Gesegnete Ruhe

Glosse zum Thema Schlaf/ schlafen

von  loslosch

In aurem utramvis dormire (Terenz, ~190 v. Chr. bis ~158 v. Chr.; Heauton timorumenon [altgriech. soviel wie der Selbstverstümmler]). Auf jedem beliebigen Ohr schlafen. Oder: Tief schlafen.

Bloß nicht auf beiden Ohren, wie meist übersetzt wird. Das müsste dann - auf norddeutsch - schon ein ganz Ausgeschlafener sein. Großartige Lateinkenntnisse helfen bei der Übersetzung nicht immer. Das ist die Krux mit den idiomatischen Wendungen. Jede Sprache, auch die (im Original) untergegangene, hat ihre eigenen Bilder. Man denke nur an die eher dürftigen damaligen Lebensverhältnisse. So ergibt sich ein kulturhistorisch interessantes Bild. Wer draußen, im Freien, kampiert, wittert Gefahren von allen Seiten. Er sucht sich einen halbwegs sicheren Schlafplatz. Die eine Himmelsrichtung (am überwölbten Steilhang z. B.) erscheint dann sicherer als die andere. Hat man einen rundum sicheren Platz gefunden, kann man auf jeder beliebigen Schläfe (Schläfe heißt ja Schlafseite) ein Nickerchen halten. Hier sind Instinkte angesprochen, die selbst den Menschen unserer Tage noch nicht zur Gänze abhanden gekommen sind.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (14.05.13)
Ein ausgeschlafener Text! Gern gelesen.
ttU

 loslosch meinte dazu am 14.05.13:
wir brauchen wieder den immersionsunterricht in latein, uli. t.t. lo

 ViktorVanHynthersin (14.05.13)
Die Lyriker können seltsamerweise mit den Schläfen wenig anfangen. Ich habe "nur" sechs Dichter gefunden, die sich mit den Schläfen beschäftigt haben. Die meisten sind lange tot, bis auf unser KV-Mitglied AlmaMariaSchneider:

Zwischen den Schläfen

Manchmal denke ich mir
deine Gedanken aus.
Von Schläfe zu Schläfe
verderben sie dann wieder.
Stumme Vögel, die den Kopf
unter ihr Gefieder stecken.

Leider nicht auf kv veröffentlicht...

Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch antwortete darauf am 14.05.13:
aber hier:  Zwischen den ... lo
AronManfeld (43)
(14.05.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch schrieb daraufhin am 14.05.13:
im ko-hohl-deutsch: nein, gnade der späten geburt.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram