Entwickelt sich die Literatur weiter?

Anordnung zum Thema Schreiben

von  Leitmotivation

Schon ein flüchtiger Blick auf ihre Epochengeschichte zeigt uns, dass sich die Erscheinungsformen der Literatur seit jeher verändern.
Ein trivialer, aber häufig unterschätzter Grund für diesen Wandel ist die Ablehnung der Nachfolge- gegenüber der Vorgängergeneration. Der Mensch neigt dazu, nicht in alte Fußstapfen treten zu wollen. Er möchte Neues schaffen, angetrieben von dem Versuch, das Schreiben zu intensivieren und so den Dingen näher zu kommen.
Weit verbreitet ist die Vermutung, dass sich das Schreiben wandelt, weil sich ja auch die Zeiten verändern und die alte Form dadurch ihre Wirksamkeit verliert. Sicher, das Auto hat die Kutsche abgelöst, statt eines Königs gibt es einen Kanzler und die durchschnittliche Körpergröße eines Mitteleuropäers hat seit dem 19. Jahrhundert um zwölf Zentimeter zugenommen. Und so sind die Schreibenden auf der Suche nach den passenden Mitteln und Formen, ihre Zeit und ihr Leben in Worte zu fassen.
Doch blieben die wesentlichen Inhalte nicht stets die selben? Wenn wir heute schreiben, dass wir verliebt sind, die Angebetete aber nichts von uns wissen will, so thematisieren unsere Worte das selbe Problem, das im frühen 13. Jahrhundert Heinrich von Morungen und andere Minnesänger beschäftigt hat. Und wenn wir heute über den negativen Einfluss der Medien auf unser Leben schreiben, dann unterscheidet sich dies im Wesen nicht von den Neandertalern, die vor 40.000 Jahren die Raubtiere malten, die nachts bedrohlich um ihr Lager schlichen.
Von den Höhlenmalereien im Monte Castillo bis zu den multimedialen Sprachinstallationen im New Yorker Museum of Modern Art - die Formen haben sich gewandelt, doch ihr Kern wandelte sich nicht. Wir schreiben, als wären wir der Anfang und das Ende. Wir wandeln durch die Formen und wenn wir einmal den Stift hinlegen, dann nimmt ihn der Nächste auf und beginnt von vorn, episodisch und wiederholend. Doch das ewige Prinzip bleibt davon unberührt.


Anmerkung von Leitmotivation:

ein Entwurf

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (25.01.13)
Das ist eben Kultur. Die Auseinandersetzung mit dem Menschlichen. Und darauf hat jede Generation ihr eigenes Recht. Klar, den Zusammenstellern von diesem oder jenem Kanon passt das nicht, aber was soll's!
(Kommentar korrigiert am 25.01.2013)
KoKa (44)
(25.01.13)
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MelodieDesWindes (36)
(25.01.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.01.13:
Du hast recht. Daraus ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten der Entwicklung.
Wenn man das antike Kunstideal der imitatio in die Entwicklung einbezieht, sind sie noch vielfältiger.

 EkkehartMittelberg (25.01.13)
Deine These ist richtig: Die wesentlichen Inhalte wandeln sich nicht, aber die Formen. Literatur entwickelt sich also. Ob die neuen Formen immer ein Fortschritt sind, ist Geschmacksache. Man darf nicht vergessen, dass es in der Literatur Renaissancen gibt, denn die Wandlungsfähigkeit der Formen scheint begrenzt zu sein.
Gruß
Ekki

 AZU20 antwortete darauf am 25.01.13:
Dem stimme ich zu. LG
MelodieDesWindes (36) schrieb daraufhin am 26.01.13:
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 AlmaMarieSchneider (25.01.13)
Es wandeln sich auch die Themen aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse auf allen Gebieten. Nur ein Thema scheint davon unberührt, die Liebe.
Atomkraftwerke, Quarks und Co usw. sind auch nicht so interessant.
Grundlage der Literatur ist die Sprache. Jede Jugend hat ihre Sprache und so entwickelt sich auch zwangsläufig die Literatur weiter, bildet einen eigenen Stil aus.
Mit Interesse gelesen.
Liebe Grüße
Alma Marie
MelodieDesWindes (36) äußerte darauf am 26.01.13:
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wa Bash (47)
(25.01.13)
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 Theseusel (25.01.13)
"Der Lesende" bewegt "Das Buch der Bilder"

...manchmal ohne die Seite umzuschlagen;)

 Dieter_Rotmund (09.04.20)
Saubere Arbeit, aber mir persönlich zu salbungsvoll im Stil.

 Teichhüpfer (24.02.21)
Da ändert sich vieles, selbst die Zuordnung der Genres. Die Strukturen lösen sich. Ich bin der Meinung, bei dem Lesbaren ist häufig ein Progrramm, das so wie eine mathematische Gleichung wirkt. Ja, schön ist das nicht. Es fehlen die Menschen in den Werken.
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