Das perfekte Verbrechen

Erzählung zum Thema Schreiben

von  Wortsucht

“Und immer, wenn ich Krimis schreiben will, fällt mir nichts mehr ein!” Das war die lausigste Ausrede, die ich jemals gehört hatte! Es ist doch gar nicht schwer; ein bisschen Fantasie genügt!

Und so kam es, dass ich mich an meinen ersten eigenen Krimi setzte. Er trug den Titel: Frühlingssterben. Oder Frühlingserwachen. Oder: …

Hallo? War ich nun wirklich nicht mehr in der Lage, einen Titel für meinen Krimi zu finden? Sicher – es wäre wesentlich einfacher, wenn ich eine Geschichte hätte.

Aber die Geschichte war das zweite Problem. Ich wollte einen Krimi schreiben, den es so noch nie gegeben hatte. Das perfekte Verbrechen. Eine Geschichte, die sich nur dank meiner Mithilfe als Autor aufklären lässt. Und trotzdem realistisch und nachvollziehbar ist.

Wie wird es für die Ermittler schwierig, den Täter zu fassen? Wenn kein Motiv ersichtlich ist! Und die Tatwaffe unüblich. Und keine Zeugen vorhanden waren. Oder diese nicht mitbekamen, dass sie ein Verbrechen beobachteten.

Die Geschichte schrie förmlich nach einem Selbstversuch!

Gab es schon Krimis mit Gartenscheren als Tatwaffe? Mir war keine bekannt. Deshalb beschloss ich, mich mit einer ebensolchen zu bewaffnen.

Tarnung ist die wichtigste Voraussetzung, um nicht aufzufallen. Wer im Anzug mit einer Gartenschere herumläuft, wirkt verdächtig. Bei einem Gärtner hingegen betrachtet man eher das Fehlen derselben als auffällig. Deshalb verkleidete ich mich als Gärtner. Grüne Latzhose, Gummistiefel und Strohhut.

Tatsächlich schien ich niemandem aufzufallen, als ich mich im Park zwischen Blumenbeeten und Büschen bewegte.

Und dann entdeckte ich sie. Das perfekte Opfer. Sie stand etwas abseits der anderen und schien in Gedanken versunken.

Vorsichtig und unauffällig verringerte ich die Distanz zwischen uns. Dabei beobachtete ich aufmerksam die Umgebung. Niemand schien mich zu beachten.

Ich stand unmittelbar hinter ihr und blieb unentdeckt. Ich zog die Gartenschere aus meiner Hosentasche.

Es ging alles blitzschnell und lautlos. Niemand hatte etwas bemerkt. Auch das Opfer nicht. So sollte es auch bleiben. Unauffällig hob ich die frisch geschnittene Tulpe auf und ließ sie in meiner Latzhose verschwinden.

Zuhause stellte ich die geklaute Blume in eine Vase und freute mich, das perfekte Verbrechen begangen zu haben.

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Kommentare zu diesem Text

julie (35)
(15.04.13)
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