Crestons Sitz

Märchen zum Thema Winter

von  blauefrau

Aurin stocherte mit einer langen Kupferstange in den Holzscheiten in der Feuerstelle herum. Wenn er nicht  seinen Vater auf der Jagd begleitete  oder half, die Felder zu bestellen, saß er am liebsten am Feuer und beobachtete, wie die Flammen zusammen tanzten, wie ein paar von ihnen ausrissen, um sich mit andren zu vereinen, wie sie alle  eine gemeinsame Flamme bildeten, um schließlich nur noch Asche zu hinterlassen. Er kannte den Zeitpunkt, wann er Holzscheite nachwerfen musste, zögerte ihn aber so lange hinaus, bis er schließlich kurz vor dem "Aus" das Feuer wieder belebte. Er war ein Held. Der Winter war seine liebste Jahreszeit.  ,,Warum gibt es den Winter?", fragte er Kallida, seine Mutter, bisweilen. Und sie antwortete stets: ,, So wie Creston das Wasser, die Erde und die Pflanzen geschaffen hatte, freute er sich an ihrem Zusammenspiel. Der Regen tropfte auf die Pflanzen, sie wuchsen und wurden grün, bildeten Beeren und Früchte und gaben den Menschen ihre Nahrung. Die Flüsse brachten Fische hervor, diese vermehrten sich und krochen auch auf das Land.
Und die Pflanzen wuchsen immer weiter zum Himmel hinauf und berührten den Göttersitz Crestons. 
,, Ihr stört mich", murrte er.  Aus den Landwesen wurden Vögel, die immer höher flogen und sich auch auf Crestons Sitz niederließen.  ,, Auch ihr sollt nicht hier sein!", rief Creston ihnen zu. Und er streckte seine beiden goldenen Finger aus und schuf die Königin der Kälte. Alles, was sie berührte, hörte auf zu wachsen. Und Creston ließ sie regelmäßig herrschen. Dann warfen die Pflanzen ihre Blüten und Blätter ab oder starben, die Fische konnten sich unter dem Eis nicht mehr vermehren und waren froh, im Frühjahr überhaupt noch da zu sein. Die Vögel flogen davon oder bettelten um ihr Leben.  Creston aber hatte seinen Thron für sich, kein Vogel wagte sich mehr vorwitzig hinauf und keine Pflanze ringelte sich weiter um seine Thronlehne. Da überkam ihn eine unbändige Freude, und er warf aus Übermut eine  Feuerkugel auf die Erde. Die Hüter dieses Feuers, die Iskalea, sandten uns auf unser Geheiß einen Flammenspeer. Du stehst unter ihrem besonderen Schutz, mein Kind. "

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