Gartenruhe

Gedicht zum Thema Abendstimmung

von  tulpenrot

noch ein letzter Sonnenstrahl
in der Ecke des Gartens
hinter der Birke
mein Gartenstuhl
wippt leicht unter mir
Tulpenblüten verweht der Wind
der Strauch erholt sich langsam und breitet seine Dolden aus
die Ameisen habe ich vergiftet
den Läusen den Kampf angesagt
das Unkraut dem Kompost übergeben
nun kannst du kommen
du Amselgesang vom höchsten Zweig
ich warte

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Kommentare zu diesem Text

Jonathan (59)
(15.05.13)
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 tulpenrot meinte dazu am 16.05.13:
Wenn die auch noch anfingen zu singen, wäre das ein Chaos. Die können bestimmt nur mit vollem Mund winseln und vergäßen in ihrer Gefräßigkeit vorher den Stängelbrei und den Läusehonig runterzuschlucken.
Wiederlich und liederlich.
Amseln haben so was Sehnsüchtiges in ihrem Gesang.
Vielen Gruß an deine Amsel
Tulp

 niemand (28.05.13)
Das Gedicht fasziniert mich, weil es beim ersten Blicken ein wenig oberflächlich daherkommt mit der Gartenidylle die der Mensch sich schafft, doch ich gehe mal ein wenig in die Tiefe, in die Unbequemlichkeit dieser Idylle und komme wieder auf den Nenner: Unsere Blicke gehen nach oben
(ich sehe die Amsel hier nicht als Singvogel, sondern stellvertretend für etwas Höheres, etwas Religiöses -
hierauf bringt mich der "höchste Zweig") derweil unsere
Füße (stellvertretend für unsere Boden/Erden/Lebenshaftung/Lebenstüchtigkeit) "niedere" Lebewesen töten und schon bin ich dabei das alte Lied der Natur vom Fressen und Gefressen werden zu singen. Das Leben, diese Gartenidylle, ist nur möglich, wenn wir andere ausrotten. Und wir bestimmen auch was Unkraut ist und was nicht. Und das nicht nur im Bezug auf Pflanzen, sondern oft auch auf Menschen und Tiere. Wir selektieren gerne, entweder weil die Natur uns zwingt, oder weil wir dies als "Krone der Schöpfung" glauben zu dürfen.
Doch wir sind nicht alleine in diesem Tun, denn jede Art,
jede Gattung tut Gleiches. Insofern zeugt, aus meiner Warte aus betrachtet, dieses Gedicht von der Unzulänglichkeit des/unseres irdischen Lebens. Wir mögen uns noch so mühen und unsere Blicke nach oben lenken,
gen Boden betrachtet sind wir nicht frei von Schuld,
was auch immer der Einzelne darunter verstehen mag.
Mir gefällt dieses Gedicht, weil es mich zum Nachdenken
bringt, auch wenn meine Gedanken vielleicht nicht die Intention der Schreibenden treffen LG niemand

 tulpenrot antwortete darauf am 28.05.13:
In dem Wunsch, sich ein kleines Paradies auf Erden zu schaffen, kommt man an Grenzen. Die Natur ist leider nicht nur Freund sondern auch Feind, sie ist nicht nur berauschend schön, sondern auch bedrückend. Sie ist Freude und Fluch. Und du hast es richtig gesgat: Wir kommen aus dem Dilemma nicht heraus, schuldig zu werden. Der Blick "nach oben" bleibt daher wichtig.
Ich finde deine Gedanken dazu sehr ansprechend. Danke.
LG
tulpenrot
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