Selbstbeschränkung der Willensfreiheit

Glosse zum Thema Wille/ Willensfreiheit

von  loslosch

Interdum enim enixe petimus id, quod recusaremus, si quis offerret (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Manchmal bitten wir inständig um etwas, was wir zurückweisen würden, wenn es uns jemand offerieren würde.

Eine merkwürdige Sentenz, auf den ersten Blick. Bei näherem Betrachten gewinnt sie aber an Reiz und Aussagekraft. Selbst Erlebtes: Der wohlgenährte, schon etwas ergraute Bürosachbearbeiter einer privaten Firma ächzte und stöhnte ob seiner hohen Arbeitsbelastung. Die im Großraumbüro anwesenden Kolleg(inn)en mussten ertragen, dass seine Selbstbemitleidung auch die Mühen der gemeinschaftlichen Getränkekasse mit einschloss. Dann trat der gestresste Herr den überfälligen Kurlaub an. Während seiner Abwesenheit kamen die Mitarbeiter überein, ihn künftig von den Pflichten der Getränkeabrechnung zu entbinden. Kaum war der liebe Herr Käfferbitz gestärkt und erholt aus dem Kurlaub zurück, wehklagte und jammerte er: Nichts traut ihr mir zu. Nun habt ihr mir auch noch die schöne Getränkekasse weggenommen.

Senecas Sentenz ist gut übertragbar auf Grenzsituationen in Paarbeziehungen: Behutsame Zurückweisung beflügelt Interesse und Neugier, Gegenteiliges mag Gegenteiliges bewirken.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (19.07.13)
Nun, für dein Beispiel gilt eben der Satz: "Ich arbeite, also bin ich!" Umgekehrt: Wer nicht arbeitet, ist nicht. Kein Wunder dass der Herr da lieber überarbeitet ist...

 loslosch meinte dazu am 19.07.13:
ja, diese arbeitstiere (arbeit-stiere) sind oft melancholiker, sehr begrenzt leistungsfähig. sicher hat fast jeder solche originale erlebt.
Graeculus (69)
(19.07.13)
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 loslosch antwortete darauf am 19.07.13:
ja, nicht sehr häufig. es gibt diese originale. in fast jedem schlummert ein wenig davon.
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