Zwischen zwei Fragen

Text zum Thema Leben/Tod

von  Martina

Zwischen der Frage, was koche ich heute zu Mittag, oder: gibt es heute wirklich noch Eisregen, so dass das Rodeln für die Kinder heute ausfällt, drängt sich eine ganz andere dazwischen, eine, die ich immer am liebsten verdränge, weil sie so schwierig ist, eine Frage, die zig andere nach sich zieht, eine, für die ich wahrscheinlich den Rest meines Lebens brauche und doch keine Antwort finde. Eine Frage, die immer besonders dann auftaucht, wenn ich mir Fotos von wunderschönen Naturaufnahmen reinziehe, wie einen guten Joint.

Was ist, wenn ich für die Welt keine Rolle mehr spiele?Oder für die Menschen, denen ich jetzt wichtig bin,
weil sie selbst eines Tages vom Erdboden verschluckt sind?

Die Welt dreht sich weiter und ich bald ab, weil sich diese Frage, die mir fast schon angeboren scheint, anheftet, so lang ich zurück denken kann.
Sie klebte mir schon an weißen Sonntagskleidchen und roten Lackschuhen und ich glaube, sie wird auch nicht vor meinem letzten Hemd halt machen, welches eines Tages meinen kalten, starren Körper ziert.

Und so schaue ich mir weiter diese wunderschönen Flecken unserer Erde auf Fotos an,
als könnte ich die Welt in mir mit diesen Bildern konservieren und mitnehmen, wenn ich eines Tages gehen muss....

Eine Blitzerkenntnis, die mich genau jetzt überkommt:
Ich werde sowieso immer ein Teil von ihr sein, weil mein Körper sich einfügt in den ewigen Kreislauf.
Vielleicht kann ich Nahrung sein, für wilden Mohn, oder sonnengelben Butterblumen, die irgendeinem Foto eine kleine Ewigkeit schenken, und Menschen, die ein Auge für Schönes, wie ich haben,
einen kurzen, verträumten Blick...

M.Brandt

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