Männer sind nur als Stricher interessant; kleine Etymologie des Auf-den-Strich-Gehens

Essay zum Thema Bahnhof

von  toltec-head

Auf den Strich gehen kommt von Herumstreichen. Der Stricher ist ein Herumstreicher, jemand, der kein Haus und kein Hof, keine feste Existenz hat. In den alten Gesetzbüchern gab es noch den Straftatbestand der Landstreicherei. Die Erwerbsmöglichkeiten des Landstreichers waren begrenzt. Wenn er ganz gut aussah, lag es für ihn eben nahe auf den Strich zu gehen. Es ist bezeichnend, dass man heute, wo es ja keine Landstreicher mehr gibt, auch eigentlich nicht mehr von Strichern spricht. Man spricht von Escorts. Der Escort hat Haus und Hof, die beweglich sein können, eine feste, wenn auch noch so fragile Existenz: Er ist eine Angestellter des Sexgewerbes. Und dementsprechend ist er auch kein Stricher mehr, sondern lediglich ein Prostituierter. Er ist ein Elender wie wir.

Man muss sich klar machen, dass in den alten Gesellschaften große Bevölkerungsteile "herumstrichen". Für das sich langsam herausbildende System des Kapitalismus des 19. Jahrhunderts waren sie ein Riesenproblem. Der Stricher ist mit den Kategorien der Marktwirtschaft nicht einfangbar. Und dies gilt bis heute: Eine Erektion ist nicht marktfähig, ist eine res extra commercium. Nur Idioten glauben, sie könnten sich eine Erektion kaufen. Man kann sich eine Frau kaufen. Man kann sich einen Escort kaufen. Aber nicht eine Erektion; jedenfalls keine auf natürliche Weise induzierte.

Es gibt heute keine Stricher mehr. Aber das hindert den Stricher nicht daran, positiver Gegenpol zur Ubiquität des Elends der Angestelltenexistenzen, der universellen Prostitution, des Nachrichtensprecheransagetums, zu sein. Ein Mann ist heute nur in dem Maße interessant, indem es ihm gelingt, sich der universellen Prostitution zu entziehen, und Stricher zu sein.

Und deshalb singen wir auch heute wieder das Hohelied der Stricherseins:

Professor in Hamburg, Richter in München?
Da mögen ungefickte Frauen Schlange stehen.
Weiß etwas besseres mir zu wünschen:
Als Stricher mit Strichern über den Strich zu gehen .

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(10.03.13)
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Jack (33) meinte dazu am 10.03.13:
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AronManfeld (43) antwortete darauf am 10.03.13:
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 toltec-head schrieb daraufhin am 10.03.13:
Steinbrück ist eine Politikprostituierte meinetwegen mit Eiern, sicherlich kein Stricher und daher im hier gemeinten Kontext völlig uninteressant.

Richtig ist, dass ich an Einsamkeit verrecke. Sonst würd ich hier keine Texte reinstellen.
AronManfeld (43) äußerte darauf am 10.03.13:
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 toltec-head ergänzte dazu am 10.03.13:
Wenn unser Verleger mitkommt gerne, Dicker.

Im Übrigen täte es deinen Texten durchaus gut, mal ein bischen auf den Strich zu gehen, wenn du schon keine Borderline-Performance hinbekommst. Sie kreisen nämlich zu sehr um Wein, Weib, Gesang und die Vorstellung einer organischen Gemeinschaft. Du musst deinen Marx doch auch einmal ein bischen auf den Kopf stellen und dich in die Entfremdung einbordern. Wenn Literatur rauskommen soll. Dicker.
(Antwort korrigiert am 10.03.2013)
Jack (33) meinte dazu am 10.03.13:
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 Judas meinte dazu am 11.03.13:
Das hat nichts mit dem Text zu tun, aber:
Ich frage mich sowieso, wieso es heißt "der hat Eier". Sind doch das empfindlichste Organ am Manne, oder nicht? Würde "der hat Pimmel." oder so eher verstehen als Symbol der Männlichkeit. Und davon abgesehen haben Männer nur zwei Eier, die extrem schmerzempfindlich sind während Frauen verdammt viele Eier haben und... ach lassen wir das, ich schweife und zwar ab :D
Jack (33) meinte dazu am 11.03.13:
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 AngelWings (26.07.23, 11:52)
Ich will, keine Feinde machen Google erst mal was Stricher Wirklichkeit, ist.
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