Wahrheitssuche via Streit

Kurzprosa zum Thema Streit

von  loslosch

Nimium altercando veritas amittitur (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Im allzu heftigen Wortwechsel geht die Wahrheit verloren.

Streng logisch ein unsinniger Satz. Gemeint ist das hitzige Wortgefecht ums Rechthaben. Vor mehr als 2.000 Jahren schon gern und oft praktiziert. Mit der heute weit höheren Alphabetisierungsquote und dem Medium Internet (Schreibforen, Chatrooms etc.) gewinnt die Bedeutung der Sentenz an Gewicht. Der zuerst Angegriffene (manchmal ist es schon der Angreifer selbst) lenkt vom Thema ab nach der Devise "Angriff ist die beste Verteidigung"; der so Gescholtene schart Verbündete hinter sich, die wie auf ein geheimes Kommando in die Verbalschlacht ziehen und ihrerseits weitere Aufmärsche auf der Gegenseite provozieren. Am Ende gestaltet sich die Gefechtslage als völlig unübersichtlich, und die Entfernung vom Ausgangspunkt der Debatte ist so groß geworden, dass der Ursprung des Dissenses aus dem Blick gerät. Kurz: Die "Wahrheit" blieb auf der Strecke.

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(18.01.13)
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 loslosch meinte dazu am 18.01.13:
echt? oder eine freudige fehlleistung? lo
Regentrude (53)
(18.01.13)
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Regentrude (53) antwortete darauf am 18.01.13:
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 loslosch schrieb daraufhin am 18.01.13:
geglückte palingenese, silke. herzlichen dank. lolo
Sumpfhunne (31)
(18.01.13)
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 loslosch äußerte darauf am 18.01.13:
ja, nicht erst seit gestern. lo

 TrekanBelluvitsh (18.01.13)
Ich weiß nicht, ob es in einem heftigen Streitgespräch tatsächlich um die Wahrheit geht. Ich denke zumeist geht es dabei doch eher um das Glauben.

Und zur Wahrheit: Wenn der Mensch nicht erkennen kann, ob es einen Wahrheit gibt, woher wollen wir dann wissen, dass es die Wahrheit nicht gibt?

"Alle Kreter sind Lügner"
Epimenides, ein Kreter
(Kommentar korrigiert am 18.01.2013)

 loslosch ergänzte dazu am 18.01.13:
diese alten paradoxa ...

im streitgespräch gehts meist ums rechthaben-wollen. sich die wahrheit schön reden ... lo

 tigujo (18.01.13)
Guter hinweis

Ja, so ein diskurs, eine debatte oder diskussion können - unabhängig vom problem 'wahrheit' - bereits am kern der auseinandersetzung vorbeigehen, anfangs bereits oder erst gegen ende hin, das meist durch erschöpfung automatisch eintritt.

Dies trifft auch bei jeder art von zumindest zweier-kommunikation auf, selbstgespräche vielleicht ausgenommen
Schön beschrieben im klassiker "miteinander reden" von friedemann schulz von thun.

Sollte der text jedoch den aktuellen sturm im wasserglas auf kv ein wenig im hinterkopf haben und die damit zusammenhängende ankündigung am schwarzen brett argumentativ etwas mehr untermauern wollen, so sehe ich in mir zweifel auftauchen, ob es damit gelänge. Mag durchaus sein, ich höre bloß das gras wachsen

t.t.ger

 loslosch meinte dazu am 18.01.13:
bei schizophrenen formenkreisen könnte ich mir hitzige selbstgespräche vorstellen! t.t. lo

 ViktorVanHynthersin (18.01.13)
Ich glaube nicht, dass es bei einem Streit um die Wahrheit geht, sonder vielmehr darum, wer Recht hat.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch meinte dazu am 18.01.13:
großeinsatz der rechthaber. lo
AchterZwerg (65)
(18.01.13)
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 loslosch meinte dazu am 18.01.13:
seit der zeit, als friedman mit der fernseh-moderation begann, sind streitgespräche, wo alle gleichzeitig reden, was völlig normales. als meine alte mutter in beginnender demenz noch allein zuhause lebte, sagte sie mir, solche sendungen seinen ja hochinteressant.

auch die demenzquote steigt ... lo
AchterZwerg (65) meinte dazu am 18.01.13:
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 loslosch meinte dazu am 18.01.13:
ich hatte dein argument des geschliffenen disputs nicht erweitert. es stimmt einfach. dann ein neues drangesetzt: je schriller, umso schöner. die reise geht in die andere richtung.
AchterZwerg (65) meinte dazu am 18.01.13:
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 EkkehartMittelberg (18.01.13)
Man kann kaum missverstehen, was Publilius Syrus meint. Mir schmeckt das Wort "veritas" (Wahrheit) in diesem Zusammenhang nicht. Du sprichst wertneutral von Ursprung, der den Meinungsstreit ausgelöst hat. Dem schließe ich mich an.

 loslosch meinte dazu am 18.01.13:
ja, und einmal schrieb ich in füßchen "Wahrheit". danke, ekki. t.t. lo

 Dieter Wal (20.01.13)
"Nimium altercando veritas amittitur (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Im allzu heftigen Wortwechsel geht die Wahrheit verloren."

Hängt vom Rahmen der Wortwechsel ab. Diskutieren z. B. Brüder einer Freimaurerloge miteinander, reden sie vielleicht scharf zur Sache, disputieren florettartig miteinander, aber sind dabei gewohnt, sich nicht persönlich anzugreifen.

Vergleichbar könnte es sich bei einem griech. od. röm. Gastmahl abgespielt haben, wenn "Streitgespräche" geführt wurden. Der Rahmen war der Versammlungsraum des Gastgebers. Versteht sich, dass sich die Teilnehmer nicht gegen die Personen ihrer Gesprächsgefährten oder Gastgeber in ihren Reden wendeten.

Die Wahrheit, das eigentliche Thema in Gesprächen geht leicht verloren, wenn die Kommunikation plötzlich von Beziehungsaussagen überlagert wird und es allzu persönlich wird.
(Kommentar korrigiert am 20.01.2013)

 loslosch meinte dazu am 20.01.13:
ein nachzügler-kommi. das gibt mir gelegenheit zu einem apercu, weil hier nur wenige lesen.

ich habe ja bei luja, wenn der "meinungsaustausch" hoffnungslos absackte, schon mal erwidert "darauf einen dujardin!", und zwar immer dann, wenn er, statt zu argumentieren, schrieb "kannst dir jetzt wieder die hose hochziehen". scheint auf den ersten blick witzig.

mein röm.-griechisches gastmahl. lo
ichbinelvis1951 (64)
(06.02.13)
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