dazu am 02.11.12:
Danke für Deinen Kommentar. Du hast recht. Ich war mit dem Titel selbst nicht zufrieden, den man kennt das Wort "permeabel" in der Regel nicht und somit stellen sich auch keine Assoziationen ein. Ein Fehlgriff. Habe den Titel geändert, die Aussage bleibt erhalten.

 Lluviagata (02.11.12)
Jetzt!

Die Hoffnung stirbt nie.

Entschuldige die Phrase, aber die Zwergin, die Achte, hat so ungefähr meinen Gedankengang. Wobei mir die bewegenden Irrwege sehr gefallen.

Liebe Grüße
Llu ♥
(Kommentar korrigiert am 02.11.2012)

 Leitmotivation meinte dazu am 02.11.12:
Danke für Deinen Kommentar, Lluviagata. Schön, dass Dir die Irrwege gefallen.

 irakulani (02.11.12)
Die Gedanken gehen eigene Wege, manchmal auch (scheinbare) Irrwege, die jedoch alle ein Ziel haben, nämlich die Erinnerung, die aus jeder Verirrung wieder herauskriecht... Die Membran zwischen Denken und Fühlen ist dünn, sehr dünn, die Membran zwischen den herzen ebenfalls.

Ich finde, deine beschreibung eines Zustandes, der sich nur sehr schwer beschreiben lässt, sehr gelungen!

L.G.
Ira

 Leitmotivation meinte dazu am 02.11.12:
Vielen Dank für Deine Anmerkungen, die mir sehr gut gefallen.
SigrunAl-Badri (52)
(03.11.12)
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 Leitmotivation meinte dazu am 05.11.12:
Danke für Deinen positiven Kommentar, Sigrun.
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