Sonett IX: Der Efeu

Sonett

von  Janoschkus

Es zieht ihn hin, er presst sich ans Gestein,
das modernd sich um seine Wange schmiegt.
Der Efeu, der sich weg vom Licht sonst biegt,
blüht furchtbar unter glühnder Neugier Schein:

Er kräuselt sich wie schwarzer Locken Pracht.
Das Blattwerk geht jetzt wie ein Fächer auf,
es wuchert an des Alten Mantel rauf
und flutet das Gestein wie eine Nacht.

Da glubschen erste Früchte aus dem Schoß
der Teufelspflanze, prall und ungesund -
die baumeln ihm wie Perlen um den Mund.

Bald schwelln ihm die Pupillen riesengroß
vor lauter Glut und Eifer, Trieb und Tücke:
Gerade für ein Auge reicht die Lücke.


Anmerkung von Janoschkus:

Auszug aus dem Sonettenkranz "Vorm schwarzen Tor", aus meinem neuen Buch  Der Teddy mit den losen Kulleraugen

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (04.02.13)
Moin Jan,
den gesamten Kranz habe ich hier letztes Jahr schon einmal gelesen. An diesem Teil kann man erahnen, dass er durch kraftvolle Bilder beeindruckt.
Herzlichen Glückwunsch auch zu deinem Erfolg mit diesem Gedicht außerhalb von kV!
Schöne Grüße, Dirk

 Janoschkus meinte dazu am 01.03.13:
hey didi, ich danke dir - ja, ich erinnere mich an deine kommentare. :)
schönes we!
gruß jan

 BrigitteG (04.02.13)
Ein Sonett über meinen Lieblingsfeind - danke! Treffende Bilder hast Du gefunden, die die abgründige Boshaftigkeit dieser Pflanze zeigen. Einzig das Wort "glühnder" fand ich beim ersten Lesen etwas stolpernd. Schönen Tag noch!

 Janoschkus antwortete darauf am 01.03.13:
lieblingsfeind- warum? zerwuchert er eine dir bedeutsame hauswand? ;)
gruß jan

 BrigitteG schrieb daraufhin am 03.03.13:
Naja, das Haus hat sich schon irgendwie an die Hauswand gewöhnt...

 Dieter Wal (22.10.13)
Der ursprüngliche Kommentar wurde am 22.10.2013 von Dieter Wal wieder zurückgenommen.
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