Wie ich die Zeit durchblätterte

Tagebuch

von  Kontrastspiegelung

Als ich in das Fotoalbum blickte
stand ich nach fünfzehn Jahren
mit einem Mal irgendwo zwischen
mir und meinem Heimatland

Trotz äußerster Zurückhaltung
und innerer Ruhe
fand ich mich in einem
Gefühlschaos wieder

Dabei bemerkte ich
wie die Zeit sich schleichend
an mir vorbei blätterte

Ich fand mich suchend
nach der befreienden Antwort
um mich vom Zeitgeist loszubinden

auch wenn ich insgeheim begriff
dass ich nur nicht wahr haben wollte
was mich bedrückte

Alles, was ich zurück bekam
waren vertraute und
verschwommene Schnappschüsse
voller tugendhafter Erinnerungen

meine uneingestandenen
Ängste vor dem Altwerden

und fünfzehn
verpasste Jahre


Anmerkung von Kontrastspiegelung:

Gesprochen von Lluviagata
und ein herzliches Dankeschön!

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Kommentare zu diesem Text


 susidie (25.06.13)
Ein wunderschöner gelungener Text der das Gefühlschaos förmlich verspüren lässt....verstärkt noch durch die wunderbare Vertonung - Kompliment an Verfasser und Sprecher - :)

 Kontrastspiegelung meinte dazu am 25.06.13:
Dankeschön! :)
Es freut mich sehr, dass es dir gefällt und danke dir für den Besuch! :D

LG, Konti

 princess (25.06.13)
Eine Zeitreise, in der LyrI mit den Seiten des Fotoalbums durch die Jahre blättert: sehr schön finde ich das! Der Ansatz wäre es vielleicht sogar wert, anstelle der Wiederholung der ersten Zeile in die Überschrift übernommen zu werden, als blättern oder so was in diese Richtung.

Besonders gut gefällt mir dieses Bild, sich auf der Suche
vom Zeitgeist loszubinden
Das betont die Bereitschaft des LyrI, sich ernsthaft auf die Reise einzulassen, in Vergangenes einzutauchen. Das doppelte
nicht wahr haben wollen
im letzten Drittel irritiert mich hingegen ein wenig. Wenn LyrI erkennt, dass es da etwas gibt, das es nicht wahrhaben will, wie kann es dann gleichzeitig nicht wahrhaben wollende Ängste auf den Schnappschüssen erkennen?

Ein schöner, ein berührender Text, liebe Kathi. Und sehr einfühlsam von Lliuviagata gesprochen. Kompliment an auch beide!

Liebe Grüße, Ira

 Kontrastspiegelung antwortete darauf am 25.06.13:
Hallo liebe Ira,

das mit der Überschrift werde ich mir noch (mal) überdenken!

Ja das LyrI weiss insgeheim was sie bedrückt, doch nicht wahr haben will, dennoch gibt sie sich die Mühe den Zeitgeist los zu werden. Und je tiefer sie ins Album blickt/ sich langsam eingesteht, desto mehr bekommt sie auch, die nicht wahr haben wollenden Ängste zu Gesicht.
Du musst bedenken, dass zwischen dem letzen Wort "bedrückt" und dem darauffolgenden Wort "Alles" eine Zeitspanne liegt, in der es nicht mehr jetzt ist, sondern schon das nächste Bild, nächster Gedanke in der nächsten Minute ist.
Bissle chaotisch, ich weiss, aber es ist nun mal eine chaotische gefühlte Gedankenzeitreise. :-P

Dankeschön für das Kompliment! Freue mich darüber, ich wollte Lulus Stimme für den Text nicht grundlos haben! :D

und verbleibe mit lieben Grüßen, Kathi

 princess schrieb daraufhin am 25.06.13:
Ich verstehe. Wenn ich sprachlich ein bisschen rumspiele, kann ich zum Beispiel so den Sinn erkennen:

Alles, was ich zurück bekam
waren vertraute und
verschwommene Schnappschüsse
voller tugendhafter Erinnerungen

meine nicht gesehenen
Ängste vor dem Altwerden

und fünfzehn
verpasste Jahre

Ich hänge fest an diesem nicht wahr haben wollende Ängste. Was soll das denn bedeuten? Ängste, die LyrI nicht wahrhaben will? Also ungesehene Ängste? Und müsste es dann nicht heißen nicht wahrgehabt haben wollende Ängste, was natürlich fürchterlich klingt aber den Sinn wiedergäbe? Oder sind Ängste gemeint, die ihrerseits irgendetwas nicht wahrhaben wollen? Also unsehende Ängste? Du siehst: ich kann auch chaotisch! )
(Antwort korrigiert am 25.06.2013)

 Kontrastspiegelung äußerte darauf am 25.06.13:
So, nun aber...
Es sind mal etwas anders/ schöner formuliert, "uneingestandenen Ängste". Die ich erstmal mit dem sauberen Fernglas suchen musste :-P

Bei dem Chaos... :D

 princess ergänzte dazu am 25.06.13:
:-)
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