Klopfen

Kurzgeschichte zum Thema Psyche

von  BeBa

Klopfen

Es klopft an der Tür. Da er niemanden erwartet, zögert er. Wieder und wieder klopft es. Er geht nicht zur Tür, rührt sich nicht. Es gibt ihn nicht.

All die Jahre hat niemand etwas von ihm gewollt. Das hat ihm nichts ausgemacht. Er hat gut gelebt. Gegessen und geschlafen, und abends aus dem Fenster geschaut. Das Schnarchen des Nachbarn kennt er ebenso gut wie das Stöhnen der Nachbarin bei ihren Spielen mit wechselnden Partnern. Der Musiker über ihm spielt regelmäßig dieselben Partituren, und der Choleriker unter ihm wird mehrmals die Woche laut.

Sie haben ihn einfach vergessen. Auch das hat seine Vorteile.

Aber er hat immer geahnt, dass es so kommen würde. Ein Klopfen reißt ihn einmal aus seinem entspannten Leben, um ihn gierig hineinzusaugen in den Schlund der Welt. Wie in einem schlechten Traum.

Und nun klopft es. Er zögert. Zögert lange. Mit geschlossenen Augen, den Atem angehalten, öffnet er die Tür. Als er endlich die Augen öffnet, steht dort niemand.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (08.11.12)
Eine Art Psycho! Packend!

Gänsehautgrüße
Llu ♥

 BeBa meinte dazu am 08.11.12:
Ich danke dir, Llu. Ich mag diese psychomäßigen Texte und freue mich, wenn sie beim Leser ankommen.

LG
Beba
AchterZwerg (65)
(12.11.12)
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 BeBa antwortete darauf am 13.11.12:
Liebe Heidrun,

danke für deinen Kommentar und für den Merker auf den Fehler, den ich sofort behoben habe.

LG
Bernd

 Mullenlulle (12.11.12)
Die Grenze zwischen realem Erleben und übersteigerter Vorstellung des Protagonisten ist hier nicht etwa sehr fein gezeichnet - sie besteht gar nicht. Das macht für mich, abgerundet durch das Ende, den Reiz des Textes aus. "Schöne" Sache!

Grüße

Mull

 BeBa schrieb daraufhin am 13.11.12:
Lb. Mull,

danke dir. Du hast den Text sehr interssant und in meinen Augen auch passend interpretiert.

LG
Bernd
Festil (59)
(01.08.16)
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 BeBa äußerte darauf am 04.08.16:
Ja, Kafka (als einer meiner Lieblingsautoren) hat hier vielleicht wirklich Pate gestanden.

 TrekanBelluvitsh (09.02.18)
Eigentlich schade, dass dieser Text so kurz ist. da könnte man sehr viel raus machen.
Sie haben ihn einfach vergessen. Auch das hat seine Vorteile.
Das gefällt mir gut.

 BeBa ergänzte dazu am 09.02.18:
Meinst du? Ich dachte, es wäre genug?

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 12.02.18:
Irgendwie ist er das ja auch. Sonst hätte ich ihn nicht empfohlen. Aber ich bin eben ein Freund von (langen) Geschichten.
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