Antike Orakelstätten - göttlichen oder dämonischen Ursprungs?

Essay zum Thema Historisches

von  Bluebird

In der Antike war das Erfragen eines Orakels gang und gäbe. Es sollte groß und klein meist bei Entscheidungsfindungen helfen und/oder einen Blick in die Zukunft gewähren. Zu diesem Zwecke suchte man eine der damaligen Orakelstätten auf, etwa das Zeus-orakel in Dodona, das dem Gott Amun gewidmete Orakel in Siwa (Lybien) oder das Apollon-Orakel zu Delphi, um nur einmal die drei berühmtesten unter ihnen zu nennen.
    Für die dort jeweils tätige Priesterschaft war die dort betriebene Orakelerstellung über Jahrhunderte ein durchaus einträgliches Geschäft. Insbesondere auch dadurch, dass sich gelegentlich ein Orakel für einen Großen und Mächtigen als spektakulär zutreffend erwiesen und diese Kunde sich werbewirksam wie ein Lauffeuer im ganzen Mittelmeerraum verbreitet hatte.

Mit Aufkommen und Ausbreitung des Christentums wurde das Orakelwesen dann aber als das bezeichnet, was es meiner Ansicht nach dem Ursprung und Wesen auch wirklich ist, nämlich als Teufelswerk. Augustinus, der Bischof von Hippo und ein maßgeblicher Kirchenlehrer, bestritt keineswegs die teilweise recht erstaunlichen Ergebnisse von Orakelbefragungen, aber ordnete es unter von Dämonen gewirkte Zauberei und Magie ein. Im Gegensatz zu den göttlich gewirkten Wundern und Prophetien des Alten und Neuen Testaments.
  Ich denke, dass diese Unterscheidung  hilfreich ist. Göttliche gewirkte Wunder und Prophetien gibt es heute auch noch. Aber auch einen beängstigend sich ausbreitenden Esoterikboom mit Pendeln, Befragung der Tarotkarten oder des I Gings, Handlinienlesen und Wahrsagerei, um nur mal einige Sachen zu nennen. Ich würde dies nicht als bloßen Humbug oder Hokuspokus abtun wollen, aber die meisten ahnen nicht einmal, auf wen und was sie sich da einlassen.

Denkanstoß:
Des Menschen Sehnsucht nach Sinn und Spirituellemist nachvollziehbar, aber man sollte sich da doch besser an die richtige Adresse wenden.


Anmerkung von Bluebird:

Weiterführede Literatur: "Das Geheimnis der Orakel" von Philipp Vandenbergl

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

ChrisJ. (44)
(25.07.13)
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 Bluebird meinte dazu am 26.07.13:
Was ich als Kommentar zu dem von Ekkehard Mittelberg geschrieben habe, passt auch hier!

 EkkehartMittelberg (25.07.13)
Auch ich frage mich, wo du die Grenze zwischen göttlich gewirkten Phrophetien und Wahrsagerei ziehen willst.
LG
Ekki
ChrisJ. (44) antwortete darauf am 25.07.13:
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 Bluebird schrieb daraufhin am 26.07.13:
Es ist nicht so einfach, auf diese Frage in zwei, drei Sätzen zu antworten. Aber ich beabsichtige diese TRENNLINIE noch recht klar zu ziehen.

Für jetzt nur so viel: Das es übernatürlich gewirkte Orophetien gibt - welchen Ursprungs auch immer- steht für mich auch aufgrund persönlicher Erlebnisse außer Frage. Es geht - für mich - nur noch um die richtige Ein - bzw. Zuordnung.

Ein kleiner Hinweis vielleicht noch: Vor meinem Glaubigwerden habe ich "Hardcore-Spiritismus" betrieben ( Habe ich in einem Buch Namens "Im Banne des Bösen" veröffentlicht - free share) Die Existenz einer dämonischen Welt ist - für mich- eine Gewissheit. Die göttliche Welt natürlich sowieso!

 Dieter Wal (25.07.13)
Hallo B.,

eine umfassende Einführung in antike Religionen findest du in M. Eliades "Geschichte der religiösen Ideen". Sinnvoll dabei finde ich in deinem Zusammenhang ein Buch über antike Mysterienreligionen, zu denen auch das Christentum gezählt werden kann (Spuren dazu z. B. Epheser 5,14). Es heißt: "Das Geheimnis der Mysterien" und ist von Marion Giebel, dtv. Das Vandenberg-Buch hab ich auch. Es ist weder wirklich grottig, noch kommt es dem Phänomen näher. Er hat sich halt (leider) auch dafür interessiert und ein Buch geschrieben. Eliade und Giebel zeigen, dass sie solche Vorgänge verstanden. Vandenberg fand keinen Zugang. Richtig gut find ich W. F. Otto: Die Götter Griechenlands. Bücher Joseph Campbells kann ich dir wärmstens ans Herz legen. Paulus scheint nach seinen Briefen nicht wirklich Probleme mit den damaligen Mysterienreligionen gehabt zu haben. Sie waren aber teilw. Konkurrenz zum frühen Christentum in Rom und Kleinasien. Daher wurden sie selbstverständlich in Gemeindebriefen abgelehnt. Frühchristliche charismatische Phänomene wie Glossolalie uvam. zeigen, dass sich die Jesus-Bewegung bereits damals von der "reinen Lehre" Jesu entfernt hatte und synkretistisch neue religiöse Möglichkeiten der umgebenden Kulturen integrierte und adaptierte.

Angst vor fremden Religionen und Kulturen finde ich nie angebracht. Verteufelung ist menschlich nachvollziehbar, wo eben Angst herrscht. Christlich ist sie jedoch nicht. "Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollkommen in der Liebe.", findet sich im NT.

Gruß
D.
(Kommentar korrigiert am 25.07.2013)

 ViktorVanHynthersin äußerte darauf am 25.07.13:
Vielen Dank für die Einordnung von Vandenberg und Deinem Kommentar, ich schließe mich ihm gerne an.
Herzliche Grüße
Viktor

 Bluebird ergänzte dazu am 26.07.13:
Ich muss zugeben, dass Vandenberg natürlich recht populär-wissenschaftlich schreibt. Mit "Unterhaltsamen" bekommt man natürlich mehr Leser. Trotzdem finde ich, dass er einen recht guten Einblick in das antike Orakelsystem vermittelt

Was die Unterscheidung "göttlich" und "dämonisch" angeht, so bin ich stark von persönlichen Erlebnissen beeinflusst (siehe meinen Kommentar zu dem von Ekkehard Mittelberg) Ich will diese Fragestellung aber auch noch "sachlicher" behandeln.

 Dieter Wal meinte dazu am 26.07.13:
Zahlreiche Formen sensitiver Wahrnehmung sind wesentlich weiter verbreitet, als die meisten Menschen vermuten. Tabu-Thema. "Darüber spricht man nicht." Bei Fragen findest du  dort immer kompetente und freundliche Ansprechpartner.

Lesenswerte Literatur z. Thema Teufel:

Klaus Berger: Wozu ist der Teufel da?

Gustav Roskoff: Geschichte des Teufels

Allgemeiner, vielleicht interessanter:

Jean Delumeau: Angst im Abendland - Die Geschichte kollektiver Ängste im Europa des 14. bis 18. Jahrhunders
(Antwort korrigiert am 26.07.2013)
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