Am Ende bin ich von allem etwas

Innerer Monolog zum Thema Persönlichkeit

von  Seelensprache

Springe vom einen zum nächsten und verweile auch dort nur einen Moment. Nichts kann mich halten und nirgends kann ich wachsen. Bleibe nur ein Produkt flüchtiger Augenblicke, so dass ich am Ende nicht mehr sagen kann, das Leben hat aus mir dies oder das, einen Maler, Geschäftsmann oder Sportler gemacht. Am Ende bin ich von allem etwas. Ein Mosaik aus Beliebigkeit, aus kurzer Dauer und schwachem Willen, wohin der Wind eben so dreht. Pusteblume, puste bitte nicht. Ich verweile nicht, bleibe nicht, bestreite nicht, dass es so nicht weitergehen kann. Bin hin- und hergerissen. Nichts füllt mich aus, außer einer Mahlzeit zwischendurch vielleicht. Bleibe grau in den Versuchen, nicht in schwarz oder weiß zu denken. Verharre im Totstellreflex.
Es ist ein trüber Tag, der zueben einer solchen Stimmung passt. Ich stehe wie zufällig in einem Wald zwischen blattlosen Bäumen, gehe auf matschigen Wegen mit wässrigen Gruben links und rechts davon. Es ist kurz vor Frühling, kurz vor Gräsergrün und Blumenblühn und ich sehe immer noch den Winter. Ich schaue hinauf, vorbei an dicken Stämmen und grobem Geäst. Ich schaue in gerahmtes Blau zwischen bettuchartigen Wolken und wende mich einer Hoffnung zu. Ich bin gottlos, gottesfern, bin ohne Spirit, ohne Geist, ohne Seele, nicht befreit und ohne Ticket in den Himmel. Ich bin nicht konsequent, denn denke, wünsche, hoffe, als ob es einen solchen gäbe, einen Sinn oder etwas in der Art. Denke: "Erfülle mich, mach mich ganz, beseele mich. Verleite mich zur Leidenschaft und nimm von mir, das Leiden schafft. Verliebe mich, liebe mich, lass mich lieber nicht allein."
Eine gut geschulte Vernunft analysiert und schlägt, als ob sie einen Moment eingenickt wäre, zurück, züchtigt, wie ein Lehrstock, der auf eine Hand niederprügelt. Ich verstehe sofort wie nutz- und sinnlos dies schrotflintenartige Wünschen und Hoffen ist, als ob es etwas ändern würde. Wohl nicht, wohl eher nicht - wie sinnlos. Ich sehe es ein und schäme mich. "Hätte ich, wäre ich, wenn ich doch nur", "Sei ein Mann verdammt!", "Es ist erbärmlich", "Ich sollte nicht nur denken, nicht nur denken, nein, verdammt, etwas tun, etwas anders machen! Ja, ja, genau!". Am Ende einer crass gestörten Kommunikation, voller "aber" und Widersprüchlichkeiten mit mir selbst, lege ich mich einfach hin. Die Entscheidung ist verschoben, vertagt, bis bald dann - wieder einmal.

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Kommentare zu diesem Text


 princess (01.05.13)
Hallo Seelensprache,

man hat es manchmal aber auch wirklich schwer mit sich selbst. Und all den gegensätzlichen Impulsen, die sich so gar nicht zu einem geradlinig-schlüssigen Ganzen verbinden wollen.

Ich mag es, wie du hier durch Innenwelten reist und beobachtest, was es da so alles zu sehen gibt. Und zu spüren. Und zu denken. Von allem etwas.

Liebe Grüße, princess
faraway (29)
(10.05.13)
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 Seelensprache meinte dazu am 10.05.13:
Liebe faraway, danke für deinen Kommentar! Was hat dich am letzten Absatz gestört?
faraway (29) antwortete darauf am 10.05.13:
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