Du sagtest dazu Herzverlies.

Innerer Monolog zum Thema Absurdes

von  SunnySchwanbeck

Meine Schritte hallen in diesem engen Gang. Spährliches Licht sickert aus kleinen Ritzen in der Decke. Ich sehe meine Füße nicht.
Fast blind taste ich mich mit meinen ausgestreckten Händen an der Wand entlang, in meinem Kopf male ich mir aus wie sich die schwere Eisentür wohl anfühlen wird, die ich suche. Ich stoppe. Höre ein Klopfen, als würde jemand zaghaft und kraftlos gegen eine Wand hauen, Hilfe suchend. Meine Schritte werden schneller, ich streiche noch immer an der Wand entlang und mein Puls rast. Als ich das kühle Metall an meiner Hand spüre bleibe ich stehen. Im fahlen Licht sehe ich Gitterstäbe, eine Art Fenster und ich ertaste einen Türknauf. Er lässt sich mühelos umdrehen und ich trete in einen kleinen, schwarz getäfelten Raum.

An der Decke hängt eine Glühbirne die surrend flackerndes Licht abgibt. Ich schaue mich um. Es lehnt in einer Ecke, zusammen gekauert. Es sieht zerkratzt aus, an manchen stellen klaffen tiefe Wunden die sporadisch geflickt wurden. Es reagiert nicht auf mich. Klopft nur weiterhin gegen die Wand an der es lehnt.
"Wir sollten uns unterhalten, H." Ich versuche stark zu klingen. Keine Antwort. Zögernd setze ich mich neben es und reibe meine Hände.
"Hör zu, so geht das doch nicht weiter. Du willst hier doch irgendwan raus kommen, oder nicht?" Für einen kurzen Moment hält es inne, als müsste es erst überlegen ob es das wert ist.
"Du wirst älter. Du solltest doch langsam mal vernünftig werden, ich meine, wie kannst du es hier drinnen aushalten? Du könntest so viele wunderbare Dinge vollbringen wenn du nur ab und zu nachdenken würdest."
Ich rede mich in Rage. Stütze meinen Kopf in meine Hände und es beginnt schneller gegen die Wand zu klopfen.
"Achso, Morsezeichen oder was? H, Ich bitte dich, werd erwachsen." Das letzte Wort spucke ich aus wie einen bitteren Kirschkern. Ich schließe meine Augen.
"Weißt du noch wie gut es war, als du jemandem gehörtest? Jemandem, der sich gut um dich gekümmert hat. Du weißt genau dass ich nicht die richtige dafür bin um dich zu behalten. Es geht einfach nicht. Hörst du mir auch zu? Es geht nicht. Ich schmeiße dich weg sobald du mir lästig wirst, irgendjemandem hinterher und verdammt, du weißt dass es da draußen so viele Mistgestalten gibt, du weißt es und trotzdem bleibst du lieber hier in diesem Loch und badest in deinem verfluchten Selbstmitleid bis du verschrumpelt bist."
Es rutscht ein Stück von mir weg, spuckt Blut.
"Hör zu, H. Ich habe mit G. gesprochen. Es sagt dass es nun ein Auge auf dich haben wird, oder sogar zwei. Es sagt, dass du keine Entscheidungen mehr alleine treffen musst, wirklich. Es sagt die Wahrheit und es wird dir helfen. Dir wird niemand mehr weh tun mit seiner Hilfe, verstehst du?"
H. schweigt, zittert.
"Ja, ich weiß. Ihr mögt euch nicht besonders. Aber versuch es doch einmal, nur ein einziges Mal. Es hat nicht immer nur dumme Ideen." Mittlerweile bin ich aufgestanden, gehe in dem kleinen Zimmer hin und her und fuchtel mit den Armen während ich H. versuche zu erklären, dass es diese Welt alleine nicht bestehen kann.
"Ich bitte dich, H. Du musst hier raus. Ich ertrage das nicht mehr. Ich bin leer. Und du bist hier. Und eigentlich, ging es mir gut wenn ich wusste dass es dir gut geht. Nun weiß ich nicht mal mehr was gut überhaupt bedeutet."

Mit diesen Worten verlasse ich das Verliesartige Loch und streiche mir über mein Brustbein. An manchen Tagen tut es noch weh, und an anderen erinnert mich nur noch das getrocknete Blut an den Verbänden um meine Brust, dass H. fehlt.

Aber was soll ich ihm noch sagen, es schlug sich immer so durch und irgendwann fiel es mir einfach aus dem Brustkorb zersprang in einzelne Tage und ich fegte es auf, verschloss es, nachdem ich mich gründlich verschloss und aus dem Haus ging.
Zu dir.


Anmerkung von SunnySchwanbeck:

fürimmerdeins.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram