Ein unbedeutender Tag

Kurzprosa zum Thema Sinn/ Sinnlosigkeit

von  Macbeth

Der Protagonist, sein Name ist ebenfalls nebensächlich, stand am grünen Ufer des Sees und überlegte. Man könnte fast sagen, er dachte scharf nach. Er kam aus der großen Stadt von weit her, wo man das Denken fast verlernt hatte, weil es wegen des hohen Energiebedarfs zu häufigerer Nahrungsaufnahme führte. Er hatte ein Notizbuch dabei. Auf seinem Telefon. Selbstverständlich war es mobil, denn beinahe alles war mobil geworden. Zum Beispiel Bäume. Man könnte Sie einpflanzen, aber wer hat die Zeit? Oder ganze Städte. Er wollte gerade etwas in sein Notizbuch schreiben, als das Telefon klingelte. Es war ein unbedeutender Anruf von bemerkenswerter Länge.

Genauso unbedeutend, aber dafür etwas ästhetischer ist die Wasseroberfläche, die funkelt als ob Diamanten darin schwimmen, wie ein tagheller Sternenhimmel oder die Lichter einer Großstadt bei Nacht, Paris oder New York, in der jedes Gesicht in Display-Weiß gehüllt ist, in der Jeder sein eigenes kleines Bildschirmlicht vor sich her trägt. Wer braucht schon Poesie, wenn es Großstädte gibt, oder unbedeutende Telefonate.

Der Protagonist hatte auch einen Beruf, für den wir keinen Namen haben, aber um sich etwas darunter vorstellen zu können, nennen wir ihn einen Historiker. Er verbrachte sein Leben damit, unbedeutende Dinge zu erforschen und noch unbedeutendere Telefonate zu führen. Manchmal wünschte er sich, das Gerät einfach abzuschalten, was aber nicht vorgesehen war, da seine Gesellschaft Energieprobleme nicht kannte und deswegen nichts abschalten musste. Außer dem Kopf, da man ja nichts essen wollte, oder auch konnte, weil das gesunde Essen zu Strom gemacht wurde. Und niemand wollte Pferdelasagne essen. Er mochte das Idyllische, gestand es sich selbst aber nicht ein. Dergleichen wurden nicht gerne gesehen, geschweige denn gehört.

Insgesamt war er ein Zeitgenosse der etwas anderen Art. Deshalb mochte er seinen Beruf, der ihn häufig an abgelegene Orte führte. Dort war niemand peinlich berührt, weil er nicht gemerkt hatte, dass unser Protagonist mit ihm gesprochen hat, statt mit seinem Telefon wie es üblich gewesen wäre. Auch deshalb sagte er häufig lieber gar nichts. Das Telefonat war beendet und der Protagonist notierte etwas unbedeutendes in sein Telefon.

Weniger unbedeutend, aber dennoch ästhetisch ist die geologische Beschaffenheit, die geographische Lage, sowie die Botanik am Rande des Sees. Denn angesichts der Tatsache, dass man sich auf dem flachen Land befindet, ist der See unglaublich tief, und, wie es sich für ein stilles Wasser gehört, etwas schmutzig. Es tummelt sich so einiges lebendiges darin und einiges, das einmal lebendig war. Er schiebt sich wie ein mit Wasser gefüllter Monolith in den Himmel, gestaut von einem gewaltigen Damm aus Basaltprismen, Marmor und Granit, der üppig von Farnen und Gräsern bewachsen ist, da die Beschaffenheit des Untergrunds die Ansiedlung größerer Pflanzen verhindert.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (07.04.13)
Das spielt bestimmt in der Zukunft. Ich würde sagen: Mai 2013!

Ein Mensch der noch nicht ganz vor der Welt kapituliert hat, die ihn erschreckt und zugleich langweilt.

Gibt es eigentlich einen Grund, warum du ab und zu das Präsens benutzt?

 Macbeth meinte dazu am 08.04.13:
Würd vom Gefühl her auch sagen, dass das in der Zukunft spielt. ;)

Das Präsens taucht immer dann auf, wenn der Protagonist nicht thematisiert wird, weil es auch so wäre, wenn er nicht da wäre. Alles, was die Hauptfigur angeht ist schwammig und undefiniert, wogegen die Naturbeschreibungen den Eindruck der Unumstößlichkeit vermitteln sollen. Somit ist es auch ein Rückbezug auf den Prolog.

 Dieter_Rotmund (30.08.18)
Und? Wie geht es weiter?

Gerne gelesen, hat aber einen deutlichen fragmentarischen Charakter und das ist für den Leser immer irgendwie ein bisschen frustrierend.

 Dieter_Rotmund (11.08.19)
Sehr verplappert, bemüht lustig, verkrampft.

Nichts für ungut!

 Dieter_Rotmund (17.08.22, 16:16)
Liebe Dieters, Lady MacBeth ist sich zu fein dafür, um mit uns zu diskutieren.
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