Harmonie

Prosagedicht zum Thema Momente

von  unangepasste

Die Stunden des Frühlings
schmecken gelb auf der Zunge,
wenn sie still stehen
und als Licht
zwischen Sonne
und Regenfäden hängen.

Manchmal tanzen wir dort oben,
springen auf den Farben in das glänzend Weite
und kommen sanft auf ihrer Brücke wieder auf,
die uns für Augenblicke über müdem Alltagstreiben trägt.

Worte schwirren von rechts und links
und sammeln sich in einem einzigen Gedicht,
und einen Atemzug lang
bilden unsre Schatten Schlösser.

Doch dann entfernen sich
Licht oder Wassertropfen
und der Regenbogen bricht
unter unsren Füßen.
Wir taumeln
und fallen allein,
landen verletzt
und herbstrot
auf hartem Boden.

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Kommentare zu diesem Text


 W-M (11.08.13)
sehr stark, gefällt mir ungemein gut! Klasse, fließend, weich und doch so hart! sehr gelungen.

 Dieter Wal (11.08.13)
Wie eine moderne Antwort auf:

HYPERIONS SCHICKSALSLIED

Ihr wandelt droben im Licht

Auf weichem Boden, selige Genien!

Glänzende Götterlüfte

Rühren euch leicht,

Wie die Finger der Künstlerin

Heilige Saiten.



Schicksallos, wie der schlafende

Säugling, atmen die Himmlischen;

Keusch bewahrt,

In bescheidener Knospe,

Blühet ewig

Ihnen der Geist,

Und die seligen Augen

Blicken in stiller,

Ewiger Klarheit.



Doch uns ist gegeben,

Auf keiner Stätte zu ruhn,

Es schwinden, es fallen

Die leidenden Menschen

Blindlings von einer

Stunde zur andern,

Wie Wasser von Klippe

Zu Klippe geworfen,

Jahrlang ins Ungewisse hinab.


In beiden Gedichten recht harte Landungen. Wunderschön. Ich glaube, Regenbögen unter unseren Füßen sind eher selten tragfähig, aber ein aussagekräftiges Bild.
(Kommentar korrigiert am 11.08.2013)

 styraxx (17.08.13)
Ein wahres Kompendium aus sorgfältig ausgewählten Bildern und Metaphern. So z.B. wenn Schatten Schlösser bilden. Ein stark assoziativer Text. Gefällt mir sehr. LG

 HerrSonnenschein (21.08.13)
Große Klasse!
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