Turmbau

Sonett zum Thema Entfremdung

von  Irma

Solide stand er Jahre, ehe
aus ihrer Mitte eine Hand
den Stein entnahm, der sie verband.
Sie bauten weiter in die Höhe,

versuchten vieles rauszuschieben.
Die Lücken wollten sie nicht spüren.
Doch nun, da sie sich kaum berühren
und nicht mehr beieinander liegen,

scheint alles schief und ausgehöhlt.
Erschüttert merken sie, was fehlt
im Fundament. Es kracht und bricht,

wenn sie zum Himmel sehen -
bestürzt darüber, dass sie sich
und ihre Welt nicht mehr verstehen.

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Kommentare zu diesem Text


 franky (07.05.13)
Hi liebes Birmchen,

Das ist doch fein und richtig. Weiß nicht, ob alles punktgenau stimmt, aber für mich ist es perfekt.

Liebe Grüße

Von
Franky

 Irma meinte dazu am 07.05.13:
Hi Franky, ich würde sagen, hier stimmt so einiges nicht (mehr), aber es freut mich, wenn Dir mein Sonett gefällt. LG BirmchenIrmchen

 ViktorVanHynthersin (07.05.13)
Die umgangssprachliche Formulierung "Es kracht" stört mich ein wenig, aber sonst finde ich es, besonders inhaltlich, gelungen.
Herzliche Grüße
Viktor

 Irma antwortete darauf am 07.05.13:
Kennst Du das Spiel "Jenga", Viktor? Man schiebt reihum vorsichtig einen Holzklotz aus dem Turm und stapelt hoch und immer höher. Und früher oder später kracht es dann ganz gewaltig! Vielen Dank und lieben Gruß, BirmchenIrmchen
chichi† (80)
(07.05.13)
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 Irma schrieb daraufhin am 07.05.13:
Danke schön! LG BirmchenIrmchen

 Didi.Costaire (07.05.13)
Menschen sind tatsächlich so, dass sie erstmal immer weiterbauen, obwohl ihnen das Fundament längst abhanden gekommen ist. Das Bild passt zum Thema und zumindest das Sonett ist gut gebaut.
Liebe Grüße, Dirk

 Irma äußerte darauf am 07.05.13:
Ja, manchmal wartet man wohl lieber auf den großen Knall, als selbst derjenige zu sein, der die Mauern einreißt. Aber ich freue mich, dass Dir mein Bauwerk gefällt. Viele Grüße, BirmchenIrmchen
janna (66)
(07.05.13)
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 Irma ergänzte dazu am 07.05.13:
Danke schön, Janna. Ein solcher Bruch geht wohl leider selten leise vonstatten. Viele liebe Grüße, BirmchenIrmchen

 AZU20 (07.05.13)
Treffender Vergleich. LG

 Irma meinte dazu am 07.05.13:
Danke Dir herzlich, Armin. LG BirmchenIrmchen
Anne (56)
(07.05.13)
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 Irma meinte dazu am 07.05.13:
Tja, liebe Anne. Sowas passiert wohl, wenn man zu hoch hinaus will. Steht ja schon im Alten Testament. Danke Dir herzlich. LG BirmchenIrmchen

 Isaban (07.05.13)
Schön, die sichtbare Lücke am Ende der ersten beiden Verse!
Das "rauszuschieben" in S2, V1 würde ich zusammenschreiben.

Das hier klingt noch etwas ungelenk, da könnte man die Feile noch ein wenig ansetzen:

Erschüttert merken sie, was fehlt
im Fundament. Es kracht, zerbricht,

Wie wäre es damit?

Jetzt merken sie, das etwas fehlt
im Fundament. Es kracht und bricht,


Zur letzten Strophe:
Wie wäre es da anstelle von zerbricht/nicht mit einem winzigen Reimbruch, um alles gleichzeitig eingängiger und (stilistisch) anschaulicher zu machen? Iich zeig mal, was ich meine.


im Fundament. Es kracht, zerbricht,


wenn sie zum Himmel sehen -
bestürzt darüber, dass sie sich
und ihre Welt nicht mehr verstehen.

Liebe Grüße

Sabine

 Irma meinte dazu am 07.05.13:
Hallo Sabine,
vielen Dank für Deine Vorschläge. "rauszuschieben" - ja klar, zusammen. Zur Feile: Ich wollte unbedingt das "erschüttert" drin haben, so wie weiter unten das "bestürzt". Das "zerbricht" ändere ich gleich zu " und bricht".

Zur letzten Strophe: Hier hatte ich auch schon vor dem Einstellen mit dem "sich" experimentiert. Das gefiel mir auch sehr gut. Aber dann liegt die Betonung bei "nicht mehr" so unnatürlich auf dem "mehr" statt dem "nicht". Meinst du nicht, das das stört? Ich mache es jetzt trotzdem erstmal so.

Vielen lieben Dank! LG BirmchenIrmchen

 plotzn (06.06.13)
Ein passender Vergleich. Auch beim Beziehungsende fängt es oft mit nur oberflächlich gekitteten Rissen an, ehe alles in sich zusamenbricht. Bei alternden Gebäuden ist das auch so. Lange halten beide nur, wenn man Schäden ernst nimmt und sich intensiv um Lösungen bemüht.

Gefällt mir gut, auch die dazu passnede Wortwahl!

Liebe Grüße, Stefan

 Irma meinte dazu am 13.06.13:
Nun ja, manchmal werden die Keller auch ganz unvorhergesehen überflutet, und wer nicht zeitig genug nasse Füsse bekommt, dem steht dann das Wasser schneller als gedacht bis zum Hals. ) LG BirmchenIrmchen
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