Gutmensch Vergil

Gedanke zum Thema Liebe und Freundschaft

von  loslosch

Quis fallere possit amantem (Vergil, 70 v. Chr. bis 19 v. Chr.; Aeneis)? Wer könnte eine Liebende hintergehen?

Ein treuherziges Urteil. Vielmehr sollte gelten: Quis sincere amans fallere possit parem? Welcher aufrichtig Liebende könnte den Partner enttäuschen? Keine Leerformel; denn die andere Seite könnte unangemessene Erwartungen haben. Was aber ist unangemessen?

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(16.12.12)
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 Bergmann meinte dazu am 16.12.12:
Berechtigter und zugleich unzureichender Einwand, was aber an der unangemessenen Kürze der Vorgabe liegt.

 loslosch antwortete darauf am 16.12.12:
vorsicht vor der fata morgana.
AronManfeld (43) schrieb daraufhin am 16.12.12:
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 Bergmann (16.12.12)
Gegenfrage: Sollte man überhaupt jemanden enttäuschen, außer wenn er sich Illusionen macht?
ttU

 loslosch äußerte darauf am 16.12.12:
nein, das sollte man nicht, uli. t.t. lo
AronManfeld (43) ergänzte dazu am 16.12.12:
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 princess (16.12.12)
Noch eine Gegenfrage: Ist die Enttäuschung Funktion des Enttäuschers oder Funktion der Enttäuschten? Denn kein Verhalten ist per se enttäuschend. Dazu bedarf es stets einer Bewertung. Errare humanum est!
Liebe Grüße, Ira

 loslosch meinte dazu am 16.12.12:
das mit der bewertung ist zutreffend. es gibt allerdings nicht nur subjektive bewertungen, sondern auch - meist kulturell gebundene - objektive bewertungsmaßstäbe.

der text war nur ein "Gedanke". und schon erfährt er vertiefung. lo

 Dieter Wal (16.12.12)
Der Psychotherapeut Jürg Willi aus Zürich hat es sinngemäß in seinem Klassiker "Was hält Paare zusammen?" so formuliert: Paare bilden sich, solange wechselseitige Entsprechungen paarbezogener Lebenskonzepte vorhanden sind und in der Paarbindung weitestgehend realisiert werden. Sobald sich solche Parameter ändern, trennen sie sich über kurz oder lang. Wo genau in der Aeneis befindet sich jener Teilvers? Bitte in größerem Zusammenhang zitieren. Mindestens zwei komplette Verse. Muss nicht unbedingt metrisch übertragen sein. ;)

 loslosch meinte dazu am 16.12.12:
oho, ein quellenkundler.

arma parent et quae rebus sit causa novandis
dissimulent; sese interea, quando optima Dido
nesciat et tantos rumpi non speret amores,
temptaturum aditus et quae mollissima fandi
tempora, quis rebus dexter modus. ocius omnes

imperio laeti parent et iussa facessunt.
At regina dolos - quis fallere possit amantem? -
praesensit, motusque excepit prima futuros
omnia tuta timens. eadem impia Fama furenti
detulit armari classem cursumque parari.

bei gottwein.  gottwein ist ein stets aktiver lateiner, ein guter.

dieter, du forderst mich! lo

 loslosch meinte dazu am 16.12.12:
nachtrag: liber IV, v. 296.
AronManfeld (43) meinte dazu am 16.12.12:
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 Dieter Wal meinte dazu am 16.12.12:
In seltenen Fällen durchaus, Aron. Referierte Willi. Verbreitete sich tatsächlich Marx über derlei? Wo genau?

 Dieter Wal meinte dazu am 16.12.12:
In Übersetzung:


"Waffen zu rüsten, doch klug des Planes Grund zu verschleiern.
Während indessen die gütige Dido nichts davon wisse
Noch auch den Bruch solcher Liebe nur ahne, würd' er's versuchen,
Würde die Stimmung erspän, die günstigste Stunde zum Sprechen,
Wie er denn alles am besten vollende. Alle gehorchen
Gern und in Freuden seinem Gebot und vollziehn die Befehle.
Aber der Königin Herz - wer könnt eine Liebende täuschen? -
Merkte Verrat und erriet zuerst den drohenden Aufbruch,
Selbst vor dem Sichern in Angst."


V.290-298, S. 92, Reclam, Ü.: Ludwig Neuffers, Wilhelm Plankl, Karl Vretska
(Antwort korrigiert am 16.12.2012)

 Dieter Wal meinte dazu am 16.12.12:
"Aber der Königin Herz - wer könnt eine Liebende täuschen? -
Merkte Verrat und erriet zuerst den drohenden Aufbruch,"

Jetzt hat's weniger eines Glückskeksspruches. Frauen zu täuschen, die einen lieben, das könnte auch für Männer gelten, fällt schwer, denn besagte Frauen ahnen meist intuitiv, dass ein Hund begraben liegt. Einer Frau etwas vorzumachen, ist bedingt sinnvoll, möchte man mit ihr zusammenbleiben.
AronManfeld (43) meinte dazu am 16.12.12:
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 Dieter Wal meinte dazu am 16.12.12:
@ Aron: Danke für dein Zitat. Willi spezialisierte sich offenbar auf Paartherapie und hat nach meinem Eindruck ein wissenschaftliches Buch geschrieben. Es stellt sehr differenziert die Schnittmengen von Wünschen und Hoffnungen in Paarbeziehungen dar, meist unbewusst übernommene Beziehungsmodelle beider Partner, die in konkreten Beziehungen ihre Verwirklichung finden (oder auch nicht). Mit einer häuslichen Wirtschaftsgemeinschaft hat das alles sehr wenig zu tun. Das Buch trivialisiert (wie die von dir zitierte Marx- und Engels-Polemik) nicht den Kitt menschlicher Bindungen, hier immer feste Liebesdauerbeziehungen, sondern differenziert genauestens und dokumentiert. Wer sich tiefer für derlei interessiert, dem kann ich das Buch wärmstens empfehlen.
(Antwort korrigiert am 16.12.2012)

 toltec-head (16.12.12)
Mal wieder völlig daneben.

Kontext: Aeneas will, nachdem er Dido in einer Hölle nach der Jagd gebumst hat, möglichst schnell mit den Schiffen weiterziehen, denn er muss ja schließlich noch Rom gründen. Um die geplante Flucht zu verschleiern, tischt er Dido alle möglichen schönen Geschichten auf. "Aber wer könnte eine Liebende TÄUSCHEN?"

Vergil und überhaupt die Römer hatten sehr gesunde Vorstellungen von den Dingen überhaupt und vom Sexualleben insbesondere.

Gutmenschenartig verschwurbelt ist allein Deine Vorstellung vom "aufrichtig" Liebenden.

Ist das eigentlich immer so eine antike Zitatensammlung ad usum delphini für wilhelminische Leser der Gartenlaube, aus der Du da zititierst?

 loslosch meinte dazu am 16.12.12:
"in einer Hölle nach der Jagd gebumst hat"

da wurde ihm doppelt heiß!

meinen vertipper spießt zu zu recht auf: enttäuschen/ täuschen. ich werde - ohne täuschungsversuch - in "hintergehen" ändern. danke.
AronManfeld (43) meinte dazu am 16.12.12:
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 EkkehartMittelberg (16.12.12)
Warum ist es so schwierig, eine Liebende zu hintergehen? Sie hat fast immer Verlustängste und das schärft ihre Sinne.
t.t. Ekki

 loslosch meinte dazu am 16.12.12:
dürfte stimmen. dann gibt es den fall, fast eine hysterie-form, dass in einer längst zerbrochenen beziehung die dame eifersüchtig reagiert. merci, ekki. t.t. lo
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