Hohlketten im Dichterhimmel

Sonett zum Thema Fassade

von  Matthias_B

Phrasenperlchen werden kompiliert
und ins runde Metrum eingesetzt,
nichts erschimmert sperrig antiquiert,
nichts modern. Der Sinn kreist abgewetzt.

Austauschbare Hohlamönität
lässt sich durch die Rezipienten füllen,
so gerät sie zur Diversität! -
was mag man denn nicht in jene hüllen?

Biedermeierbambijamben finden
Mamis, Papis, Brüder wie Verwandte,
alles fleuchet zu den himmelslinden
Ranken ohne Eigenwuchs: Brillant, eh?

Blicket doch nur in die wuchernd hehre
Weite dieses Luftkonstrukts der Leere!

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (03.04.13)
Also ganz ehrlich, "Biedermeierbambijamben" ist genial!

 Didi.Costaire (03.04.13)
Hierbei handelt es sich um ein Gedicht, das den Spiegel vorhält, kritisch und lehrreich mit h, und doch ist es in erster Linie die spielerisch vorgetragene kreative Wortgewalt, die es so lesenswert macht.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch (03.04.13)
aha, die amoenitas gibts nun auch schon auf deutsch. immerhin können die persiflierten das nicht imitieren, manche schaffen nicht mal den jambenreim.

gestern las ich auf kv einen vielgelesenen prosatext. friedrich rückert meinte dazu: "Unsinn ist der Erbauung am wenigsten hinderlich; wo sie nicht ergründet den Sinn, legt sie den tiefsten hinein." jaja, die diversität.

ps: einmal lese ich (für mich) als alternative "Kein Sinn scheint eingeätzt". lo
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