Jenseitiges

Glosse zum Thema Unsterblichkeit

von  loslosch

Illuc, unde negant redire quemquam (Catull, ~85 v. Chr. bis ~55 v. Chr.; Carmina). Dorthin, wo sie verneinen, dass jemals einer zurückgekommen ist.

Hier nur ein einziger Vers von 18 Versen, zu je 11 Silben (Hendekasyllabus, Elfsilbiger), übrigens von Eduard Mörike übertragen: „ ... die man ewiglich nicht zurücke wandert [diese Straße] ...“ Der auf seine Art unorthodox gläubige Mörike (1804 bis 1875) war offenbar ein gewiefter Lateiner.

Dieser das Schicksal besiegelnde Vers aus einem Kondolenzgedicht über einen toten Sperling (lat. passer), um dessen Tod ein Mädchen Tränen vergießt, hat es in sich. Welch nichtiger Anlass, der tote Vogel. Und wie eindrücklich unpathetisch ist es beschrieben, dieses Jenseits, das auf alle Diesseitigen wartet. Keiner wird je zurückkommen.

Ob Sperling oder Menschenkind. Passé.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (07.11.12)
Feinsinn als literarischer Maggiwürfel!
(Maggi ist die Synthese von Einfachheit und Subtilität.)
ttU

 loslosch meinte dazu am 07.11.12:
könnte ein bonmot werden, uli. oder wars eine alte pointe? für mich war sie neu. t.t. lo

 Bergmann antwortete darauf am 07.11.12:
Von mir. Ich bin tatsächlich Maggi-Liebhaber! In jeder Beziehung.
ttU

 loslosch schrieb daraufhin am 07.11.12:
wenns dir nicht peinlich ist ... na gut. ich LIEBE maggi und wurde schon oft belächelt.

ich geh schnell in die küche und setz mir einen spritzer auf die handfläche. oder 2. oder 3 ...
Jack (33)
(07.11.12)
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 ViktorVanHynthersin äußerte darauf am 07.11.12:
Wenn keiner zurückkommen will, muss "der Zustand" paradisisch sein. Ein interessanter Gedanke.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch ergänzte dazu am 07.11.12:
€jack: dieses wollen ist logisch zuende gedacht. ich fürchte, nur wenige denken zuende! der eher schlichte hannes heesters meinte mal, als er schon ü100 war, die vorstellung eines ewigen lebens habe für ihn, den "gut katholischen", etwas erschreckendes.

@viktor: der folgerung möchte ich mich nicht anschließen. die islamistischen selbsttöter sehen das ähnlich wie ich (nix paradiesisches hier), allerdings mit verquerer logik. lo
(Antwort korrigiert am 07.11.2012)

 EkkehartMittelberg (07.11.12)
Was wissen wir über das Jenseits, Lothar? Gar nichts.
Ich glaube nicht an ein Leben im Jenseits und auch nicht, dass irgendjemand zurückgekommen ist, der darüber berichten könnte.
Aber warum sollte ich versuchen, diesen Glauben jemandem auszureden, für den er ein Trost ist, wenn ich gar nichts weiß?
Deine Glosse gefällt mir sehr. Aber das ist eine ästhetische Frage.

 loslosch meinte dazu am 07.11.12:
ja, überzeugen können wir keinen überzeugten. ein "überzeugter" agnostiker kann nur argumentieren. ich denke oft: was war eigentlich vor meiner zeugung mit mir? so entwickelt sich ein realistisches weltverständnis. t.t. lo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.11.12:
Die Wiedergängert-Apologeten argumentieren ja, dass vor deiner Zeugung ein Loslosch-Pneuma im Weltenraum schwebte, das sich dann in dem Säugling Lothar niedergelassen hat. ))

 loslosch meinte dazu am 07.11.12:
genial! bloß weiß ich von nix. manche glauben sogar, sich erinnern zu können. selbstbetrug!?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.11.12:
Sie werden behaupten "kein Selbstbetrug", weil die Erinnerung bei der Pneumaimplatation um ein Vielfaches deutlicher sei. ;-D

 loslosch meinte dazu am 07.11.12:
dann bin ich der wiedergänger von dschingis khan. obwohl ... das ist so schlimm, dass es gar nicht sein kann, ekki.
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