Segnungen der Zivilisation

Kommentar zum Thema Gesellschaftskritik

von  Momo

Es deutet auf Kurzsichtigkeit, wenn man die Ursache mit dem nächstliegenden Grund verwechselt.

In den Nachrichten hörte ich, dass jeden Tag drei Menschen sterben, weil sie vergebens auf ein neues Organ warteten.
Menschen sterben nicht, weil sie auf ein Organ warten, sondern weil sie sterbenskrank sind.

Wir sind es offenbar gewohnt, die Ursache mit dem Grund zu verwechseln, der wiederum an den Chancen und Möglichkeiten ausgerichtet ist, die Wissenschaft und Forschung bereitstellen. Dadurch gibt es keine Ursache mehr, sondern einen variablen Grund, der sich ausrichtet an den jeweiligen Bedingungen einer Gesellschaft. Je nach Blickwinkel und –schärfe lässt er sich dann auch noch weiter differenzieren auf die verschiedensten Ebenen der Lebenswirklichkeiten ihrer Individuen.

So hört man nicht, dass in anderen Teilen der Welt Menschen verhungern, weil sie vergebens auf eine gerechtere Verteilung des Reichtums ihres Landes hoffen, sondern sie müssen sterben, weil sie nichts zu essen haben. Weil eine gerechtere Verteilung der Güter eines Landes in einer humanistisch eingestellten Zivilisation zwar durchaus machbar wäre, aber in einer allein marktwirtschaftlich ausgerichteten Ideologie völlig illusorisch ist, wird dieser Grund nur von gesellschaftskritischen Geistern publiziert, aber er würde niemals in den Nachrichten so geschmeidig verlesen werden wie: „… weil sie vergebens auf ein neues Organ warteten.“
Auch sterben täglich viele Kinder in ärmeren Ländern der Erde nicht, weil ihre Mütter vergebens auf bezahlbare Medikamente und einen Zugang zu sauberem Wasser hofften, sondern sie sterben offiziell, weil Krankheiten sie dahinrafften.

Gestern las ich, die Organspendebereitschaft soll entgegen aller Aufklärung und redlicher Intentionen zurückgegangen sein.
Sollte es etwa neben Enten auch Interessen geben, die ganz zielgerichtet gründeln können?

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (27.02.13)
Kluger Text. LG

 Momo meinte dazu am 27.02.13:
Danke, Azu.

LG
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