Die letzten 19 Tage - 14 Tage sind nur noch zwei Wochen

Erzählung zum Thema Alltag

von  Omnahmashivaya

Kennt das Jemand? Abends stellt man sich den Wecker auf 5 Uhr, damit man auch vor der Arbeit noch genug schafft und dann wacht man auf und legt sich doch wieder eine weitere Stunde aufs Ohr, in der Hoffnung, dass man den Rest noch halbwegs ausgeschlafen packt. So ist es mir heute Morgen ergangen. Es war dann aber doch noch so viel zu tun, so dass leider die 7 nicht auch noch erreicht werden konnte und ich auf jeden Fall bei 6 anfangen musste.

Ich muss ja nun nicht erzählen, was ich alles für die Arbeit erledigen musste, denn sonst könnten die Googler, Spitzel und Spione unter meinen Kollegen und Kolleginnen ja gewisse Ähnlichkeiten entdecken und mir dieses zum Vorwurf machen. Kurz und knapp: Es ist abgrundtief scheiße, wenn man alles allein machen muss und Arbeit mit nach Hause nimmt, weil es anderes eben nicht geht. Überstunden habe ich heute auch wieder geschoben und der Tag war einfach nur sehr anstrengend. Aber ich habe auch gemerkt, dass mir Vieles gelungen ist. Die Ballongeschichten gingen auch wieder weiter. Es ging da um eine Packung, die dann unbedingt im Vorfeld her musste und die dann doch niemand brauchte und um eine andere Packung, deren Inhalt dann ich aufblasen musste, weil die Lungen der gewissen Person, die die Verantwortung über diese Ballons hatte, zu schwach waren.
Erst habe ich mich etwas darüber amüsiert, dass man erstens nicht weiß, wo es Ballons gibt und zweites man nicht in der Lage ist diese aufzublasen und auch keine Pumpe am Start hat. Dann habe ich mir aber gedacht, dass es eben Menschen gibt, die es einfach nicht können und hatte so mein Ventil, etwas schlechte Luft abzulassen – und die ist nun in den Ballons. Ich fand es nur wieder sehr schade, dass wegen so einem Mist unnötig Zeit drauf ging.

Heute hat es im Übrigen sehr stark geschneit. Es sah wunderschön aus, wie der Schnee wie Zuckerguss auf den Dächern, den Wiesen und Ästen lag. Wie Watte sah es aus. Und der blaue Himmel dazu. Traumhaft.
Ich verfolge den Wetterbericht nicht und habe mal wieder gespürt, dass es schneien wird.
Ich finde, es liegt dann etwas in der Luft. Eine geheimnisvolle Stille, die man irgendwie dennoch hört.

Vor der Arbeit habe ich noch einen Weißwein gekauft. Trocken. Ich bin ja heute eingeladen. Da ich mich ja so gar nicht auskenne, habe ich auch noch mal Jemanden von den Mitarbeitern gefragt und ich habe gelernt, dass der Wein um so trockener ist, um so mehr Alkohol (Prozent) sich in ihm befindet. In den Weinen mit weniger Alkohol ist Zucker und deswegen schmeckt er süß – halt lieblich. Über die Prozentzahl habe ich nie nachgedacht. Dass der Wein lieblich ist, wenn er süß ist, das habe ich aber bisher doch immer rausgeschmeckt. Trockenen Wein würde ich eher fürs Kochen benutzen. Ich musste auf dem Heimweg auch an meine Erfahrungen mit Wein denken,
Damals zum Anfang meines Studiums, da war es der Lambrusco. Dann später Dornfelder, der mich meiner großen Liebe sehr nah gebracht hat. Ich danke ihm heute noch. Aber er hat auch dafür gesorgt, dass ich die Pommes (rot, aber nicht weiß) in die Dusche des tollen Mannes gekotzt habe, weil ich es in der Eile nicht mehr geschafft habe, den Deckel vom Klo zu öffnen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte mit dem Mann. Kommt hin und wieder mal hoch und so ab und an bin ich ja schon darauf eingegangen ...

Schneegestöber hin, Schneegestöber her – ich weiß jetzt schon wer am Montag aufgrund von ausgefallenen Bahnen nicht kommen wird. Wie praktisch für meine beiden faulen, ach so kranken Mäuschen.

Im Übrigen muss ich auch noch einen kleinen Einwurf machen, was die allgemeine Aufgabe von kleinen Königstigern betrifft. Jeder muss mal. Aber bei meinem Job, da bekommt man echte eine starke Blase. Es ist einfach keine Zeit, mal eben schnell zum stillen Örtchen zu gehen.
Aber auch daran sehe ich einen Vorteil. Wenn ich mal an einem steilen Berghang klettere oder endlich eine Ballonfahrt mache, dann komme ich nicht in Unannehmlichkeiten.

Morgen muss ich wieder arbeiten - am Wochenende - und ich freue mich aber nun erst einmal auf einen Abend mit zwei lieben Menschen. Sie haben mich zum Essen eingeladen. Ich bewundere es, dass man mich immer noch mag, obwohl ich fast nie Zeit habe und im Moment wirklich grantig bin. Es zeigt mir, wie wichtig ich Menschen bin und wie wichtig sie mir sein sollten, was ich wohl im Moment nicht immer zeigen kann.
Ich finde es schön, dass man mich mag. Das ist etwas Tolles. Ich merke es auch in anderen Lebensbereichen. Ob es nun Freunde sind, die Kinder, die ich betreue oder die Hunde, die ich in Pflege nehme. Es wird mir gezeigt, dass ich geliebt werde. Jeder auf seine Art. Und das habe ich auch schon in Beziehungen gespürt und natürlich von meiner Familie. Das Gefühl, nie oder wirklich nur selten ungeliebt zu sein bzw. so zu fühlen - egal was man gemacht hat und wie sehr man sich zurückgezogen hat, das ist schon verdammt schön. Und sicherlich können das nicht alle behaupten oder bemerken es nicht immer.

*

Der Abend bei dem Paar war auch schön. Ich wurde lecker bekocht und wir hatten eine Menge zu erzählen und haben viel gelacht, Urlaubsfotos angesehen und Weißwein getrunken. Später kamen dann noch zwei Personen, von denen ich eine sogar kannte und es gab noch mehr alkoholische Getränke. Ich fand den Abend ausgeprochen schön und witzig.
Die Beiden haben auch einen Jack Russel Terrier. Ich liebe diese Hunde und hatte lange zwei dieser Racker in Pflege – immer wenn die Besitzer in Urlaub waren oder mal nicht auf sie aufpassen konnten. Aber das ist eine traurige Geschichte zum Ende hin. Deswegen war ich anfangs immer traurig wenn ich Jack Russel Terrier auf der Straße gesehen habe, weil sie mich daran erinnerten, wie freudig die Beiden schon die Treppe hochgelaufen kamen, wenn es wieder einmal so weit war – ein Urlaub bei der Hundeomi... Und damals habe ich wirklich jeden Tag an jeder Ecke Jack Russel Terrier gesehen...
Heute freue ich mich und irgendwie sind's wohl die Jack Russel Terrier, die meine Lieblingshunde sind. Auch wenn sie so klein und flippig sind. Verrückte Kuhhunde halt.
Als der Abend sich dem Ende zu neigte, ich nach Hause ging und die anderen auf eine Party – ich muss ja am nächsten Tag arbeiten – habe ich auf dem Klingelschild des Hauses den Namen meines Handwerkers gelesen. Ich meinte dann: „Der hat doch auch einen Jack Russel Terrier, oder?“ Die Frage wurde bejaht. Der Mann hatte mir das mal erzählt. Ich wusste nur nicht, wo er wohnt. Welch ein Zufall. Habe ihn am Nachnamen erkannt. Es ist immer wieder interessant, wie klein die Welt ist und wie sich die Kreise immer schließen. Da könnte ich auch Geschichten erzählen...
Aber immer ist es auch nicht schön wenn Leute im Haus wohnen, die man kennt oder nebenan wohnen. Kann manchmal deutlich nerven. Im Großen und Ganzen aber bin ich froh, dass ich so viele Menschen hier kenne. Ich wohne ja (erst) seit etwas über 9 Jahren in der Stadt.

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (37)
(19.12.12)
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 Omnahmashivaya meinte dazu am 19.12.12:
Vielen lieben Dank, Heike. Dir einen schönen Tag. LG Sabine

 NormanM. (19.12.12)
Ja, das mit dem Wecker mache ich auch immer so. Ich stelle ihn mir immer eher, aber nur, damit ich weiß, dass ich noch nicht aufstehen muss. ich finde es schrecklich, sofort, wenn der Wecker klingelt aufstehen zu müssen. Ich muss mich immer erst darauf vorbereiten.
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