Kapitel 1: Beach n' Bitches

Schundroman

von  ViktorVanHynthersin

Irgendwo an diesem verfluchten Strand musste der Weihnachtsmann sein. Eineinhalb Meilen ist der Haulover Beach Park in Miami Beach lang und ich verwettete meinen kleinen, irischen Arsch darauf, dass er am anderen Ende in einem Liegestuhl liegen und mir mit seinem Beach-Boy-Grinsen zu verstehen geben würde, er wäre nur ein Paketzusteller.

Ich fand den Dreckskerl wie erwartet inmitten von halbnackten Schönheiten, die mir zusätzliche Schweißperlen auf die Stirn trieben. Braungebrannt wie seine Zustellkarre, lag Submarine in grellbunten Bermudas auf einer weißen Liege und las die Financial Times.

Was verschafft mir die Ehre, O’Malley? fragte Submarine ohne hinter seiner Zeitung aufzutauchen. Sean Patrick O’Malley ist mein Name. Und nein, ich bin nicht der Erzbischof von Boston, sondern Cop in Miami.

Lassen Sie mich raten, sie möchten wissen wo ich gestern zwischen 10 Uhr und 10.30 Uhr war? Ich nehme an, sie haben die Blonde im 12. Stock befragt und die Schwarzhaarige im Erdgeschoss, stimmts? Ich konnte sein Grinsen hinter den Zeitungsseiten sehen und hätte es am liebsten mit meinen Fäusten von seiner Visage gewischt.

Anziehen, mitkommen, schnauzte ich ihn an. Er lies die Zeitung sinken und für einen Moment hatte ich den Eindruck, dass er wirklich überrascht war. Natürlich hatte ich sein Alibi überprüft und die genannten Ladys hatten bestätigt, dass sich Submarine mit ihnen über die neuste Bademode am Hallandale Beach unterhalten hatte.

Tom Dalton, von allen Submarine genannt, geschätzte 220 Pound schwer und 5 ½ feed groß, war stockschwul, hatte aber das ebenmäßige, gebräunte Gesicht eines Surferboys, blendend weiße Zähne, volles schwarzes Haar und den Charme, dem die Frauen reihenweise verfallen.

Gegenüberstellung, antworte ich auf seine fragenden Augen, die zu allem Überfluss meeresblau strahlten. Er wuchtete seinen fetten Hintern hoch und schnappte sich sein Handtuch, Hemd und Hose. Dann ging er zu den Umkleidekabinen. Da ich ihn schon zweimal verhaftet hatte, wusste ich, er würde keinen ernst gemeinten Fluchtversuch unternehmen.

Die Kabinentür schlug ins Schloss und ich hatte Gelegenheit meinen Augen eine Erholung anzubieten. Der Strand war gut gefüllt mit Mädels, die sich darboten wie Pralinen. Bis zum Horizont Wallemähnen, Brüste und Hintern in allen Farben und Formen. Wie im Paradies, dachte ich und hätte beinahe die Schönste von allen übersehen. Sie lag direkt vor mit, hatte einen raffiniert geschnittenen weißen Badeanzug an, der ihre weiblichen Reize sehr betonte. Schmerzlich wurde ich daran erinnert, dass meine Beziehung zu Frauen sich auf gelegentliche Ausflüge in billige Bordells beschränkte.

Die große, schwarze Sonnenbrille verdeckte ihr wahrscheinlich makelloses Gesicht und ich wusste nicht, ob sie schläft oder ob sie mich mustert. Was dachte sie? Was sie sah, waren rote Haare, Sommersprossen, ein durch geschwitztes Hemd, ein leichter Bauchansatz und krumme Beine.

In ihren rot lackierten Fingern hielt sie ein Buch von einem mir unbekannten Autoren namens Ludwig Feuerbach: „Abälard und Heloise“. Wahrscheinlich ein historischer Liebesroman, dachte ich als Submarine hinter mir stand und mir wurde klar, warum ich bei 92° Fahrenheit am Strand stand.

Die Klimaanlage meines Ford Crown Victoria keuchte und ließ mich spüren, dass mein Sonnenbrand schlimmer war als ich befürchtet hatte. Submarine saß entspannt im Fond, studierte die Zeitung und ließ sich von mir zum Revier kutschieren. Ich zog gedanklich die Frau im weißen Badeanzug aus und überfuhr nebenbei eine rote Ampel ohne Schaden an Leib und Auto zu nehmen.

Die Gegenüberstellung verlief erwartungsgemäß und ergebnislos. Submarine verabschiedete sich mit breitem Grinsen und ich wurde zum Chief gerufen. Der neue Mordfall drohte die ohnehin beschissene Aufklärungsquote in meinem Revier noch weiter zu versauen.


 Erzbischof Sean Patrick O’Malley

 Ford Crown Victoria

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (21.01.13)
Was für ein Strandleben.
Endlich mal ein Schundroman auf KV mit Möpsen und so weiter )

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 21.01.13:
Schon Wecker sang "Ich lebe immer am Strand" ) Vielen Dank fürs Kommentieren.
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg (21.01.13)
Bevor die Literaturwissenschaft Trivialliteratur erforschte, nannte man so etwas abwertend "Schundroman" und erzeugte den Eindruck, dass jeder Simpel ihn schreiben könne. Kann er aber nicht, weil die sprachlichen Stereotypen beherrscht sein wollen, und zwar so, dass eine leicht ironische Distanz entsteht, die den Genuss ermöglicht. Du kannst es, Viktor.

 ViktorVanHynthersin antwortete darauf am 21.01.13:
Vielen Dank für Dein Lob, lieber Ekkehart, das freut mich sehr.
Herzliche Grüße
Viktor
Möwe (63)
(21.01.13)
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 ViktorVanHynthersin schrieb daraufhin am 21.01.13:
Liebe Ilona,
mancher Roman, der einst als Schundliteratur gebrandmarkt wurde, ist später rehabilitiert worden. Aber ehrlich gesagt, diese Hoffnung hege ich für mein Werk nicht.
Herzliche Grüße und vielen Dank für Deinen Kommentar.
Viktor
SigrunAl-Badri (52)
(21.01.13)
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 ViktorVanHynthersin äußerte darauf am 21.01.13:
Es freut mich sehr, liebe Sigrun, wenn Du meinen Anfang spannend findest und der Storry weiter folgen magst. Ich wünsche dir viel Spaß dabei und bedanke mich artig für Deinen Kommentar.
Herzliche Grüße
Viktor

 moonlighting (21.01.13)
Ich liebe Schund und Trash.

LG
Moonlight

 ViktorVanHynthersin ergänzte dazu am 21.01.13:
Zum Glück habe ich für Dich noch ein paar Kapitel in der Hinterhand ) Vielen Dank für Deinen Kommentar.
Herzliche Grüße
Viktor

 irakulani (21.01.13)
Der Weihnachtsmann am Strand von Miami??? Na, das weckt doch gleich meine Leserinnenneugier! Und dann noch eine hübsche Blondine, die den Kommissar in mehrfacher Hinsicht ins Schwitzen bringt…
Klasse Opening für einen Krimi, lieber Viktor. Aber Kapitel zwei wartet ja schon.:-))

Herzliche Grüße,
Ira

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 21.01.13:
Liebe Ira,
Weihnachtsmänner am Strand werfen (immer) ihre Schatten voraus ) Ich danke sehr für den Kommentar und wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Lesen.
Herzliche Grüße
Viktor

 TassoTuwas (21.01.13)
Flutscht und liest sich wie ein Lutschbonbon.
Hoffentlich sind noch viele in der Tüte )))
Herzlichst TT

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 21.01.13:
Es würde mich freuen, wenn Du in den nächsten Kapiteln noch welche findest. Hoffentlich habe ich sie nicht zu gut versteckt ) Vielen Dank für Deinen Kommentar und herzliche Grüße
Viktor
Steyk (61)
(22.01.13)
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 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 22.01.13:
Vielen Dank, lieber Stefan,
für Deine Zeilen. Es freut mich
sehr, wenn ich etwas zur
kurzweiligen Unterhaltung
beitragen konnte.
Herzliche Grüße
Viktor

 Didi.Costaire (22.01.13)
Die
blendend weise Zähe
weisen auf finstere Machenschaften hin. Lucky Luke hat die letzte Tube Zahnweiß geschossen, und die Daltons gingen mal wieder leer aus.
Liebe Grüße, Dirk

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 22.01.13:
... da hatte ich schon Schundroman drauf geschrieben ... Aber vielen Dank für die Aufdeckung der Machenschaften (und Deinen Kommentar). Ich mach dann mal weiter ))
Herzliche Grüße
Viktor

 Martina (25.01.13)
Das liest sich gut, Viktor....ja =)

Lg Tina.

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 26.01.13:
Vielen Dank Tina für Dein Lob.
Herzliche Grüße
Viktor
Adrian (65)
(27.01.13)
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 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 28.01.13:
Hallo Adrian,
es freut mich, wenn mein O'Malley Dich anspricht. Ich wünsche Dir weiterhin gute Unterhaltung.
Herzliche Grüße
Viktor
fay (45)
(29.01.13)
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 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 29.01.13:
Man dankt!
Herzlichst
Viktor
Gringo (60) meinte dazu am 04.02.13:
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 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 04.02.13:
Tupperparties sind out, tar-and-feather-parties sind in ) Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich wünsche viel Spaß bei der weiteren Lektüre!
Herzliche Grüße
Viktor

 Alias meinte dazu am 04.05.13:
eigentlich mag ich krimis nicht, aber in diesem falle bekenne ich mich schundig... muss weiterlesen.

 FloravonBistram (08.06.13)
Viele Schreiber/innen verdienen sich mit diesen sogenannten S...romanen ihren Lebensunterhalt und leben natürlich gut davon. Sie wählen diverse Pseudonyme dafür, um den eigentlichen Autorennamen "sauber" zu halten.

Gerne vertiefe ich mich nun in Deinen Roman und bin gespannt, was dabei rauskommt.
Anfang gut und lässt weiter"blättern"
LG Flo

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 10.06.13:
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen und freue mich schon auf Deine abschließende Meinung.
Herzliche Grüße
Viktor
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