Obsoletes

Aphorismus zum Thema Alter

von  loslosch

Apex est autem senectutis auctoritas (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De senectute). Die Krone des Alters aber ist das Ansehen.

Was heißt obsolet? "Veraltet für veraltet". So stand es in einem älteren Duden. Heute gilt das Wort obsolet längst nicht mehr als veraltet. Nur noch in seiner Bedeutung steht es dafür. Wenn sich ein älteres Semester auf Ciceros Spruch berufen würde, wäre sein Ansehen sofort im Keller.

Der 94-jährige Helmut Schmidt scheint das zu ahnen. Aber die Zigarette zelebriert er öffentlich.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (16.05.13)
Da muss ich dem guten Kichererbe aber widersprechen. Wer als junger Mensch ein Popoloch war, ist dies in der Regel auch als alter Sack. Darum: Ehrt das Alter! Es sei denn, die Alten benehmen sich wie die Trüffelsuchfauna!
janna (66) meinte dazu am 16.05.13:
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 loslosch antwortete darauf am 16.05.13:
tja, ça dépends - meint der franzose.

sicherlich hatte cicero damals recht. tempi passati.

 niemand schrieb daraufhin am 16.05.13:
Ich stimme Dir zu, Trekan, meistens ist es auch noch so, das sich ein Arschloch im Alter noch weitet=größer wird.
Die sogenannte positive Entwicklung ist oft nur ein Klischee
und mündet in sowas wie "Altersweisheit", die ich, allgemein betrachtet, als Unsinn empfinde. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel. Der Mensch ist von Geburt aus ziemlich "fest/angelegt" charakterlich. Er ist wie ein Zug
auf einer Strecke und nur auf dieser kann er hier oder dort (Stationen) halten, hier oder dort kaputt gehen, oder repariert werden. Aus seiner vorgeprägten Schiene kommt er nicht raus, es sei denn er entgleist gänzlich.
Ich persönlich wüsste nicht warum man das Alter allgemein ehren sollte. Einzelne, charakterlich feste Persönlichkeiten, vor diesen habe ich bannig Respekt, doch gleiches gilt
für mich bei jungen Leute, auch vor solchen habe ich Respekt. Die Popolöcher (luschtig! können mich mal.
LG niemand

 loslosch äußerte darauf am 16.05.13:
das bild mit der schiene gefällt mir nicht sonderlich. klar kann man frühkindliche fehler (insbesondere denke ich hier an verwahrlosung mit späterem hang zum notorischen lügen) kaum noch reparieren. statt der schiene lieber das bild der straße, auf die es ein zurück geben KANN. lo

 TrekanBelluvitsh ergänzte dazu am 16.05.13:
@ Janna: Ich sag es mal so: Was ich da geschrieben habe, war 'idealtypisch' gemeint. Du hast sicherlich nicht unrecht, allerdings setzt eine Reifeprozess ja auch einen Grad von Selbstreflexion voraus, die man zwar lernen kann, aber zu der man grundsätzlich bereit seien muss. Und diese 'Krone des Alters' hat man dann meiner Meinung nach schon als junger Mensch zumindest im Blick gehabt.

In erster Linie ging es mir auch darum, mich gegen bestimmte Stereotypen zu wenden. Grundsätzlich: Alte Menschen sind nicht weise, Junge Menschen sind nicht modern, Männer sind nicht logisch, Frauen sind nicht einfühlsam etc.. All das hängt von dem Einzelnen ab. Es ist sicherlich so, dass es biologisch betrachtet die ein oder andere Prägung gibt, aber die muss auch immer 'gelebt' werden. Und das nennt man dann wohl 'Reifeprozess'...

@ niemand: Altersweisheit halte ich auch für Unsinn, weil es eine völlig unzulässige Verallgemeinerung ist. Und denke auch, dass die meisten von uns sich ihr Leben lag in eine Richtung entwickeln, auch die Unangenehmen. Ob das tatsächlich so seien muss, glaube ich jedoch nicht. Allerdings erfordert das 'Sich-ändern' nicht nur den Willen als Vorausbedingung, es ist vor allem sehr kraftraubend (zumindest bis zu einem bestimmten Punkt) und diese Anstrengung scheuen meiner Beobachtung nach die meisten, weil man dabei auch unweigerlich mit eigenen Fehlern konfrontiert wird. Lustigerweise greifen solche Menschen gern die an, die etwas an sich ändern wollen und sind damit auch nicht selten erfolgreich, denn Veränderung macht einen auch immer angreifbar... obwohl... so lustig ist das gar nicht...

@ losloch: In diesem Fall war der gute Kichererbse womöglich zu allgemein. Aber vielleicht muss man diese Worte einfach mit seinem ethischen Gesamtbild und nicht losgelöst betrachten. Denn danach hatte der Mensch ja ein moralisches und rechtschaffendes Leben (im Privaten wie in der Öffentlichkeit) und hat darum das Ansehen ja verdient. Vielen seiner politischen Gegner hätte er diese Krone bestimmt auch nicht aufs Haupt gesetzt.

 Didi.Costaire (16.05.13)
Moin Lothar,
die Erklärung "veraltet für veraltet" im älteren Duden ist wahrlich witzig und dieser Fund eine Empfehlung wert.
Helmut Schmidt meint ja, Rauchverbote wären nur eine Zeiterscheinung und würden irgendwann wieder fallengelassen. Sein Wort in Gottes Lunge?
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 16.05.13:
meine söhne erinnern sich gerne an den scherz im grundschulalter. auf väterlichen rat fragten sie ihre kumpels: was heißt "I don´t know" auf deutsch? stets erhielten sie die richtige antwort. lo

 EkkehartMittelberg (16.05.13)
Es verdient einen Hinweis, warum Cicerodas Ansehen zur Krone des Alters erklärt. Werte, die mit dem Christentum populär wurden, waren den alten Römern fremd. Sie definierten sich durch ihre Außenwirkung und gloria als Steigerung des Ansehens war das Optimale , was ein Mensch erreichen konnte.

 loslosch meinte dazu am 16.05.13:
die waren, auch und gerade cicero, versessen auf den nachruhm. dann wäre die steigerung des ruhms im hohen alter die brücke zum nachruhm. t.t. lo
Graeculus (69)
(04.06.13)
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 loslosch meinte dazu am 04.06.13:
ja, in den 1950er jahren. als etwa 16-jähriger hatte ich die "idee", den duden systematisch zu "lesen", jeden tag eine seite. ich glaub, ich kam bis seite 12. (-_-)
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