Es gibt nur Stationen

Lyrischer Prosatext

von  deflyn23

I.
Ich bin umringt von Grün, auf Reisen, obwohl sich jede meiner Fasern nach Statik sehnt. Oder ist selbst dieses Verlangen trügerisch und letztlich Selbsttäuschung eines immer noch nicht Angekommenen ohne innere Mitte? Alles ist alles bleibt alles ist alles. Die Sonne über dem Wasser, hinter den Bäumen, schwarz, dunkelgrün, heller Smaragd - eine endlose Abstufung in die niedrigsten Abgründe und die luzidesten Höhen. Ich atme ein, Du atmest aus.
Da ist er, der Rhythmus des Lebens, dem wir alle Sklaven sind. Du stehst doch auf Zweideutiges: Ich habe mich in Leipzig verliebt. Und wieder ist damit die Frage gestellt, wohin das alles führen soll. Jede Ankunft erweist sich irgendwann zwangsläufig als Illusion, denn sie ist niemals final, immer nur Zwischenstation. Es gibt nur Stationen, keine Endpunkte. Alles ist ein Übergang. Was bleibt, sind Moskitostiche und die Sehnsucht. Die unerfüllt bleibende Erwartung, ich könnte Dich noch am Fenster auftauchen sehen, in letzter Minute auf den Bahnsteig hechelnd, weil Du schaffst, was ich nicht schaffe. In diesem Augenblick will ich mit Dir die Illusion der Beständigkeit teilen, will Dich belügen und Dir gefallen, will mich in Deiner Zuneigung ertränken.


II.
O Stadt der Volieren
Stadt der Sümpfe und des Leerstands
Stadt der Weinreben und des Kopfsteinpflasters
Stadt der Kanäle
Stadt der gepiercten Nasenscheidewände und veganen Spätis
Stadt der Vollmonde und ewiger Mittsommernacht
Stadt der durchtränkten Böden
Stadt der Staudämme und plötzlich hereinbrechender Unwetter
Stätte der Freiheit und der Träume, der rituellen Schlachtung und Verehrung der göttlichen Elefanten Stadt der Bäume
O wie hast Du mich getroffen


III.
Dort, hinter der Hochschule zum ersten Mal, nachdem Du Dich mir tagelang eingeschmeichelt hattest, aus Augen wie Weltmeere, O Stadt der Weite und der Zeit, der Verheißung von Selbstbestimmung, wie konntest Du Dich mir so zeigen? Ich muss nun zurückkehren und weiterleben, in tiefer Kenntnis Deiner fernen Anwesenheit, verwirrt und verlassen, unfähig zu sprechen und zurückgeworfen auf das, was ich selbst nie bin. Mein Verlangen erfüllt mich und kennt nur einen Ausweg, O Stadt der Stahlkräne und Baustellen.


IV.
Übrigens steht Dir die Melone im Gesicht hervorragend. Sogar damit siehst Du noch gut aus. Schaffst es, die Tragik der Situation zur Unantastbarkeit zu stilisieren, wie die alten Griechen. Und das auch noch in Griechenland. Alles ist alles bleibt alles ist alles bleibt. Und geht. Für immer. Bis immer. Fast hätte ich Amen gesagt und eigentlich wollte ich Dich ja in der Nikolaikirche treffen. Ich finde das Deckenfresko dort wahnsinnig psychedelisch. Wenn man sich darin versenkt, beginnen die Blumen tatsächlich zu wachsen, zu wehen im ewigen Wind, der nur hier weht. Auf bald, O Stadt der Plätze und Gärten, der Parks und Wege, die sind was sie sind und alle Grundsätze damit zur Kapitulation zwingen. Auf bald.


Anmerkung von deflyn23:

21.06.2013

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (27.07.20)
Keine Ahnung, um was es hier gehen soll. Aber es hat sich über sieben Jahre niemand für diesen Text interessiert, da bin ich vermutlich nicht alleine.

 deflyn23 meinte dazu am 27.07.20:
Fühlst du dich jetzt besser?

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 27.07.20:
Um mich geht es hier nicht.

Kritische Selbstreflektion: Warum. glaubst Du, stieß der Texte auf so wenig Interesse?

 deflyn23 schrieb daraufhin am 27.07.20:


Reichweite oder Diskussionsbeiträge sind für mich keine relevanten Kriterien bei der Bewertung eines Textes.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 28.07.20:
Sondern? Was sind Deine Kritierien?

 deflyn23 ergänzte dazu am 28.07.20:
Wie du in deinem Profil so schön schreibst: »Was zählt ist der Text, so wie er dasteht, sonst nichts!«

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 29.07.20:
Was heisst...?

 deflyn23 meinte dazu am 29.07.20:
Muss ich dir jetzt deinen Profiltext erklären?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.10.22 um 13:30:
Leider hinterlässt der Text nur Ratlostigkeit.

Nun gut, warum nicht.

 deflyn23 meinte dazu am 09.10.22 um 17:16:
Na da hat aber mal wieder jemand Langeweile.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.10.22 um 17:25:
Das war noch nicht ausdiskutiert, jetzt ist's!

War erfrischend.

 deflyn23 meinte dazu am 09.10.22 um 18:19:
Wir lesen uns wieder in zwei Jahren  ;)

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.10.22 um 18:26:
;)

 Regina (27.07.20)
Hier geht es vor allem um Atmosphäre, zu der auch ein Hauch von Beziehung gehört. Aber zu wenig Drama. Der Leser bleibt ausserhalb des Erlebten.

 deflyn23 meinte dazu am 27.07.20:
Danke.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 29.07.20:
Ach Regina, wärst Du auch auf diesen Text gestoßen, hätte ich ihn nicht kommentiert?

 deflyn23 meinte dazu am 29.07.20:
Dein Geltungsdrang ist ja wirklich grenzenlos.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 30.07.20:
Beleidigungen der Kommentatoren haben noch keinen Text besser gemacht.

 deflyn23 meinte dazu am 30.07.20:
Merkst du eigentlich noch irgendwas?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 30.07.20:
Dass hier Kommentatoren beschimpft werden? Ja, habe ich bemerkt, Danke für den Hinweis.

 Regina meinte dazu am 05.08.20:
Beanspruchst du hier ein Recht auf Erstausgrabungsmonopol unkommentierter Texte? Gina

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.10.22 um 13:31:
Ich mag einfach nur die kV-Funktion "Zufallstext". Ist das ein Verbrechen?
blackdove (37)
(30.07.20)
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 deflyn23 meinte dazu am 30.07.20:
Danke Dir, schwarze Taube!

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 09.10.22 um 13:32:
"Die Wahrheit des Autors ausdrücken" - was bedeutet das?

Leipzig als Frau - interessanter Vergleich/Gedanke, daraus solltest Du mehr machen, ernsthaft!
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