Traceur

Erzählung zum Thema Charakterisierung/ Charakteristik

von  Seelensprache

In den letzten Minuten eines Tages, wenn Farben eine Stimmung in den Westen malen, stehst du, Traceur, auf hohem Fuß und schaust in ein Fernweh, das irgendwo dort, so ruhig und leise liegt. Es ist ein schönes Bild, dieser definierte Körper, aufgespannt und so erhaben, wie ein Drachenfliegen in einem starken Wind. Feine Schatten glänzen in den Wölbungen einer durch und durchgedachten, selbstgemachten Muskulatur. Hier stehst du, die Dächer unter deinen Füßen und über den Häusern einer Stadt, die mit jedem erklommenen Stockwerk kleiner wird. An hohen Wänden hast du dich hinaufgeschwungen, in den Lücken eines rissigen Mauerwerks Halt gefunden und hätte dir jemand dabei zugesehen, wäre aus einem offen Mund und großen Augen ein Staunen gefallen. Da stehst du nun, an einem Ziel, am Ende eines Auskundschaftens, stehst dort, wie vor einem Sprung, einem Fallenlassen, mit dem Blick in schmalen Gassen, mit den Armen weit nach Nord und Süd gestreckt, Stirn an Stirn mit diesem tiefen Nichts, das nur ein Fußbreit voraus in die Tiefe stürzt. Stehst dort, mit ausprägtem Musculus extensor carpi ulnaris, digitorum, digit minimi und einer maximaler Wirkung - nur für dich. In manchen Augenblicken ist die Welt ein Bild, eine Aufnahme, 360 Grad, schwarz und weiß, mit einem hohen Kontrast, mit einem warmen Licht auf einem Oberkörper, der einen langen Schatten wirft. Freeze. Beweg dich nicht. Bleib so. Ein konzentrierter Atem fällt in einem geregelten Rythmus, zwischen einem festen Blick und einer feuchten Stirn. Einfach nur sein, nichts denken, müssen, sollen, hier bist du. Es ist Jetzt - ohne ein Gestern oder Morgen.
In späten Abendstunden aber, wenn lediglich von Straßen aus ein wenig Licht die Dunkelheit der Nacht durchbricht und du auf einer Mauer sitzt und deinen Kopf zwischen deinen Händen hälst, da zweifelt es an dir und einer Welt. Da kriechen sie, jene Gedankenmaden, die kranken, die einen verrückt machen. Da denkst du an einen Alltag, wenn du dich verlächelst, lächelst, wo du es nicht willst. Wenn eine Stirn sich schwer verfaltet, weil dahinter eine Gewalt frei waltet. Da bist du manchmal so unbeholfen, so Zutritt verboten, so Ladenschluss. Da siehst du dieses ich, böse und schlecht, von dem du sagst, du willst es nicht. Es ist dieser Moment, wenn die Beine wieder drängen, weißt du, hippelig werden und sich davonstehlen wollen, wenn du nicht mehr sitzen kannst, weil in einem unruhigen Körper oft auch ein unruhiger Geist wohnt. "Letztlich", denkst du, "Letztlich bin ich doch nur in mir und für mich. Ihr kennt mich nicht, ich verlächel dich, lächel wo ich kann. Die Welt ist schlecht und so bin ich und wenn du nicht so denkst, dann siehst du's nicht". Wenn Finger ruhelos auf eine Fläche schlagen, dann brauchst du nichts zu sagen, denn dein ganzer Körper spricht: "Ruhe nicht". Denn wer rastet der rostet und wer rostet ist Schrott. Also lauf Junge, lauf, lauf, lauf, lauf.
Und in den Pausen einer Pflicht erwachsen und reif zu werden, in den Pausen schwerer Fragen, die eine Zukunft betreffen, da ist die Welt ein Jump'n Run, ein Spiel-mit-mir, ein verkuschel-mich-durchwuschel-dich, ein lasst-uns-Blödsinn-machen-über-Blödsinn-lachen. Und in den Pausen eines Erwachsenwerdens, das zwischen einer Leidenschaft und einem Gebot, einer Vernunft, einem Studium pendelt, da landest du auf den Ziffern einer Tastatur, ziehst dich an einem 'Steurung' hinauf (Planche), gefolgt von einem 'Saut de précision' auf das 'Alt', und abschließend ein 'Saut de détene' zu einem 'Entf' - Steuerung-Alt-Entfernen - da kann dich das Leben mal, in diesen Pausen - 'fuck ya all', ich bin dann mal spielen.
Salut Traceur, lege eine Spur, finde einen Weg, lass uns wissen von dir und deinen Hindernissen, du weißt "no risk, no fun".

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